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Das perfekte Paar - Fun-Faktor garantiert
Von Lisa Jüttner / Fotos von Iko Freese/drama-berlin.de Wenn sich der Regisseur vor die ambitionierte Aufgabe stellt, ein Stück, welches mit 30 verschiedenen Figuren aufgestellt ist, von zwei Darstellern präsentieren zu lassen, ist es klar, dass er nicht auf die Norm zurückgreifen kann. Und es kommt, wie es kommen muss: Der attraktive und gleich von zwei Frauen umschwärmte Raoul Severac wird selbstverständlich nicht von einem Mann gespielt, sondern von Dagmar Manzel. Auch Lucy ist nicht klein und süß, sondern es ist Max Hopp in einem rosa-glänzenden Kleid und mit blondgelockter Perücke. Hier befinden wir uns von Anfang an mehr in einer Travestieshow als in einem Illusionstheater. Max Hopp und Dagmar Manzel als Lucy und ihr Vater
Oscar Straus Operette Eine Frau, die weiß was sie will hatte im Jahre 1932 am Berliner Metropol-Theater ihre Uraufführung. Der Komponist schneiderte sie damals der legendären Operettensängerin Fritzi Massary auf den Leib. Die politischen Umstände bekamen die Künstler hart zu spüren, beide waren Juden. Möglicherweise ist dies der Grund für die, im Verhältnis zum furiosen Erfolg der Uraufführung marginale Spielfrequenz der Operette. Was dafür spricht ist, dass das Werk besonders in Deutschland wenig aufgeführt wurde. International blieb die Aufmerksamkeit groß. Von den schwierigen zeithistorischen Gegebenheiten ist in dem Stück nichts zu spüren. Es bedient eindeutig die „goldene“ Seite der Zeit zwischen den Kriegen. Die jazzig-fröhlichen Melodien sind absolute Ohrwürmer, die Figuren besingen die Verwerfung von Konventionen und der traditionellen Mann-Frau-Beziehung. Auf der Metaebene näherte sich der Komponist dem Populärthema Theater und bezieht sich damit sofort auf eine bestimmte Gesellschaftsgruppe: Die wohlhabende Oberschicht, die noch das Geld hatte, sich zu vergnügen. „Was kostet die Welt?“, ist die zentrale Frage. Dabei ist die Handlung im Grunde Nebensache. Es geht um Liebe und Betrug, um das konventionelle Modell der Ehe und um den Tratsch, der sich mit beiden Themen beschäftigt. Gelächter auf und vor der Bühne
Barrie Kosky, der in diesen Tagen der Form der Operette gleich ein ganzes Festival an seinem Haus gewidmet hat, scheint sich bei Eine Frau, die weiß was sie will humoresk komplett austoben zu wollen. Er fokussiert alles auf zwei Personen, was ein organisatorisches Wunderwerk bedeutet. Das Bühnenbild besteht lediglich aus einer Wand vor einem roten Vorhang. Ein liebevolles Detail sind die Lampen – exakt die Gleichen, die auch den Zuschauerraum schmücken, der Saal wird zum Teil der Bühne. In der Mitte der Wand ist eine Tür, sie übernimmt die wohl wichtigste Funktion der Inszenierung und schließt und öffnet sich im Verlauf des Stückes in rasantem Tempo. Gefühlt im Sekundentakt verschwinden Dagmar Manzel und Max Hopp durch diese Tür, und eine völlig neue Person tritt kurz danach wieder auf. Teilweise sprechen die Stimmen aus dem Off – vermutlich während sie gerade in das nächste Kostüm schlüpfen. Das ganze Spektakel führt so weit, dass Max Hopp während des Empfangs bei Manon Cavallini sämtliche Gäste darstellt, wie ein Chamäleon wechselt er die Sprechrollen und überreicht der Sängerin für jeden Gast einen neuen Blumenstrauß. Großartig symbolisiert! Um vier Personen gleichzeitig auftreten zu lassen, macht es Barrie Kosky gleichzeitig genial und einfach: Er halbiert die beiden Darsteller. So kommt es, dass Max Hopp gegen sich selbst Tennis spielt und damit eine sportliche Glanzleistung vollbringt. Im Tempo eines Tennismatches stürmt er von einer Seite der Bühne auf die andere um den imaginären Ball zurückzuschlagen. An dieser Stelle muss auch den Kostümbildnern ein großes Lob ausgesprochen werden. Nicht umsonst werden sie zum Schlußapplaus mit auf die Bühne geholt. Wie aktiv und flink sie hinter dem Vorhang gewerkelt haben, um die Darsteller jedes Mal pünktlich im neuen Kostüm auftreten zu lassen, kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Einer der Gäste überreicht Manon Cavallini (Dagmar Manzel) einen der zahlreichen Blumensträuße
Diese Form sprengt die Grenzen und das macht sich in der Reaktion des Publikums deutlich. Applaus nach fast jeder Nummer, immer wieder lautes Gelächter, die übliche Distanz zwischen Bühne und Publikum wird minimal. Interessant ist, wie die Inszenierung damit spielt. Beispielsweise wenn Dagmar Manzel in ihrer Doppelrolle, in der sie gleichzeitig Manon und Raoul verkörpert, in einer Sekunde den Seitwärtsgang aufgibt, damit nur eine der beiden Seiten zu sehen ist und mit einem „Ach, was solls!“ die Bühne verlässt. Oder wenn sich Manon und einer ihrer Gäste auf Russisch unterhalten bis Max Hopp irgendwann sagt: „Du weißt doch, dass ich für die Rolle nur einen Satz Russisch gelernt habe!“. Oder wenn einer der beiden das Publikum direkt anspricht und damit quasi mit „ins Boot“ holt. So entsteht beinahe eine persönliche Verbindung zu den beiden Darstellern, was die ausgelassene Atmosphäre noch weiter anheizt. Das musikalisch einiges auf der Strecke bleibt, ist insofern weniger tragisch. Die beiden Sänger sind mit Mikrofonen ausgestattet, was teilweise zum Übertönen des Orchesters führt. Die Musik wird damit zur Begleiterscheinung, zum atmosphärischen Hintergrundgebläse. Man könnte sagen, dies ist im Sinne der Unterhaltungsfunktion der Operette generell in Ordnung, doch die präzise Abstimmung zwischen Musikern und Sängern leidet ein wenig darunter. Auch fehlt mir die Polyphonie, das meiste ist solistisch, teilweise unisono, nur ein einziges Mal gibt es so etwas wie ein harmonisches Duett.
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Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Musikalisch-szenische Einrichtung
Kostüme
Licht
Dramaturgie
Solisten
Raoul Severac /
Lucy Paillard /
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