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The Rocky Horror Show

Musical von Richard O'Brien
Book, Music and Lyrics: Richard O’Brien
Musikalische Einrichtung von Richard Hartley
Deutsche Dialog-Fassung von Frank Thannhäuser und Iris Schumacher
By Arrangement with BB Group GmbH and The Rocky Horror Company Ltd.


in deutscher Sprache, Songs in englischer Sprache (keine Übertitel)


Aufführungsdauer: ca. 2h 15' (eine Pause)


Premiere am 20. Juni 2014, Magdeburg Domplatz Open Air
(rezensierte Aufführung: 21. Juni 2014)

 



Theater Magdeburg
(Homepage)

Öffnet die Herzen ...

Von Joachim Lange / Fotos von Nilz Böhme)

Die Rocky Horror Show ist wohl das einzige Musical, bei dem die Zuschauer selbst für den Regen sorgen, der bei Freiluftevents sonst eher gefürchtet ist. In Magdeburg ist es jetzt vor der imposanten Dom-Kulisse nicht anders. Das Mitmachmusical, bei dem gleich am Anfang die Hochzeits-Reiskörner genauso sicher durch die Gegend geworfen werden wie später die Klopapierrollen, wenn der schöne Knabe ausgewickelt wird, den sich Frankn Furter als Sexspielzeug gebastelt hat.

Als das Musical 1975, zwei Jahre nach seiner Uraufführung, mit der Rocky Horror Picture Show den Film an die Seite bekam, wirkte das wie ein Popularitätsbeschleuniger. Ein Traum für jeden Produzenten! Heute ist die Rocky Horror Show das Musterbeispiel eines Kultklassikers. Ein Mehrgenerationenprojekt obendrein. Von U20 bis Ü50. Ein Selbstläufer. In Magdeburg hat man schon am Beginn der Aufführungsserie, deren letzte Vorstellung mit dem Endspiel in Brasilien zusammenfällt, Aufkleber fürs Plakat drucken lassen, die wegen der übergroßen Nachfrage eine Wiederholung für 2015 ankündigen.

Vergrößerung in neuem Fenster Brad und Janet gehen in Magdeburg mit dem Trabi auf die Reise

Und man kommt wirklich auf seine Kosten. Alle sind bestens vorbereitet. Die Mitspieler auf den Tribünen: Geschminkt, verkleidet, gut gelaunt, wurfstark und mitmachwillig. Das ist so bei Kultstücken. Da ist der harte Kern, der die Neulinge mitreißt, garantiert. Vor allem aber ist die Truppe auf der Bühne ein Musterbeispiel für ein geglücktes Show-Casting. Sie sehen nicht nur gut aus, können verführerisch mit dem Hintern wackeln und (Frauen wie Männer!) todsicher auf ihren Highheels herum stöckeln. Sie spielen und singen allesamt mit Hingabe und mit kraftvoller Stimme, können die Sprechtexte ohne Peinlichkeit dazwischen knallen, haben Bühnenpräsenz und Sexappeal.

Das ganze drum und dran funktioniert natürlich nur deshalb, weil die Songs und im Grunde auch die etwas krude Geschichte, aus der Richard OBrien 1973 seinen Geniestreich gebastelt hat, nach wie vor zünden. Regensicher und unsichtbar liefern Sebastian Domenico und seine Musiker den richtigen (und bestens ausgesteuerten) Sound; beindruckt Magenta Lucy Scherer schon als obskure Platzanweiserin mit ihrem rauchigen Kurzabriss der Filmgeschichte, zu dem die entsprechenden Plakate bereit stehen; haben das brave Pärchen Brad (Maximilian Mann) und Janet (Jeannine Mechele Wacker) mit einem abgasfahnenechten Trabi ihre Panne; muss der Erzähler Peter Wittig, ob im karierten Anzug oder als eine Mathias-Richling-Frau, tapfer gegen die unweigerlichen boring! (langweilig-)Rufe anplaudern; darf Marlon Wehmeier ein spindeldürr unheimlicher Riff-Raff sein und DSDS-Gewinner Tobias Regner mit dem Bike vorfahren.

