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Die Walküre

Ein Bühnenfestspiel für drei Tage
und einen Vorabend
Text und Musik
von Richard Wagner

- Erster Tag -


In deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 4 h 40 (zwei Pausen)

Premiere im Aalto-Theater Essen
am 24. Mai 2009
Wiederaufnahme am 21. Februar 2015
Besuchte Aufführung: 8. März 2015


Logo:  Theater Essen

Theater Essen
(Homepage)
Ein sehr ordentlicher Wagnerabend


Von Thomas Tillmann


In Dietrich Hilsdorfs harmlos-ideenarmer Inszenierung von Wagners Walküre aus dem Jahre 2009 gerät das Familiendesaster zum tragischen Zentrum, das sich in einem von Dieter Richter sehr imposant gestalteten Raum abspielt, ohne dass dieser Ansatz wirklich neue Deutungsimpulse setzen würde. Und so ist die Produktion vor allem eine, die man problemlos alle Jahre wieder mit beliebigen Gästen besetzen kann - was ja auch nicht verkehrt ist und in diesem Fall für ein beinahe ausverkauftes Haus sorgte. Dass man den Mitwirkenden bei durchgängig geöffneter Bühne etwa zu Beginn des zweiten Aufzugs beim Geplauder und familiären Umtrunk zuschauen kann, banalisiert das Geschehen unnötig; der Feuerzauber am Ende wirkte einmal mehr geradezu ermüdend konventionell.

Rebecca Teem, die als Brünnhilde bereits in Lübeck und Frankfurt am Main erfolgreich war, überzeugte nach etwas unstetem Beginn mit scharf-flackerndem, eigenwilligem Ton bei den Hojotohos mit mächtigen Fortetönen ebenso wie mit zartestem Piano etwa im "War es so schmählich?", sie bewältigte die Partie mühelos und erwies sich so als Alternative zu den großen Namen in diesem Fach.

Almas Svilpas Bassbariton klang schon zu Beginn des zweiten Aufzugs etwas matt, so dass man sich über die Ansage wegen einer vorausgegangenen Erkältung vor Beginn des dritten nicht wunderte; wie häufig in diesen Fällen entspannte sich der Künstler danach merklich und sang und agierte in der Folge deutlich befreiter. Seine Diktion wäre aber auch ohne diese Einschränkung vermutlich nicht prägnanter gewesen, so dass man während der Dialoge mit Frau und Tochter manchen Zuschauer beim Blick auf die Uhr erwischte. Dagegen streifte Ursula Hesse von den Steinen als Fricka wie schon in anderen Partien die Grenze zum Überagieren, machte aber natürlich alles aus dem Text, die Stimme an sich klang frischer als erinnert, aber auch etwas schwächer in der Tiefe.

Katrin Kapplusch war mit erstaunlichen Reserven für die großen Ausbrüche und leuchtenden Spitzentönen eine üppig-sinnliche Sieglinde, der es freilich nicht gelang, ihren Bühnenpartner so zu faszinieren, dass dieser seinen Blick für längere Zeit vom Dirigenten löste, was angesichts der langjährigen Erfahrung mit der Partie doch erstaunte; eine erste Wahl für den Siegmund war Jeffrey Dowd nie, dazu ist mir die dunkle Stimme zu maulig, zu schwerfällig und zu wobblig, die Tiefe zu flach, die Einheitslautstärke zu ermüdend, die Diktion wie die Durchdringung von Text und Rolle zu oberflächlich - er ist eine akzeptable Hausbesetzung, die die Partie durchsteht, nicht mehr und nicht weniger. Ein Gewinn fürs Aaltotheater ist zweifellos der Belgier Tijl Faveyts, der einen stimmgewaltigen, eindringlichen Hunding gab, wie man ihn sich nur wünschen kann, zumal er dank seiner jugendlichen, hochgewachsenen Statur auch optisch eine echte Konkurrenz zu Siegmund war.

Unter den ordentlich singenden Walküren war Sandra Janusaite als Gerhilde mit üppig-strahlendem Ton die beste, die schöne Farbe ihres Soprans war mir ja bereits in der Turandot-Reprise aufgefallen, in der sie die Liù gab.

Tomas Nepotil bevorzugte flüssige, mitunter auch flotte Tempi, ohne durch die Partitur zu hetzen oder damit das Bühnenpersonal in Schwierigkeiten zu bringen. Die Essener Philharmoniker spielten unter seiner kompetenten, aber noch etwas allgemeinen, noch ein wenig die eigene Handschrift vermissen lassenden Leitung sehr tonschön (ein Sonderkompliment an das sehr weich musizierende Blech vor allem im ersten Aufzug), was dem Publikum sehr gefiel.


FAZIT

Das ganz große Wagnerglück stellte sich angesichts der lahmen Produktion nicht ein, aber besonders die Leistungen der Protagonistinnen lohnten doch den Besuch im Aaltotheater.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Tomas Netopil

Inszenierung
Dietrich W. Hilsdorf

Bühne
Dieter Richter

Kostüme
Renate Schmitzer

Licht
Jürgen Nase

Dramaturgie
Norbert Abels
Ina Wragge

Szenische Leitung der Wiederaufnahme
Carolin Steffen-Maaß



Statisterie
des Aalto-Theaters

Die Essener Philharmoniker



Solisten

Wotan
Almas Svilpa Fricka
Ursula Hesse
von den Steinen Siegmund
Jeffrey Dowd Sieglinde
Katrin Kapplusch

Hunding
Tijl Faveyts

Brünnhilde
Rebecca Teem

Helmwige
Lisette Bolle

Gerhilde
Sandra Janusaite

Ortlinde
Britta Stallmeister

Waltraute
Marie-Helen Joel

Siegrune
Liliana de Sousa

Roßweiße
Ieva Prudnikovaite

Grimgerde
Marion Thienel

Schwertleite
Bettina Ranch






Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Theater Essen (Homepage)




Da capo al Fine

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