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Wimmelbilder Von Christoph Wurzel / Foto: Barbara Aumüller Otello hat in der Inszenierung von Andreas Kriegenburg den Krieg niemals verlassen, insofern kommt er auch nicht richtig auf Zypern an – und dies auch im übertragenen Sinn, denn auch hier wird haarscharf am Stück vorbei inszeniert. Dem Geschehen wird beinahe jede Spannung genommen, denn Kriegenburg lässt die Handlung vor zahlreicher Zeugenkulisse in einer Art Lagerhalle spielen (Bühne: Harald Thor). Man weiß nicht, sollen diese Menschen in den ringsum übereinander liegenden Kojen Flüchtlinge oder Kriegsgefangene sein – auf jeden Fall stören sie mit ihren kleinen Beschäftigungen die Konzentration auf die Kernhandlung, die Otello, immer im Dienst, anscheinend vom Schreibtisch aus zu organisieren versucht. Und dies sei auch sein Problem, so meint Kriegenburg im Programmheft, denn als Feldherr kenne er keine Privatsphäre und wo er ihr ausgesetzt sei, da scheitere er. Daher also die stete Öffentlichkeit der Wimmelbilder im Hintergrund, die es aber dem Publikum so schwer machen, den Focus zu finden. Nur wenn Otello und Desdemona allein sind, wird mit Vorhängen ein intimer Raum für sie abgetrennt. Nur hier wird deutlich, dass die Inszenierung auch auf psychologische Darstellung setzt, hier gelingt szenische Glaubwürdigkeit. Entsprechend der Anlage der Titelrolle aber bleibt die Liebesszene im 1. Akt kühl. Otellos Liebesunfähigkeit lässt Emotionalität kaum entstehen, ganz gegen das, was die Musik sagt. In der Schlussszene dagegen ist er wieder ganz in seinem Element, brutal bricht der Krieger seiner Frau das Genick. 1. Akt: Als Feldherr immer im Dienst José Cura sang diesen Gefühlskrüppel routiniert, aber ohne Glanz mit etwas enger Höhe und einigen Tenorallüren (Verschleifen der Töne). Barbara Frittoli war eine anrührende Desdemona, im Lied von der Weide und dem Ave Maria sang sie zart und empfindsam. Thomas Johannes Mayer entwickelte als Jago ein bisschen zu viel Hektik auf der Bühne, was als Beweis für Dämonie darstellerisch nicht ganz ausreichte. Und stimmlich beglaubigte er diese auch nicht besonders. Dass er sein Credo vor Publikum verkünden muss, nämlich ausgerechnet Kindern, ist eines der Missverständnisse dieser Regie. Als Cassio gefiel der Stipendiat des Förderkreises Matthew Newlin. Es schien, als habe sich an diesem Abend auch im Orchester eine gewisse Konzentrationsschwäche breitgemacht. Donald Runnicles ließ (zumindest vor der Pause) die Zügel mitunter schleifen und sorgte nicht immer für eine sängerfreundliche Lautstärke des Orchesters. So entfaltete Otello an diesem Abend nicht seine volle Strahlkraft. Weitere Rezensionen zum
Verdi-Schwerpunkt 2013
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Produktionsteam
Musikalische
Leitung
Orchester der
Solisten
Otello
Jago
Cassio
Desdemona
Cassio
Montano
Emilia
Herold
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