Vergrößerung in neuem Fenster

Frank'n'Furter in Hochform

Für seinen ersten großen Auftritt gibts für Frank eine kleine Revue-Treppe, wenn sich das wuchtige Portal zum Spukschloss geöffnet hat. Geheimnisvoll mit einem goldenen Mantel verhüllt, so, als erwartete man den King of Pop. Zum Vorschein kommt Dominik Hess. Mit langen Stiefeln, Strapsen und schwarzen Locken  eine androgyne Dauerattacke auf jede Zurückhaltung in Sachen Sex. Ganz so subversiv, wie das vor 40 Jahren gewesen sein mag, wirkt die dann zelebrierte Verunsicherung der Gefühle und der vermeintlichen Gewissheiten heute natürlich nicht mehr. Zumindest im toleranten Teil der Welt.

Vergrößerung in neuem Fenster Eine Abendmahlsszene im Spukschloss

Es ist immer noch mehr als nur heiße Luft drin, auch wenn Teile der Bühne von Christoph Weyer nur aufgeblasen sind. Wie das Innere des Spuckschlosses, die Rosen, die wie Phalli aus dem Boden schießen, oder die Riesenbetten für Janet und Brad. Wenn der Hausherr vom Planeten Transexual aus der Galaxie Transsylvanien erst sie und dann ihn verführt oder wenn sein blondgelockter Rocky (Tobias Bieri) wie Homunculus in einer Kugel einschwebt, dann hat das auch etwas von Kindergeburtstag. Oder der Erinnerung an einen Musicaltraum vom anything goes. Den irgendwie alle zu teilen scheinen ...

In Magdeburg sorgen sie jetzt mit einer schmissigen Show aus einem Guss und mit einer jungen, wunderbar spielwütigen und stimmstarken, verrückt kostümierten Truppe dafür, dass diese Erinnerung wach bleibt. Und die flott arrangierte Abendmahlspose mit Frank in der Mitte oder das gelegentliche Schattenspiel auf der Fassade des Doms sind zwei klitzekleine subversive Pointen, die es obendrauf gibt.


FAZIT

Die Magdeburger Version der Rocky Horror Show ist spritzig und aus einem Guss, bei der alles (inklusive des Versorgungsdrumherums) bestens funktioniert.



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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Sebastian de Domenico

Inszenierung
Ulrich Wiggers

Ausstattung
Christoph Weyers

Choreographie
Danny Costello

Dramaturgie
Thomas Schmidt-Ehrenberg


Mitglieder der
Magdeburgischen Philharmonie
und Gäste


Solisten

Janet Weiss
Jeannine Michele Wacker

Brad Majors
Maximilian Mann

Frank'n'Furter
Dominik Hees

Riff-Raff
Marlon Wehmeier

Magenta/Platzanweiserin
Lucy Scherer

Columbia
Christina Patten

Rocky
Tobias Bieri

Eddie/Ralph Hapschatt
Tobias Regner

Betty Munroe
Katharina Deschler

Dr. Evrett Scott
Wolfgang Klose

Erzähler
Peter Wittig

Phantome/Transsylvanier Ensemble
Julia Baukus
Rosalie Becker
Lisa Kolada
Elisabeth Köstner
Celine Vogt
Tobias Berroth
Sven Fliege
Christian Funk
Oliver Morschel
Lars Schmidt?

Hochzeitsgesellschaft/Transsylvanier Ballett Magdeburg
Maria Clara Caballero de Almeida
Katharina Deschler
Greta Giorgi
Isabelle Ménard
Tatiana Andreia Duarte de Sousa
Dylan Hoskins
Andreas Loos
Daniel Ojeda
Raul Pita Caballero
Alexander Yakovlev



Weitere
Informationen

erhalten Sie vom
Theater Magdeburg
(Homepage)



Da capo al Fine

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