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Repertoirepflege nach Rheinopernart
Von Stefan Schmöe / Fotos von Hans Jörg Michel
Zwischenzeitlich wachsen Blumen aus dem Spiegelparkett: Violetta Valéry (Brigitta Kele), kurzzeitig glücklich
Die Deutsche Oper am Rhein greift auf Bewährtes zurück: Nicht nur wird mit Verdis La Traviata ein Publikumsschlachtross erster Güte auf den Spielplan gesetzt, sondern auch gleich eine publikumserprobte Inszenierung dazu eingekauft. Andreas Homoki hat die Regie in der Spielzeit 1996/97 an der Oper Leipzig erarbeitet. Unter Spardruck ist es ja nicht ganz falsch, gute Produktionen zwischen verschiedenen Häusern auszutauschen - wobei diese Traviata auch schon am (für solches Stücke-Sharing arg nahe gelegenen) Theater Bonn zu sehen war. Ob ein Landeshauptstadttheater im Verdi-Jubiläumsjahr nicht eigene künstlerische Ambitionen auch im Hinblick auf die Regie pflegen sollte, steht auf einem anderen Blatt. Ende des Glücks: Violetta Valéry (Brigitta Kele) und Giorgio Germont (Laimonas Pautienius)
Repertoiretauglich ist Homokis Inszenierung allemal. Ein spiegelglattes, leicht schräg gestelltes Parkett vor Rundhorizont bildet das schlichte Bühnenbild (Frank Philipp Schlößmann), in dem mit wenigen Requisiten, aber in exquisiten historisierenden Kostümen (Gabriele Jaenecke) ohne erkennbare Stückausdeutung ziemlich konventionell gespielt wird. Das ist keine realistische Sichtweise, sondern setzt mehr auf symbolische Bilder: Immer wieder bildet der Chor eine Front gegenüber der unglücklichen Violetta. Man muss die Traviata wahrlich nicht immer neu deuten, und so ist dieser immer schön anzusehende Ansatz nicht der schlechteste. Es bleibt den Sängern überlassen, mit Bühnenpräsenz und engagiertem Spiel Akzente zu setzen. Jeder Gastsänger kann in Windeseile eingewiesen werden, und falsch machen kann man bei etwas Bühnenerfahrung eigentlich nichts. Schlimmstenfalls wird es trotz der hübschen Ausleuchtung (Volker Weinhardt) ein bisschen langweilig, wie auch in dieser Premiere mit unprätentiöser, aber auch recht pauschaler Gestik der Hauptdarsteller. Kartenspieler (Ensemble)
Die hatten wohl genug damit zu tun, den musikalischen Part zu meistern. Die rumänische Sopranistin Brigitta Kele hat eine in der Mittellage attraktive, flammend leuchtende, aber nicht sehr große Stimme, ohne besonderes Fundament, problematisch wegen einer engen, unsicheren Höhe. In die Partie muss sie noch hineinwachsen - sie hat einige schöne Momente, aber vieles war doch mit erkennbarer Mühe gestemmt. Die erste, natürlich sehr schwierige Arie Ah, fors'e lui che l'anima wurde zum Zitterspiel mit wegbrechenden Spitzentönen. Viele Stellen verschleppt die Sängerin, für die vokale Attacke fehlen die Reserven. Immerhin gewann die Sängerin in der zweiten Hälfte an Sicherheit: Auch der Alfredo ist mit Jussi Myllys zu leicht besetzt das ist viel mehr ein Mozarttenor, der einige Passagen recht gut verinnerlicht hat, aber fast nie wirklich nach Verdi klingt, keine italianitá besitzt, im Ausdruck viel zu brav bleibt. Die Rheinoper hat beide Partien dreifach besetzt (die Violetta singen alternierend auch Olesya Golovneva und Miriam Clark, den Alfredo Andrej Dunaev und Ovidiu Purcel). Vielleicht hat man die Premiere bewusst mit jungen, schlanken Stimmen (und einem optisch attraktiven Paar) besetzen wollen glücklich war diese Entscheidung nicht, auch wenn beide sicher Entwicklungspotential besitzen. Das Ende: Violetta (Brigitta Kele) und Alfredo (Jussi Myllys)
Solide singt Laimonas Pautienius als Vater Giorgio Germont. Zwar hat die Stimme nicht allzu viel Farbe und Klangfülle, die Partie ist aber mit etwas altväterlichem, darin ja nicht unpassendem Gestus etwas geradlinig ausgesungen. Die kleineren Partien sind akzeptabel, aber auch ohne besondere Glanzpunkte besetzt. Sehr differenziert und klangschön singt der von Christoph Kurig einstudierte Chor, mit angenehm kultiviertem Vibrato, sorgfältiger Ausgestaltung und wechselnden Klangfarben. Hier und da gibt es ein paar Unstimmigkeiten mit dem Orchester. Auch das spielt über weite Strecken sehr genau und nuanciert, und Kapellmeister Lukas Beikircher hat Gespür für diese Musik nur hat er eben auch alle Hände voll damit zu tun, die rhythmisch ungenauen Sänger aufzufangen und die leichten Stimmen zu tragen. Aber Chor und Orchester gehören zu den Pluspunkten des Abends.
Eine optisch attraktive, unaufgeregte und unaufregende Regie müsste sängerisch gefüllt werden was am Premierenabend bestenfalls in Ansätzen gelang. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Co-Regie
Bühne
Kostüme
Licht
Chor
Dramaturgie
Solisten
Violetta Valéry
Alfredo Germont
Giorgio Germont
Flora Bervoix
Annina
Gastone
Barone Douphol
Marchese d'Obigny
Dottore Grenvil
Giuseppe
Diener
Kommissionär
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