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Arabellissima oder Die Richtigen, die müssen es sein
Von Joachim Lange / Fotos von Matthias Creutziger So ganz ohne ist auch Arabella nicht. Obwohl sie als Opernfigur natürlich Lichtjahre von der liebestollen Prinzessin Salome oder der racheversessenen Königstochter Elektra entfernt, am anderen Ende des musikalischen Universums von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal lebt. Hier in Wien liebt sie ihre bankrotten Eltern ebenso wie die aus Kostengründen als Mann verkleidet lebende Schwester Zdenka. Vor allem aber träumt sie, trotz vieler Verehrer, hartnäckig von dem "Richtigen", also dem Traummann schlechthin, von dem sie auf den ersten Blick wissen wird, das er es ist. Mit ihrer letzten gemeinsamen Oper haben Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss 1933 versucht, ihren Rosenkavalier-Erfolg von 1911 zu wiederholen. Dazu ignorierten sie konsequent die Moderne, musikalisch und überhaupt, griffen in ihre Trickkiste und legten los. Hemmungslos. Mit Arabellas so schön einschmeichelndem "Du wirst mein Gebieter sein und ich dir untertan" mittendrin. Wobei das weitaus antifeministischer klingt, als es ist. Denn die schöne Bella macht zwar die Verkupplungsversuche ihrer Eltern mit, aber mit Vetovorbehalt. Es muss eben der Richtige sein, sonst geht gar nichts. Das ist nun wieder recht selbstbewusst. Der Richtige ist da: Arabella und Mandryka
Und der kommt prompt. Aus den slawonischen Wäldern und heißt Mandryka. Das ist zwar nicht der alte Regimentskamerad des spielsüchtigen Papa, der seinem Bettelbrief an ihn durchaus mit Hintergedanken das Bild von Arabella beigelegt hatte. Es ist viel besser - es ist sein attraktiver, verwitweter und stinkreicher Neffe! Es funkt sofort beim ersten Blickkontakt mit Arabella. Und alle wissen, hören und fühlen: Es wird klappen! "Theodor, welch eine Wendung" - sagt die Gräfin Mutter zu ihrem Mann, nachdem die kleine Intrige über die sich auch Zdenka ihren Traummann Matteo besorgt hat, ausgestanden und das Happy End nun wirklich nicht mehr abzuwenden ist. Dabei schwelgt und walzert diese Überdosis von Orchester- Opulenz von Anfang an auf eine materiell einträgliche Liebesheirat für die beiden Töchter der verarmten Waldners zu, diese zweifelhaften Existenzen, die halt so mitlaufen, wie es Arabella einmal so treffend auf den Punkt bringt. Nicht so antifeministisch, wie es scheint: Arabella
Die ganze lyrische Komödie ist nicht nur eine Oper ohne Mord und Totschlag - sie ist hoffnungslos hoffnungsvoll. Das ist heutzutage eigentlich nur zu ertragen bzw. zu genießen, wenn man die Komödie und die Ironie szenisch aus der Musik herauskitzelt (wie es Axel Köhler gerade in Halle mit einer halbszenischen Version gemacht hat). Oder wenn man - wie an der Semperoper - einfach die beste Strauss-Kapelle der Welt - also die Sächsische Staatskapelle - nimmt, mit Christian Thielemann den Statthalter der Spätromantik auf Erden ans Pult stellt und dazu die Strauss - Luxusbesetzung schlechthin engagiert. Und die geht so: Als Arabella die sich hinreißend anmutig verströmenden Anja Harteros. An ihrer Seite den zu seiner Bestform zurückgekehrte Thomas Hampson als erfahrener Mandryka. Als Zdenka jene Hanna-Elisabeth Müller, die sich mit dieser Rolle zu Ostern in Salzburg in die Spitzengruppe der Zunft katapultierte und die dem hinreißenden Schmelz von Daniel Behle als Matteo erliegt. Das ist schon sehr viel - in Dresden geht das aber so weiter - Albert Dohmen und die Wagnerheroine Gabriele Schnaut sind als Eltern grandios, der fabelhafte Benjamin Bruns führt als Graf Elemer eine handverlesen Verehrertruppe an. Und selbst für die kleine Rolle der Kartenaufschlägerin leistet man sich eine Jane Henschel. Das ist live nirgends auf der Welt besser zu haben. Das zweite glückliche Paar: Matteo und Zdenka
Die Inszenierung von Florentine Klepper bietet einen nobel zurückhaltenden Rahmen für das Sängerfest. Auf der etwas kleineren Dresdner Bühne wirkt sie geschlossener als im riesigen Festspielhaus in Salzburg. Sie ist aber in dem Falle eher Nebensache. Die Wechsel von den Berliner Philharmonikern zur Sächsischen Staatskapelle bei den Salzburger Osterfestspiele und die damit verbundenen Opern - Koproduktionen haben im Falle von "Arabella" zu einem Rausch der Klänge und Stimmen, bei einer Richard Strauss-Sternstunde in der Hochburg der lebendigen Pflege der Werke dieses Komponisten geführt. Arabellissma!
Mit Arabella leistet sich die Semperoper eine Richard Strauss Sternstunde. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühne
Kostüme
Licht
Chor
Choreographie
Dramaturgie
Solisten
Arabella
Mandryka
Graf Waldner
Gräfin Adelaide
Zdenka
Matteo
Graf Elemer
Graf Dominik
Graf Lamoral
Fiakermilli
Welko
Djura
Jankel
Ein Zimmerkellner
Kartenaufschlägerin
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