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Mit Vollgas auf den Abgrund zu
Von Joachim Lange
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Fotos von Nilz Böhme)
Die deutsche Erstaufführung der Oper eines tschechischen Komponisten im Banne Wagners und das auch noch nach einer Tragödie von Schiller, so etwas erlebt man nicht alle Tage! Magdeburg kann das jetzt bieten: Dort hat man die Braut von Messina von Zdeněk Fibich (1850-1900) ausgegraben. Dieses 1884 in Prag uraufgeführte Werk ist noch nie außerhalb des tschechischen Sprachraumes auf die Bühne gekommen. ber der Leiche des toten Königs
Nun ist die Braut von Messina nicht der Infant von Spanien und der heute nahezu vergessene Fibich kein Verdi. Für einen Eindruck, wie ihn Don Carlo & Co. hinterlassen, reicht es nicht. Dabei wäre der Komponist, der unter die wichtigen Tschechen der europäischen Musikgeschichte Smetana, Dvo?ák und später Janacek einzureihen wäre, sowieso lieber ein böhmischer Wagner gewesen. Zumindest klingt seine chorlastige, allenthalben auf emotionalen Hochdruck und Dauererregung gebürsteter Dreiakter so. Der große sinfonisch atmende Trauermarsch etwa, mit dem GMD Kimbo Ishii und die Magdeburgische Philharmonie betörend anheben, nachdem der eine Bruder vom anderen totgeschlagen worden ist, entfaltet den verblüffenden Charme einer Adaption, die das Vorbild nicht verleugnet, aber wohltuend undeutsch weiterspinnt. Das allein schon lohnt diesen Abend der Entdeckung. Die Witwe des Königs versucht, die Prinzen zu versöhne
Drumherum gibt es jede Menge Steilvorlagen für vokale Prachtentfaltung und die Eloquenz, die das Tschechische für den Gesang bekanntlich bereithält. Da kennt Fibich, der der tschechischen National-Oper auf dem Umweg über Europa aufhelfen wollte, eh kein Halten.
Als antike Tragödie funktioniert es, wenn die Menschen, die durch ihr Verhalten ein Verhängnis abwenden wollen, genau das herbeiführen. Schon Schillers Versuch aber, mit diesem Stoff die antike Stückform wieder zu beleben, gilt bestenfalls als Experiment. Dass Fibich die Geschichte durchgewagnert hat, verdoppelt allerdings das Schillersche Pathos-Problem. Was die Magdeburger Schauspielchefin Cornelia Crumbholz hier szenisch hinzufügt, macht dem Ganzen allerdings den Garaus. Bei diesem Ausflug in die Oper ist nichts von ihrer im Schauspiel so geschätzten Leichtigkeit und Souveränität zu spüren. Beatrice am Boden zerstört
Der Umgang mit den Chören, vor allem das ziemlich dilettantische Dauerrumgefuchtle mit den Maschinenpistolen ist eine Bankrotterklärung, die bei einer ausgewiesenen Schauspielregisseurin schon verwundert. Der Rest sind Operngeste und Behauptung. Mit einer Prise Video zum Anfang, einem hölzernen Bühnenrund fürs metaphorische Staatstheater (Bühne: Marcel Keller). Und so einer Art behaupteter Gegenwart in den Kostümen von Marion Hauer. Aber sei's drum. Für die anstehende Rundfunkübertragung (Deutschlandradio Kultur am 21. März um 19.05 Uhr) dieser lohnenden musikalischen Ausgrabung spielt die Inszenierung ja keine Rolle.
An der Oper Magdeburg ist die Braut von Messina nach Schillers Tragödie das erste mal außerhalb Tschechiens zu erleben und überzeugt vor allem musikalisch. Ihre Meinung ? Schreiben Sie uns einen Leserbrief |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühne
Kostüme
Chor
Solisten
Donna Isabella
Don Manuel
Don Cesar
Beatrice
Diego
Kajetan
Bohemund
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