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Die Liebe der Danae

Heitere Mythologie in drei Akten
Text von Joseph Gregor
nach dem Entwurf Danae oder Die Vernunftheirat (1919) von Hugo von Hofmannsthal
Musik von Richard Strauss


In deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 3 h 15' (eine Pause)

Premiere der Konzertanten Aufführung an der Oper Frankfurt am 15. Juni 2014

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Oper Frankfurt
(Homepage)
Ein besonderes Geburtstagsgeschenk

Von Thomas Tillmann

Ist es Liebe, die man für Richard Strauss' am 16. August 1944 als öffentliche Generalprobe in Salzburg uraufgeführte Liebe der Danae empfindet? Oder doch nur Bewunderung für die handwerklich natürlich meisterhaft gemachte und vor allem instrumentierte Oper des achtzigjährigen Komponisten? Strauss selber hielt den dritten Akt für eine seiner besten Arbeiten, und tatsächlich gibt es vor allem da wirklich ganz wunderbare Momente, nicht zuletzt die große Sopranszene "Wie umgibst du mich mit Frieden" (Ernst Krause spricht von einer "schubertisch reinen B-Dur-Cavatine") und natürlich das letzte Orchersterzwischenspiel, das man unter dem Titel "Jupiters Verzicht" kennt. Manch einer empfindet das Werk nur als Querschnitt des gesamten Schaffens (und tatsächlich erwischte sich auch der Rezensent dabei, während der konzertanten Aufführung nach Zutaten zu suchen, die er aus anderen Strauss- oder auch Wagneropern kennt), man kann auch nachvollziehen, warum für die reguläre Uraufführung im Jahre 1952, die Strauss nicht mehr erlebte, ein paar beherzte Striche gemacht wurden, und auch bei der Frankfurter Premiere (am 11. Juni hatte es bereits beim Strauss-Festival in Garmisch-Partenkirchen ein Gastspiel mit denselben Mitwirkenden gegeben) wurde manchem Premierenabonnenten das hochdramatisch-spätromantische Rauschen zu viel, nach der Pause blieb der eine oder andere Platz leer, aber den gebliebenen Straussliebhabern war es doch eine Freude, die selten gespielte Oper anlässlich des 150. Geburtstags des Komponisten live zu erleben (statt des 150. Rosenkavalier, der indes in der kommenden Saison ebenso an der Frankfurter Oper neu herauskommt wie Die ägyptische Helena in konzertanter Form), vor allem weil mit dem Frankfurter Opern- und Museumsorchester ein erster Klangkörper zur Verfügung stand, der wunderbar farbig, schillernd, üppig aufblühend, mitunter auch wuchtig-massiv auf großartigem Niveau musizierte. Sebastian Weigle behielt dabei stets die Übersicht, es rauschte kontrolliert und nie effektheischend am Main.

Die Oper verbindet die Sage von Danae, der sich Jupiter in Gestalt eines Goldregens nähert, mit der von König Midas, dem sich alles, was er berührt in Gold verwandelt: Die Prinzessin Danae, die am Hof ihres hoch verschuldeten Vaters Pollux von Reichtum träumt, muss sich schließlich zwischen Gold und Liebe entscheiden, zwischen Jupiter und Midas, der nach Verlust seiner besonderen Fähigkeit nur noch ein einfacher Eseltreiber ist. So richtig heiter ist das Werk trotz erklärter Ansicht und trotz einiger Ansätze in den Szenen der einstigen Geliebten Jupiters indes nicht geworden - Strauss hatte eine Operette im Stile Offenbachs schreiben wollen und soll Librettist Gregor geraten haben, sich eine Elisir d'amore-Arie mit Caruso anzuhören, um zu begreifen, was ihm vorschwebte -, eher großformatig, philosophisch und musikalisch opulent. Sowohl inhaltlich als auch musikalisch sind die Parallelen zu Wagner unverkennbar, da blitzt doch vielfach der Ring des Nibelungen auf (dort ist es der Fluch des Goldes, hier die Überwindung des Goldes durch die Liebe), den Strauss auch musikalisch wiederholt durchschimmern lässt (Walter Keller bezeichnet das Werk gar als "Wagner-Oper aus Garmisch").

