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Die falsche Butterfly
Von Thomas Tillmann
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Foto von Michele Crosera Nichts spricht gegen eine szenisch total reduzierte Inszenierung der häufig verkitschten Madama Butterfly. Alex Rigola und seine (japanische) Austatterin Mariko Mori verzichten fast völlig auf japanisches Kolorit, sondern erzählen die Geschichte schlüssig und schnörkellos auf einer nur aus einem vom Bühnenhimmel bis zum Bühnenrand herabhängenden weißen Tuch und mit einer Skulptur in der Mitte, die man in kleinerer Ausführung vielleicht in einem der vielen Glasgeschäfte der Stadt finden könnte und die ich als Symbol für eine von sehr unterschiedlichen Voraussetzungen und Erwartungen ausgehende Beziehung wahrgenommen habe. Conditio sine qua non für solch einen Ansatz sind freilich faszinierende Darsteller von großer Persönlichkeit und Präsenz, die bestenfalls auch intensiv mit dem Regisseur gearbeitet haben, die die vermeintliche "Leere" zu füllen verstehen und nicht nur herumstehen und Standardgesten in komfortabler Nähe zum Dirigenten ausführen (ein grundsätzliches Problem des Staggioneprinzips mit wechselnden Besetzungen selbst in kleineren Rollen). Diesen hohen Standard erfüllte in der besuchten Vorstellung allein Manuela Custer als energische Suzuki, die sie zudem mit herben, kräftigen, expressiven Brusttönen ausstattete, was hier durchaus passte und mir gefiel. Szenenbild - hier mit anderen Darstellerinnen als in der besprochenen AufführungAndeka Gorrotxategui sang mit nicht zu schmalem, dunkel getönten Tenor einen ordentlichen Pinkerton, Ella Fabbian war ein kraftvoll, aber nicht undiszipliniert singender Sharpless, und auch in den übrigen Partien erlebte man ein ordentliches Niveau, etwa von Iorio Zennaro als etwas in die Jahre gekommener Goro oder William Corrò als engagierter Yamadori. Svetlana Kasyan hatte die undankbare Aufgabe, die Titelpartie von der in Italien so beliebten Fiorenza Cedolins zu übernehmen, die die ersten vier Abende gesungen hatte (gar nicht zu reden von der langen Liste von Vorgängerinnen, die das Programm festhält, namentlich Carmen Melis, Toti dal Monte, Mafalda Favero, Gigliola Frazzoni, Virginia Zeani, Raina Kabaivanska oder Maria Chiara); die Russin ist eine attraktive, einige Exotik ausstrahlende Frau und wie viele andere eine anrührende Darstellerin, aber im Forte wird die sehr durchschnittliche Stimme unangenehm scharf, hart und über ein tolerables Maß hinaus vibratös (letzteres legte sich erfreulicherweise im Laufe des Abends), im meistens flachen Piano fehlt es ihr an Gehalt und Farben, überhaupt ertönt ihr Sopran entweder eindimensional brutal laut oder hauchig leise, da gibt es stilistisch und interpretatorisch noch eine Menge Spielraum. Zupackend-kompakt, kraftvoll und unsentimental fand ich die Wiedergabe durch das gut aufgelegten Orchester des Fenice und seinen Dirigenten Omer Meir Wellber, der ja zunehmend auch an den großen Häusern beschäftigt wird und der trotz des beschriebenen Ansatzes an den entscheidenden Stellen die angemessene Süße nicht verweigerte.
Diese Aufführung der an sich spannend konzipierten Butterfly war sicher keine schlechte, aber bei der szenischen Einstudierung hätte man sich einfach mehr Mühe geben und/oder andere Sängerinnen und Sänger engagieren müssen. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Regie
Bühnenbild und Kostüme
Licht
Chor
Solisten
Cio-Cio-San
Suzuki
Kate Pinkerton
F. B. Pinkerton
Sharpless
Goro
Il principe Yamadori
Lo zio Bonzo
Yakusidé
Il commissario imperiale
L'ufficiale del registro
La madre di Cio-Cio-San
La zia
La cugina
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