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Meisterfeier!

Happy Birthday Britten, Verdi, Wagner

in englischer, italienischer und deutscher Sprache

Aufführungsdauer: ca. 2 h 45' (eine Pause)

Premiere im Theater Hagen am 8. September 2013


Logo: Theater Hagen

Theater Hagen
(Homepage)
Geburtstagsfeier für drei Jubilare

Von Thomas Molke / Fotos von Stefan Kühle (Rechte Theater Hagen)

Die runden Geburtstage der beiden Operngiganten des 19. Jahrhunderts, Wagner und Verdi, von denen jeder auf seine Weise die Entwicklung der Musikgattung Oper nachhaltig beeinflusst hat, und des 100 Jahre jüngeren Benjamin Britten, der zum einen Wagner und Verdi musikalisch verehrte, zum anderen aber auch den Beweis antrat, dass die Engländer einige Jahrhunderte nach Henry Purcell doch noch einen prägenden Einfluss auf die Opernszene ausüben konnten, werden in nahezu allen Opernhäusern und Konzertsälen der Welt in diesem Jahr umfangreich gefeiert. Größere Opernhäuser setzen dabei die Schwerpunkte des diesjährigen Repertoire-Betriebs auf alle drei Komponisten. Da man im Theater Hagen nicht allen dreien mit einem vollständigen Werk gerecht werden konnte, hat man sich ein besonderes Geburtstagskonzert zur Spielzeiteröffnung ausgedacht, in dem man unter dem eher mit Sport assoziierten Titel Meisterfeier Auszüge aus verschiedenen Opern der drei Jubilare zusammengestellt hat, mit denen das hauseigene Ensemble ohne irgendwelche Gäste die Qualitäten des Theaters unter Beweis stellen kann.

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Herbert Feuerstein mit Florian Ludwig und dem Philharmonischen Orchester Hagen im Hintergrund

Als weiteres Zugpferd für diese Veranstaltung hat man Herbert Feuerstein eingeladen, der seine Verbundenheit zum Theater Hagen bereits vor sechs Jahren gezeigt hat, als er in Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny die Partie des Sprechers übernahm. Während er damals natürlich ganz im Dienst des Stückes stand, bot ihm die Moderation des Konzertes wesentlich mehr Freiheiten, mit dem einen oder anderen Scherz seinen feinen Humor unter Beweis zu stellen, zum Beispiel mit einem Seitenhieb, dass sich sogar ein Medium, das "uns Kulturbürgern" ja eigentlich völlig fremd sei, den drei Jubilaren widme, das Fernsehen, was in der heutigen Zeit schon nahezu unvorstellbar sei. Während er allerdings zu den drei Jubilaren viele teils sehr erhellende Informationen einstreute und das Programm zumindest vor der Pause darauf bedacht war, in Dreierblöcken jeweils allen drei Komponisten gerecht zu werden, gelang es jedoch nicht immer, einen Zusammenhang zwischen den einzelnen Stücken herzustellen. Da musste schon einmal der bloße Begriff "Appetithappen" herhalten.

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"Ich sah das Kind": Dagmar Hesse als Kundry

Als inhaltlich gelungen kann der Block vor der Pause bezeichnet werden, in dem Wagners letztes Werk, Parsifal, Verdis letzter Oper Falstaff und Brittens Spätwerk A Midsummer Night's Dream gegenübergestellt wurden. Zunächst präsentierte Dagmar Hesse Kundrys Erzählung "Ich sah das Kind" aus dem zweiten Aufzug, wobei Hesse ihr Talent einmal mehr durch eine saubere Diktion und präzise Stimmführung unter Beweis stellen konnte. Nachdem man sie in Hagen in den vergangenen Spielzeiten bereits als Elsa im Lohengrin und Elisabeth und Venus im Tannhäuser erleben durfte, machte sie mit ihrer Interpretation deutlich, dass eine Inszenierung des Parsifal in Hagen zumindest nicht an der Besetzung der Kundry scheitern dürfte. Von diesen hehren Tönen, mit denen Kundry im Zaubergarten versucht, Parsifal zu verführen, ging es dann in einen etwas derberen Teil über, in dem Ford in seiner großen Arie "È sogno? O realtà?" die vermeintliche Untreue seiner Gattin Alice beklagt, obwohl diese dem Schürzenjäger Falstaff nur eine Lektion erteilen will. Nach diesen komödiantischen Klängen präsentierte dann der von Caroline Piffka einstudierte Kinder- und Jugendchor das Finale des zweiten Aktes aus Brittens A Midsummer Night's Dream, in dem die Elfen mit "On the ground, sleep sound" die Beteiligten des Stückes in den Schlaf einlullen wollen. Schläfrig sind die Zuhörer dabei nicht geworden, da der Klang der jugendlichen Stimmen eine sehr wohlige Atmosphäre verbreitete.

