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Alice im Wunderland

Oper für Kinder und Erwachsene (Uraufführung)
Text von Jörg Schade nach dem gleichnamigen Buch von Lewis Carroll
Musik von Andreas N. Tarkmann (Auftragskomposition der Wuppertaler Bühnen)

in deutscher Sprache

Aufführungsdauer: ca. 1h 45' (eine Pause)

Premiere im Opernhaus Wuppertal am 15. Dezember 2014
(rezensierte Aufführung: 20.12.2014)




Wuppertaler Bühnen
(Homepage)
Nur ein Traum


Von Thomas Molke / Fotos von Uwe Stratmann

Der Märchenklassiker Alice im Wunderland hat derzeit auf den Bühnen in NRW Hochkonjunktur. Während allerdings der Ballettdirektor in Hagen, Ricardo Fernando, ganz bewusst ein eigens kreiertes Handlungsballett an den Anfang der Spielzeit gestellt hat, um in der Vorweihnachtszeit eine Abwechslung zum weihnachtlichen Nussknacker anzubieten, führten in Wuppertal eher dispositionelle Gründe dazu, die ursprünglich für Juni 2015 geplante Uraufführung in den Dezember vorzuziehen und damit gewissermaßen in Konkurrenz zum im benachbarten Theater am Engelsgarten nahezu zeitgleich laufenden Weihnachtsstück Der gestiefelte Kater zu treten. Bemerkenswert ist hingegen, dass der Komponist dieses Auftragswerkes, Andreas N. Tarkmann, seine Oper schon ein halbes Jahr früher vorlegen konnte. Gewöhnlich verzögern sich Auftragskompositionen ja eher nach hinten.

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Da staunt die Familie (Opernchor) nicht schlecht: Alice verschwindet im Bühnenboden.

Der Librettist hat die fantastischen Abenteuer der kleinen Alice in eine Sommerparty in einem gepflegtem Einfamilienhaus mit Garten eingebettet. Alice langweilt sich inmitten der ganzen Erwachsenen, die ihr lediglich vorschreiben wollen, wie sie sich zu benehmen hat. So ist sie regelrecht dankbar, als sie das weiße Kaninchen mit einer Uhr vorbeihoppeln sieht, und folgt dem Tier durch die Hecke, die in der Inszenierung durch eine Klappe im Bühnenboden dargestellt wird. Durch diese fällt Alice nämlich und gleitet in ein Traumreich hinab, wo sie auf die weise Raupe, die Grinsekatze und eine Maus trifft, mit der sie sich gemeinsam aus dem Teich der Tränen rettet, bevor sie nach einer irrwitzigen Teeparty bei dem verrückten Hutmacher und dem Märzhasen auf die Herzkönigin trifft, deren Urteil sie sich mutig entgegenstellt. Nach der Auseinandersetzung mit der Herzkönigin landet sie plötzlich wieder im Kreis ihrer Familie, und ihr Traum verbindet sich auf leicht skurrile Weise mit der Wirklichkeit. So entpuppt sich der Teich der Tränen als der Gartenteich, an dem sie wirklich eine kleine Maus entdeckt, und die folgenden Familiendias, die die Erwachsenen mit Alice auf einer Leinwand betrachten, greifen einzelne Erlebnisse aus Alices Traum wieder auf.

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Alice (hier: Mine Yücel) trifft im Wunderland auf die Raupe (Jan Szurgot).

Zum besseren Verständnis für die jüngeren Besucher wird ein Erzähler eingeführt, der Alice durch das Wunderland begleitet und im Gegensatz zu den anderen Figuren nicht singt. Zu Beginn der Ouvertüre öffnet er den Vorhang und zeigt dem Publikum eine leere Bühne, um zu demonstrieren, dass die Geschichten erst in der Fantasie entstehen. Das Bühnenbild von Marc Löhrer arbeitet mit zahlreichen Videoprojektionen, die die magische Welt auf der Bühne erst möglich machen. So lässt er Alice in einer Projektion hinabfallen, während zahlreiche Gegenstände an ihr vorbeifliegen. Die Tür und der Tisch werden in der Projektion riesengroß, um zu verdeutlichen, dass Alice nun geschrumpft ist. Wenn Alice dann selbst wächst, arbeitet er mit einer Schattenprojektion, die das Mädchen enorm wachsen lässt. Die Kostüme von Rike Zöllner sind fantasievoll und märchenhaft gestaltet. Wieso Alice allerdings einen Haarreif mit rosafarbenen Öhrchen trägt, bleibt unklar. Soll das eine Anspielung auf die Figuren sein, denen sie in ihrer Traumwelt begegnet?

