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Die Braut von Messina

Tragische Oper in drei Akten
Libretto von Otakar Hostinský nach Friedrich Schiller
Musik von Zdeněk Fibich


In tschechischer Sprache mit deutschen Übertiteln


Aufführungsdauer: ca. 2h 30' (eine Pause)


Premiere am 14. 03. 2015, Opernhaus Magdeburg, Deutsche Erstaufführung

 



Theater Magdeburg
(Homepage)

Mit Vollgas auf den Abgrund zu

Von Joachim Lange / Fotos von Nilz Böhme)

Die deutsche Erstaufführung der Oper eines tschechischen Komponisten im Banne Wagners und das auch noch nach einer Tragödie von Schiller, so etwas erlebt man nicht alle Tage! Magdeburg kann das jetzt bieten: Dort hat man die Braut von Messina von Zdeněk Fibich (1850-1900) ausgegraben. Dieses 1884 in Prag uraufgeführte Werk ist noch nie außerhalb des tschechischen Sprachraumes auf die Bühne gekommen.

Vergrößerung in neuem Fenster ber der Leiche des toten Königs

Nun ist die Braut von Messina nicht der Infant von Spanien und der heute nahezu vergessene Fibich kein Verdi. Für einen Eindruck, wie ihn Don Carlo & Co. hinterlassen, reicht es nicht. Dabei wäre der Komponist, der unter die wichtigen Tschechen der europäischen Musikgeschichte Smetana, Dvo?ák und später Janacek einzureihen wäre, sowieso lieber ein böhmischer Wagner gewesen. Zumindest klingt seine chorlastige, allenthalben auf emotionalen Hochdruck und Dauererregung gebürsteter Dreiakter so. Der große sinfonisch atmende Trauermarsch etwa, mit dem GMD Kimbo Ishii und die Magdeburgische Philharmonie betörend anheben, nachdem der eine Bruder vom anderen totgeschlagen worden ist, entfaltet den verblüffenden Charme einer Adaption, die das Vorbild nicht verleugnet, aber wohltuend undeutsch weiterspinnt. Das allein schon lohnt diesen Abend der Entdeckung.

Vergrößerung in neuem Fenster

Die Witwe des Königs versucht, die Prinzen zu versöhne

Drumherum gibt es jede Menge Steilvorlagen für vokale Prachtentfaltung und die Eloquenz, die das Tschechische für den Gesang bekanntlich bereithält. Da kennt Fibich, der der tschechischen National-Oper auf dem Umweg über Europa aufhelfen wollte, eh kein Halten.
Otakar Hostinský konzentriert sich im Libretto auf den Konflikt der beiden Brüder Don César und Don Manuel. Den fechten der Tenor Richard Samek und der Bariton Thomas Florio vokal auf Augenhöhe aus. Ihre Mutter Donna Isabella (mit Herrscherinnenformat: Lucia Cervoni) fordert nach dem Tod des Vaters die Versöhnung der verfeindeten Brüder ein. Sie will dieses Familienglück durch die Wiederkehr der einst heimlich ins Kloster geschafften Tochter Beatrice (Noa Danon) vollkommen machen. Pech nur, dass sich prompt beide Brüder in die ihnen unbekannte Schwester verlieben, und erst der eine den Anderen in blinder Eifersucht ermordet, um sich am Ende selbst umzubringen. Es geht also in voller Fahrt nicht nur musikalisch, sondern auch szenisch gänzlich ungebremst auf den Abgrund zu.

Vergrößerung in neuem Fenster Donna Isabella kann nicht fassen, dass ihr Sohn erschossen wurde

Als antike Tragödie funktioniert es, wenn die Menschen, die durch ihr Verhalten ein Verhängnis abwenden wollen, genau das herbeiführen. Schon Schillers Versuch aber, mit diesem Stoff die antike Stückform wieder zu beleben, gilt bestenfalls als Experiment. Dass Fibich die Geschichte durchgewagnert hat, verdoppelt allerdings das Schillersche Pathos-Problem. Was die Magdeburger Schauspielchefin Cornelia Crumbholz hier szenisch hinzufügt, macht dem Ganzen allerdings den Garaus. Bei diesem Ausflug in die Oper ist nichts von ihrer im Schauspiel so geschätzten Leichtigkeit und Souveränität zu spüren.

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Beatrice am Boden zerstört

Der Umgang mit den Chören, vor allem das ziemlich dilettantische Dauerrumgefuchtle mit den Maschinenpistolen ist eine Bankrotterklärung, die bei einer ausgewiesenen Schauspielregisseurin schon verwundert. Der Rest sind Operngeste und Behauptung. Mit einer Prise Video zum Anfang, einem hölzernen Bühnenrund fürs metaphorische Staatstheater (Bühne: Marcel Keller). Und so einer Art behaupteter Gegenwart in den Kostümen von Marion Hauer. Aber sei's drum. Für die anstehende Rundfunkübertragung (Deutschlandradio Kultur am 21. März um 19.05 Uhr) dieser lohnenden musikalischen Ausgrabung spielt die Inszenierung ja keine Rolle.


FAZIT

An der Oper Magdeburg ist die Braut von Messina nach Schillers Tragödie das erste mal außerhalb Tschechiens zu erleben und überzeugt vor allem musikalisch.



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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Kimbo Ishii

Inszenierung
Cornelia Crombholz

Bühne
Marcel Keller

Kostüme
Marion Hauer

Chor
Martin Wagner


Opernchor des Theaters Magdeburg

Die Magdeburgische Philharmonie


Solisten

Donna Isabella
Lucia Cervoni

Don Manuel
Thomas Florio

Don Cesar
Richard Samek

Beatrice
Noa Danon

Diego
Johannes Stermann

Kajetan
Martin-Jan Nijhof

Bohemund
Manfred Wulfert

Page
Hale Soner



Weitere
Informationen

erhalten Sie vom
Theater Magdeburg
(Homepage)



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