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"Träume": Veronika Haller

Gut passte auch der Anschluss der Musikstücke an Feuersteins kleinen Exkurs über Wagner / Verdi und die Frauen. Während Wagners Vertonung "Träume", ein Gedicht von Mathilde Wesendonck, die innige Verbindung zwischen ihm und der mit Otto Wesendonck verheirateten Kaufmannsgattin zum Ausdruck brachte, meinte Feuerstein in Preziosillas Kriegsaufruf "Rataplan, rataplan, rataplan" aus Verdis La forza del destino in gewisser Weise das Geschirr zerspringen zu hören, dass in Verdis ehelichen Auseinandersetzungen mit seiner zweiten Frau Giuseppina Strepponi buchstäblich zerschlagen wurde, als er die junge Sopranistin Teresa Stolz zu seiner neuen Muse erkor. Britten hingegen hatte mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Seine Beziehung zu dem Tenor Peter Pears hat ihn immer um seine gesellschaftliche Anerkennung kämpfen lassen, was sich auch in zahlreichen seiner Werke ausdrückte. Ein Beispiel ist die so genannte "Mob Scene" aus dem dritten Akt seiner wohl bekanntesten Oper "Peter Grimes", in der sich die Dorfgemeinschaft über den Sonderling Peter Grimes das Maul zerreißt und vom Bürgermeister Swallow einfordert, endlich etwas gegen diesen Einzelgänger zu unternehmen. Wie sich das Ensemble hier gemeinsam mit dem Chor und Extrachor zu einer bedrohlichen Masse entwickelt, geht unter die Haut.

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"Wahn! Wahn! Überall Wahn!": Rainer Zaun als Hans Sachs

Neben den bekannten Ensemble-Mitgliedern bot das Konzert auch den neuen Solisten die Gelegenheit, sich dem Hagener Publikum vorzustellen. Die Sopranistin Veronika Haller präsentierte in diesem Zusammenhang direkt zwei Stücke. Zunächst interpretierte sie die Elsa aus Lohengrin mit ihrer Szene "Euch Lüften, die mein Klagen", die kurz vor der verhängnisvollen Frage nach Lohengrins Namen steht. Mit weichem Sopran und guter Textverständlichkeit bot Haller ein überzeugendes Porträt der etwas naiven jungen Frau. Auch die Vertonung des Wesendonck-Gedichtes "Träume" gelang ihr mit weichen und innigen Bögen. Der zweite Neuzugang, der Tenor Kejia Xiong, kam nur im berühmten Falstaff-Finale "Tutto nel mondo è burla" in einer kleinen Partien zum Zuge, so dass abzuwarten bleibt, was man in der kommenden Spielzeit von ihm noch erwarten kann. Gewohnt souverän zeigte sich Rainer Zaun als Hans Sachs in dem großen Monolog "Wahn! Wahn! Überall Wahn!". Nach seinem Philipp II. aus Verdis Don Carlo legte Zaun erneut Zeugnis davon ab, dass er nicht nur ein hervorragender Buffo-Bass mit großer Spielfreude ist, sondern auch ernste Figuren glaubhaft darzustellen vermag. Kristine Larissa Funkhauser begeisterte mit einem feurigen "Rataplan, rataplan, rataplan" als Preziosilla aus Verdis La forza del destino. Auch Orlando Mason und Maria Klier überzeugten als Fiesco in Verdis Simon Boccanegra und Oscar in Verdis Un ballo in maschera.

