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Animation, Performance und Oper Tamino und die drei Damen im Magen des Drachen Selbst wenn man die Attraktivität der ästhetischen Mischung aus Animation und Performance nicht nachempfindet, der Versuch, die Zauberflöte zu entstauben, sie ins 21. Jahrhundert zu transportieren ist gelungen. Langatmige Dialoge fallen weg – zu Lasten eines Großteils der Papagena-Auftritte. Die Handlung ist durch der Stummfilmästhetik entnommene Zwischentitel ersetzt. Kontrastierend zur Opernmusik erklingt zu den Textblöcken von Laura Poe ausdrucksstark interpretierte Hammerklaviermusik – Ausschnitte aus Mozarts Fantasien in c- und d-Moll. Gestrichen wurde neben den feierlichen Akkorden die gröbste, frauenfeindliche Peinlichkeit dieser Oper, das Duett „Bewahret euch vor Weibertücken“; bearbeitet - die rassistisch anmutende Figur des Monostatos. Er erscheint als Nosferatu. Die bewegte, oft mechanisch dekorative Video-Animation entschlackt vor allem die betulich weihevollen, mystischen Momente des 2. Aktes. Statt gelehriger Schwarz-Weiß-Malerei präsentieren Susan Andrade, Paul Barritt und Barry Kosky fantasievolle Märchen-, Traum- und Alptraumwelten. Wer will, kann sich psychoanalytisch z.B. mit dem Subtext der Königin der Nacht als Spinne auseinandersetzen, sich an einigen witzigen Regieeinfällen erfreuen oder einfach die Musik Mozarts und die wunderbaren Stimmen genießen. Pamina und Papageno besingen im Duett den Triumph der Liebe. Axel Kober setzt - ganz im Sinne der szenischen Interpretation - auf ein transparentes Klangbild, rhythmisch federnde Leichtigkeit und kontrastierende Tempi. Zu einem stimmlich faszinierenden Ensemble gesellt sich ein Priesterchor, der mit fein abgestuftem, transparentem, homogenem Klang und tenorialem Glanz bezaubert. Die Rolle der Gesangssolisten ist neu. Sie interagieren nicht, sondern wirken – sobald sich die entsprechende Drehtür auf der Leinwand öffnet - wie ausgestellte, seelenlose Figurinen einer mechanischen Uhr. Was mit dem feierlich-priesterlichen Ton der Sarastro-Arien harmoniert – von Thorsten Grümbel in gemessenem Tempo, satt und klangschön auch in den tiefen Registern interpretiert – verträgt sich nicht mit Mozarts Interpretation der Königin der Nacht. Wenn ihr auch der Spitzenton im Schwanken zwischen mütterlichem Schmerz und blindem Hass versagt blieb, der leidenschaftliche Hass-Ausbruch der zweiten Arie mit seinen Koloraturketten, Intervallsprüngen und Staccati gelingt Heidi Elisabeth Meyer so virtuos und überzeugend, dass sie dem Publikum den fast einzigen, spontanen Szenenapplaus des Abends entlockt. Den anderen gibt es in der Premiere für das empfindsam interpretierte Duett von Anke Krabbe und Richard Sveda „Bei Männern welche Liebe fühlen“. Und Anke Krabbe fasziniert als Pamina nicht nur mit warm grundiertem, klangschönem, mal leicht vibrierendem, mal schlanken Sopran und differenzierter, musikalischer Gestaltung. Sie überzeugt auch durch eine die musikalische Interpretation unterstreichende Gestik, Mimik und Körperhaltung. Jussi Myllys ist ein mal empfindsamer, mal schwärmend verzückter Tamino mit leicht metallisch gefärbtem Timbre, Richard Sveda ein lyrisch gefärbter Papageno mit einer Katze an seiner Seite, die er ab und zu streicheln darf. Wunderbar klangvoll und schillernd fasziniert Sylvia Hamvasi als erste Dame unterstützt von Marta Márquez und Katarzyna Kuncio. Ich habe mich am Ende dieses Abends gefragt, wie die dekorativ-märchenhafte Inszenierung wirken würde, wenn – kontrastierend zum Bild - die musikalische Interpretation die emotionale Vielfalt, die Empfindsamkeit, den Pathos und die Dramatik der Musik Mozarts noch stärker hervorheben, sich der Ästhetik des Bildes widersetzen würde.
Eine märchenhaft
dekorative, humorvolle Inszenierung gepaart mit wundervollen
Stimmen und einem leichten, transparenten musikalischen Klangbild Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
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