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Verrückte Teeparty: Alice (hier: Mine Yücel) beim Hutmacher (Andreas Beinhauer, Mitte) und beim Märzhasen (Markus Murke, rechts) (links: die Schlafmaus (Carla Hussong))

Musikalisch prägt sich vor allem das Lied des Hutmachers und des Märzhasen, "Teeparty", ein. In einer netten Choreographie unterstreicht der Tanz des Hutmachers mit dem Hasen die Absurdität dieser Party. Die anderen Melodien sind zwar auch charakteristisch auf die einzelnen Figuren abgestimmt - so hat die Raupe optisch und melodisch einen gewissen orientalischen Touch,  die drei Damen, die die Grinsekatze darstellen, erinnern in ihrem Outfit und musikalisch an Cabaret-Girls, und die Herzkönigin bekommt eine recht herrische Melodie -, sind allerdings beim einmaligen Hören keineswegs so eingängig wie die Melodie des Hutmachers. Das gleiche gilt für die Ouvertüre und die Musik in der Welt der Erwachsenen. Das Orchester besteht dabei aus fünf Studierenden der HfMT Köln Standort Wuppertal. Die musikalische Leitung liegt in den Händen des Hausrepetitors Ralf Soiron.

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Die Herzkönigin (Banu Schult) herrscht ohne Gnade (im Hintergrund rechts: der König (Markus Murke), links daneben: das Kaninchen (Sean Breen), im Hintergrund der Opernchor als Hofstaat).

Neben dem Opernchor, der als Grinsekatze, Gärtner, Onkel und Tanten von Alice bzw. Hofstaat der Herzkönigin zahlreiche wichtige Rollen übernimmt, sind einige junge Sängerinnen und Sänger zu erleben, die im neu eingerichteten Opernstudio des Hauses Erfahrungen sammeln sollen. Anders als andere Opernhäuser in NRW weisen die Wuppertaler Bühnen, die ja seit Beginn der Spielzeit über kein festes Opernensemble mehr verfügen, diese Mitglieder des Opernstudios auf ihrer Internetseite allerdings nicht gesondert in einer Rubrik aus. Jan Szurgot war bereits zu Beginn der Spielzeit in Tosca als Sciarrone zu erleben. Als Raupe überzeugt er mit kräftigem Bariton und bewegendem Spiel. Ralitsa Ralinova begeistert als niedliche Alice darstellerisch mit mädchenhaftem Charme und verfügt über einen voluminösen Sopran, der allerdings für die jüngeren Besucher vielleicht nicht immer ganz textverständlich ist. Banu Schult stattet die Herzkönigin mit großem Stimmvolumen und herrischem Spiel aus. Andreas Beinhauer und Markus Murke beweisen als Hutmacher und Märzhase bzw. König großes komödiantisches Talent. So gibt es am Ende großen Applaus von Klein und Groß.

FAZIT

Diese Auftragskomposition bietet gute Unterhaltung für Groß und Klein und dürfte für die jüngeren Zuschauer einen gelungenen Einstieg ins Musiktheater darstellen.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Ralf Soiron

Inszenierung
Corinna Jarosch

Ausstattung
Marc Löhrer

Kostüme
Rike Zöllner

Chor
Jens Bingert

 

Opernchor der
Wuppertaler Bühnen

Studierende der HfMT Köln
Standort Wuppertal


Solisten

*rezensierte Aufführung

Alice
*Ralitsa Ralinova /
Mine Yücel

Erzähler
Carsten Bülow

Raupe
Jan Szurgot

Hutmacher
*Andreas Beinhauer /
Javier Zapata

Schlafmaus
Carla Hussong

Märzhase / König
Markus Murke

Kaninchen
Sean Breen

Königin
Banu Schult

Grinsekatze, Gärtner, Onkel und Tanten, Hofstaat
Chor der Wuppertaler Bühnen


Weitere Informationen
erhalten Sie von den
Wuppertaler Bühnen
(Homepage)



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