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Raymond Ayers als Billy Budd mit "Look! Through the port comes the moonshine astray"

Star des Abends war allerdings Raymond Ayers, der sich als einziger solistisch mit allen drei Komponisten auseinandersetzen durfte. Den Anfang machte bei ihm Billy Budd. Sehr eindringlich gestaltete er die Szene "Look! Through the port comes the moonshine astray", in der Billy den neuen Tag erwartet, der ihm die Hinrichtung bringen wird. Leider wurde der musikalische Genuss von einem ständigen Sirren im Zuschauerraum gestört. Ob es sich dabei um ein defektes Hörgerät oder die Lüftung handelte, ließ sich leider nicht feststellen. Den Ford aus Verdis Falstaff stattete Ayers anschließend mit einer komödiantischen Arroganz aus. Höhepunkt war dann seine Interpretation vom "Lied an den Abendstern" aus Wagners Tannhäuser, wobei er als Wolfram zum einen bewegend leise Töne fand und sich zum anderen auch in den Höhen als absolut sicher erwies. Das Philharmonische Orchester lieferte unter der Leitung von Florian Ludwig eine solide Begleitung und lief in dem "Storm"-Interlude aus Brittens Peter Grimes zu Höchstform auf. So gab es am Ende großen Applaus für alle Beteiligten. Vielleicht hatte der eine oder andere noch auf "Libiamo" aus La Traviata als Zugabe gewartet. Dies gab es allerdings nicht.

FAZIT

Ein Konzert zu Ehren der drei großen Jubilare erweist sich als gute Idee, wenn der Spielplan oder die Größe des Hauses keine Möglichkeit bietet, allen drei Komponisten mit einem eigenen Werk gerecht zu werden.

Programm

Richard Wagner: Lohengrin: Vorspiel zum dritten Akt und Brautchor (Chor und Extrachor des Theater Hagen)

Giuseppe Verdi: Un ballo in maschera: "Volta la terrea" (Oscar - Maria Klier)

Benjamin Britten: Billy Budd: "Look! Through the port comes the moonshine astray" (Billy Budd - Raymond Ayers)

Richard Wagner: Lohengrin: "Euch Lüften, die mein Klagen" (Elsa - Veronika Haller)

Giuseppe Verdi: Simone Boccanegra: "Il lacerato spirito" (Fiesco - Orlando Mason)

Benjamin Britten: Peter Grimes: "Storm" (Interlude II)

Richard Wagner: Parsifal: "Ich sah das Kind" (Kundry - Dagmar Hesse)

Giuseppe Verdi: Falstaff: "È sogno? O realtà?" (Ford - Raymond Ayers)

Benjamin Britten: A Midsummer Night's Dream: "On the ground, sleep sound" (Finale des zweiten Aktes - Kinder und Jugendchor)

Giuseppe Verdi: Les vêpres siciliennes: Ouvertüre

Richard Wagner: Fünf Lieder nach Gedichten von Mathilde Wesendonck: "Träume" (Sopran - Veronika Haller)

Giuseppe Verdi: La forza del destino: "Rataplan, rataplan, rataplan" (Preziosilla - Kristine Larissa Funkhauser)

Richard Wagner: Die Meistersinger von Nürnberg: "Wahn! Wahn! Überall Wahn!" (Hans Sachs - Rainer Zaun)

Richard Wagner: Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg: "Lied an den Abendstern" (Wolfram von Eschenbach - Raymond Ayers)

Benjamin Britten: Peter Grimes: Szene aus dem dritten Akt (Mob Scene) "Mr. Swallow"
Mrs. Sedley - Kristine Larissa Funkhauser
Auntie - Marilyn Bennett
Swallow - Rainer Zaun
Hobson - Orlando Mason
Bob Boles - Richard van Gemert
Ned Keene - Raymond Ayers
Zwei Nichten - Veronika Haller, Maria Klier

Giuseppe Verdi: Falstaff: "Tutto nel mondo è burla"
Sir John Falstaff - Rainer Zaun
Fenton - Kejia Xiong
Mrs. Quickly - Marilyn Bennett
Alice - Veronika Haller
Pistola - Orlando Mason
Dr. Cajus - Richard van Gemert
Page - Kristine Larissa Funkhauser
Nannetta - Maria Klier
Ford - Raymond Ayers
Bardolfo - Matthew Overmeyer



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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Florian Ludwig

Einrichtung
Jan Bammes /
Thilo Borowczak

Chor
Wolfgang Müller-Salow

Kinder- und Jugendchor
Caroline Piffka

Dramaturgie
Dorothee Hannappel

 

Chor und Extrachor,
Kinder- und Jugendchor
des Theater Hagen

Philharmonisches Orchester
Hagen


Solisten

Moderation
Herbert Feuerstein

Sängerinnen und Sänger
Marilyn Bennett
Kristine Larissa Funkhauser
Veronika Haller
Dagmar Hesse
Maria Klier
Raymond Ayers
Richard van Gemert
Orlando Mason
Matthew Overmeyer
Kejia Xiong
Rainer Zaun


Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Theater Hagen
(Homepage)




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