Anne Schwanewilms ließ sich wegen akuten Heuschnupfens ansagen und war vor allem im ersten Teil offenbar beeinträchtigt (was natürlich angesichts des Umstands, dass diese wie auch die Folgevorstellung für eine Veröffentlichung bei Oehms Classics mitgeschnitten werden, eine Katastrophe war, vielleicht reicht das Material aus der Generalprobe, bei der die Künstlerin dem Vernehmen nach noch keine Probleme hatte). Die Stimme hatte nicht den Glanz wie sonst, ein paar wenige Spitzentöne erwischte sie nicht, aber insgesamt verdient ihre Leistung in der Titelpartie mehr als Respekt. Ihr schlanker, instrumental geführter, pianostarker und doch durchdringender Sopran verfügt über die nötige Leichtigkeit für die Partie, und im letzten Akt wusste sie auch mehr und mehr durch das gesungene Wort zu berühren. Das gilt auch für Alejandro Marco-Buhrmester als Jupiter, wenngleich mir das letzte Bisschen an heldenbaritonaler Autorität und "Peng" fehlte, die Stimme ist doch die eines Kavaliersbaritons geblieben, und für nicht wenige extrem hohe und tiefe Töne musste der gebürtige Schweizer hörbar hart arbeiten. Auf der anderen Seite gab es da viele eindringliche lyrische, fast liedhaft gestaltete Momente, und auch die allerletzten Phrasen rechtfertigten den großen Jubel des Publikums.

Nicht alle Premierengäste waren dagegen glücklich mit der Leistung von Lance Ryan, der über weite Strecken eher auf Phonstärke als auf interpretatorische Feinheiten setzte, das Timbre ist sehr metallisch und schneidend durchdringend, ein bisschen stört auch das nicht geringe Vibrato bei manchem Ton, aber man muss auch sehen, dass Strauss hier ein weiteres Mal Tenöre vor eine schwer lösbare Aufgabe gestellt hat - es dürfte nicht viele Sänger geben, die den Midas so souverän bewältigen wie der Amerikaner.

Eine Freude war der frische, angenehm timbrierte Sopran von Karen Vuong als Xanthe, Peter Marsh war ein exzellent deklamierender, einige Komik verbreitender Merkur, während Beau Gibson mit seinem schlanken lyrischen Tenor als Pollux es nicht leicht hatte, sich gegen den riesigen Orchesterapparat durchzusetzen. Hervorragend besetzt waren die vier ehemaligen Geliebten Jupiters, auch deswegen, weil man eben Künstlerinnen ausgewählt hatte, die schon eine Weile in diesem Beruf arbeiten (Jupiters Bemerkungen sind weniger charmant und eindeutiger), mit Ausnahme der jungen Katharina Magiera, die mit zupackend-energischem, kräftigen, jungen Alt als Leda besonders überzeugte. Tanja Ariane Baumgartner war eine ausdrucksstarke Alkmene mit expressivem Fricka-Ton, die sehr involvierte Britta Stallmeister eine reife Semele, Barbara Zechmeister eine erst im dritten Akt richtig auftrumpfende Europa. Ganz zurecht wurden die Damen und Herren des Chores für eine glänzende Leistung, einen tollen Klang und die große Sorgfalt ihres Singens gefeiert (Einstudierung: Matthias Köhler).


FAZIT

Ohne Zweifel, Die Liebe der Danae ist ein wunderbares, wenn auch nicht perfektes Werk, wobei die zentral diskutierte Frage "Geld oder Liebe?" vielleicht doch so interessant ist, dass man eine szenische Deutung wagen könnte (wie von Kirsten Harms in Kiel und Berlin versucht). An dieser konzertanten Aufführung gab es nicht viel zu bemängeln, nur dies vielleicht am Rande: In der Pause bekam jeder Solist und jede Solistin ein Fläschchen sprudelndes Mineralwasser samt Glas an den Stuhl gestellt, von denen eines noch vor Beginn des dritten Aufzugs erwartungsgemäß zu Bruch ging, einer der Solisten brachte seine Trinkflasche gleich zu Beginn mit, ein zweiter ein Heißgetränk im Pappbecher, da wanderte auch das eine oder andere Halsbonbon aus der Gehrockinnentasche in den Mund, und gegen Ende wurde während des Duetts mit Danae unverhohlen getrunken. Das alles passte nicht zum würdigen Rahmen, pardon, und das hätte Richard Strauss bestimmt nicht goutiert.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Sebastian Weigle

Chor
Matthias Köhler



Chor der
Oper Frankfurt

Frankfurter Opern-
und Museumsorchester




Solisten

Danae
Anne Schwanewilms

Jupiter
Alejandro Marco-Buhrmester

Midas
Lance Ryan

Pollux, König von Eos
Beau Gibson

Xanthe,
Danaes Dienerin
Karen Vuong

Merkur
Peter Marsh

Vier Könige,
Neffen des Pollux
Michael McCown
Yves Saelens
Björn Bürger
Franz Mayer

Semele
Britta Stallmeister

Europa
Barbara Zechmeister

Alkmene
Tanja Ariane Baumgartner

Leda
Katharina Magiera



Weitere Informationen


Oper Frankfurt
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Da capo al Fine

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