Zur OMM-Homepage Zur OMM-Homepage Veranstaltungen & Kritiken
Musiktheater
Zur OMM-Homepage Musiktheater-Startseite E-Mail Impressum



Das Rheingold

Vorabend zum Bühnenfestspiel Der Ring des Nibelungen
Text und Musik von Richard Wagner


in deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 2h 30' (keine Pause)

Premiere im Anhaltinischen Theater Dessau am 30. Januar 2015


Logo: Anhaltisches Theater Dessau

Anhaltisches Theater Dessau
(Homepage)

Von hinten durchs Ziel

Von Roberto Becker / Fotos von Claudia Heysel und Jan-Pieter Fuhr

Dieser Dessauer Nibelungen-Ring ist etwas ganz besonderes. Eine komplette Tetralogie auf einer Bühne, die von den echten Fans - und von den falschen Anhängern - gerne auch als Bayreuth des Nordens bezeichnet wird, nach über 50 Jahren herauszubringen, das ist an sich schon eine historische Tat. Die letzte zyklische Aufführung vermerken die Annalen für den Mai 1963. Der genius loci waltet immerhin noch.

Der Regie führende Intendant André Bücker und sein GMD Antony Hermus mussten für dieses Projekt in den letzten drei Jahren jeden Künstlermut vor Ministersesseln aufbieten, als besonders mutige Streiter für das Theater, die Kunst und Wagner immer ganz vorne mit marschieren, um sich dem besonders tumben Kürzungswahn bei den Landesmitteln für die lebendige Kultur (besonders für die Theater in Dessau und Halle) entgegenzustemmen bzw. ihnen ihr ehrgeiziges Projekt abzuringen. Man mag gar nicht über die Tragweite nachdenken, die Loges Worte ("Ihrem Ende eilen sie zu, die so stark im Bestehenden sich wähnen") für das traditionsreiche Dessauer Theater inzwischen bekommen haben. Dass dieser Ring, so wie die Dinge liegen, der vielleicht letzte an diesem Ort ist, macht jedenfalls tief traurig.


Vergrößerung Die Rheintöchter (Foto © Claudia Heysel)

Und das auch, weil er alles in allem musikalisch und als Deutungsansatz so beispielhaft gelungen ist. Sicher gibt es da den einen oder anderen Einwand, aber insgesamt, ist diese Ring-Rechnung aufgegangen. Mit einem modernen diskursiven Ansatz, mit dem es dem Team gelungen ist, auch das ästhetische Erbe der Bauhausstadt zu integrieren und daraus Kapital zu schlagen. In seiner Stringenz wird sich das vor allem für jene Zuschauer erschließen, die sich einer der beiden zyklischen Aufführungen im Mai und im Juni in der richtigen Abfolge der Ringteile ansehen werden. Der große Bogen, der einen Weg in die Abbildung der Wirklichkeit durch die Kunst, den Film, schließlich ins Virtuelle aufspannt, und die damit verbundene Übermacht des Sekundären und sein Potential zur Manipulation, also die sich selbst reflektierende Selbstzerstörung der Welt, beginnt im Rheingold als Schattenriss.

Vergrößerung

Mime und Kinderchor (Foto © Claudia Heysel)

Die Profile der Göttergestalten tauchen als Scherenschnitte auf den gebogenen Leinwänden auf. Sie sind die Vorboten jener bewegten Bilder, die dann die Nibelungen produzieren. Ganz so als wären sie die Zeichnersklaven in Walt Disneys Traumfabrik. Die güldenen Filmrollen sind hier der Schatz, mit dem sich erst Alberich freikauft und dann Freia von den Riesen ausgelöst wird. Das macht mit dem Blick auf die Folgen durchaus Sinn. Die mythischen Naturelemente, wie das Rheinwasser, der Feuerschein Loges oder der Regenbogen, der den Göttern am Ende den Weg nach Walhall weist, werden durch die gut dosierten Videoeinblendungen hinzugefügt.


Vergrößerung Wotan und Alberich (Foto © Jan-Pieter Fuhr)

Wenn vom Welterbe die Rede ist, dann flimmert in schneller bunter Folge der ganze Katalog des Weltkulturerbes über die Projektionswände. Wenn Alberich den vielleicht gewaltigsten Fluch der Operngeschichte ausstößt, dann sehen wir einen Schnelldurchlauf des versammelten Grauens aus dem vorigen Jahrhunderts. Diesen weiterführenden geistigen Überbau hat Bücker, ganz dem Charakter des Vorabends der Tetralogie entsprechend, mit einer ironisch witzigen Personenregie unterlegt, die die großen Götter aufs menschliche Normalmaß reduziert. Auch sie setzen sich gerne vorteilhaft ins Bild, aber doch nur ihr eigenes Süppchen kochen wollen. Das Rheingold, das Alberich (Stefan Adam) den Rheintöchtern stibitzt, gibt jenes geometrische Leitmotiv vor, dem wir als Walhall und dann als Walkürenfelsen wieder begegnen werden.

Vergrößerung

Einzug nach Walhall (Foto © Jan-Pieter Fuhr)

Dieses Rheingold wird auch deshalb zum gelungenen Abschluss der Premierenabfolge des Dessauer Rings und zugleich zum sinnstiftenden Auftakt des Gesamtprojekts, weil es in einer stringenten Ästhetik daher kommt und mit einer erstklassigen Ensembleleistung aufwartet. Mit einem Antony Hermus am Pult der famos wagernden Anhaltischen Philharmonie und mit einem Ensemble, das Ulf Paulsen als Wotan und Rita Kapfhammer als Fricka höchst überzeugend anführen.


FAZIT

Am Anhaltischen Theater in Dessau wurde der Ring mit einem umjubelten Rheingold geschlossen




Ihre Meinung ?
Schreiben Sie uns einen Leserbrief

Produktionsteam

Musikalische Leitung
Antony Hermus

Inszenierung
André Bücker

Bühne
Jan Steigert

Kostüme
Suse Tobisch

Video
Frank Vetter
Michael Ott

Dramaturgie
Felix Losert



Anhaltische Philharmonie


Solisten

Wotan
Ulf Paulsen

Donner
Javid Samadov

Froh
David Ameln

Loge
Albrecht Kludszuweit

Fricka
Rita Kapfhammer

Freia
Angelina Ruzzafante

Erda
Anja Schlosser

Alberich
Stefan Adam

Mime
Ivan Turši?

Fasolt
Stephan Klemm

Fafner
Dirk Aleschus

Woglinde
Cornelia Marschall

Wellgunde
Jagna Rotkiewicz

Floßhilde
Anne Weinkauf


Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Anhaltischen Theater Dessau
(Homepage)




Da capo al Fine

Zur OMM-Homepage Musiktheater-Startseite E-Mail Impressum

© 2015 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de

- Fine -