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Neue Stimmen - Bekannte Melodien

Opernstudio-Konzert der Wuppertaler Bühnen

in deutscher, italienischer, französischer und bulgarischer Sprache

Aufführungsdauer: ca. 1h 35' (eine Pause)

Vorstellung im Kronleuchterfoyer im Opernhaus Wuppertal am 21. März 2015



Wuppertaler Bühnen
(Homepage)
Ausflug ins Traumland der Operette


Von Thomas Molke / Fotos von © Wuppertaler Bühnen

Die Auflösung des kompletten Opern-Ensembles hat den Opernintendanten Toshiyuki Kamioka nicht nur in Wuppertal zahlreiche Sympathien gekostet. Der Verein "Art but fair" hat die Wuppertaler Bühnen für diese Aktion sogar für die goldene Stechpalme nominiert, eine "Auszeichnung", die für die besonders unfaire Behandlung von Künstlern verliehen wird. Diese und weitere Querelen haben dazu geführt, dass Kamioka sein Amt als Opernintendant und Generalmusikdirektor vorzeitig zum Ende der Spielzeit 2015/2016 abgibt, so dass derzeit in der Stadt auf Hochtouren nach einer Neubesetzung für seine beiden Ämter gesucht wird. Ob damit alles besser wird, bleibt abzuwarten. Einen Hoffnungsschimmer auf eine Rückkehr zum Ensemble-Betrieb gab nun ein Konzert, in dem sich Mitglieder des neu gegründeten Opernstudios einem leider nur sehr kleinen Besucherkreis im Kronleuchterfoyer vorstellten.

Dabei hatte Kamioka bereits bei der Spielplanpräsentation im letzten Jahr versprochen, dass in Wuppertal ein Opernstudio eingerichtet werde, in dem junge Sängerinnen und Sänger die komplette Spielzeit in kleineren Rollen begleiten würden, um Bühnenerfahrung zu sammeln. Während andere Opernhäuser wie beispielsweise die Deutsche Oper am Rhein oder das Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen ein derartiges Opernstudio - in Gelsenkirchen heißt es "Junges Ensemble" - gewissermaßen als Aushängeschild für die Nachwuchsförderung auf der Internetseite separat ausweisen, muss man in Wuppertal lange suchen, bis man überhaupt Informationen über diesen Nachwuchs findet. Auf der Internetseite werden die Mitglieder des Opernstudios nämlich alphabetisch zwischen den restlichen Sängerinnen und Sängern ausgewiesen, die nur für eine einzige Produktion in Wuppertal verpflichtet worden sind. Nun endlich durften sich sieben der neun Mitglieder dieses neuen Opernstudios in einem Konzert am Nachmittag vorstellen und damit dem Haus wieder ein Profil geben.

Die Mitglieder des Opernstudios

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von links:
Sandra Borgarts
Laura Demjan
Ralitsa Ralinova
Mine Yücel

 

 

 

 

 

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von links:
Andreas Beinhauer
Johannes Grau
Markus Murke

 

 

 

 

 

 

Während der Moderatorin Corinna Jarosch der Auftakt nicht ganz so glücklich gelingt, da Jarosch hierbei die Kunst als "Wein" für die Zuschauer und als "Brot" für die Künstler bezeichnet, was mit Blick auf die Nachwuchstalente beinahe schon etwas zynisch anmutet, da ein Engagement in einem Opernstudio für den "Broterwerb" sicherlich keine allzu lukrative Geldquelle sein dürfte, gelingt es Jarosch hingegen dem weiteren Verlauf des Konzertes eine persönliche Note zu geben und die jungen Künstlerinnen und Künstler dem Publikum nahe zu bringen. Im ersten Teil bis zur Pause stellen sich die Sängerinnen und Sänger mit einem Stück vor, das entweder für ihre Heimat steht oder eine besondere Bedeutung für ihre Entscheidung gespielt hat, sich dem Gesang zu widmen. Hervorzuheben sind in diesem Teil vor allem Mine Yücel, Ralitsa Ralinova und Andreas Beinhauer. Yücel, die in Wuppertal bereits in der Titelpartie in Tarkmanns Alice im Wunderland und im Parsifal als Knappe und als Blumenmädchen zu erleben war, begeistert mit der Abschiedsarie der Mimi aus dem dritten Akt von Puccinis Oper La Bohème. Mit leidenschaftlicher Dramatik und kräftigem Sopran wirft sie bei den Zuhörern die Frage auf, wieso sie überhaupt noch in einem Opernstudio singt und nicht bereits ein Festengagement angenommen hat. Ralinova, die in Wuppertal bereits als Zerlina in Don Giovanni auf sich aufmerksam machte und alternierend mit Yücel die Alice interpretierte, begeistert mit warmem, fülligem Sopran bei einem bulgarischen Schlaflied. Beinhauer, der in Alice im Wunderland als verrückter Hutmacher zu erleben war, präsentiert mit profundem Bariton Schuberts "Forelle". Dabei verwundert es nicht, dass er für seinen Liedgesang bei einem Wettbewerb in Graz ausgezeichnet worden ist.

Nach der Pause geht es dann ins Traumland der Operette, auch wenn die "Barcarole", die von Ralinova und der Mezzosopranistin Sandra Borgarts in betörender Innigkeit präsentiert wird, aus Offenbachs Oper Hoffmanns Erzählungen stammt. Erneut setzen Yücel und Ralinova besondere Akzente. Yücel glänzt als stimmgewaltige Sylva Varescu mit "Heia, heia, in den Bergen ist mein Heimatland" aus Kálmáns Die Csárdásfürstin, nachdem sie zuvor aus der gleichen Operette mit Markus Murke das berühmte Duett "Tanzen möcht' ich, jauchzen möcht' ich" interpretiert hat. Ralinova begeistert mit der berühmten Arie "Meine Lippen, die küssen so heiß" aus Lehárs Giuditta. Große Komik entwickeln die jungen Solisten, wenn sie das berühmte Duett "Lippen schweigen" aus Lehárs Die lustige Witwe kurzerhand in ein Quartett umwandeln. Beinhauer singt dabei als Danilo neben Yücel und Ralinova auch noch Laura Demjan als dritte Hanna Glawari an, wobei zwischen den drei Frauen ein regelrechter Kampf um den begehrten Bariton entsteht, bis dieser sich schließlich nur noch durch eine Flucht unter den Flügel zu helfen weiß. Bevor dann im Finale alle sieben gemeinsam mit "Im Feuerstrom der Reben" aus dem 2. Akt der Fledermaus den Nachmittag ausklingen lassen, lockt Beinhauer als Falke noch den Tenor Johannes Grau als Eisenstein mit "Komm mit mir zum Souper" zum rauschenden Fest beim Prinzen Orlofsky, mit dessen berühmtem Couplet "Ich lade gern mir Gäste ein" Borgarts das Konzert begonnen hat. Ralf Soiron begleitet die Solisten einfühlsam am Piano, so dass es am Ende großen Beifall für alle Beteiligten gibt. Schade ist nur, dass dieses wirklich schöne Konzert nicht mehr Besucher angelockt hat.

FAZIT

Besser spät als nie. Es ist schön, dass in Wuppertal die Mitglieder des Opernstudios endlich in einem offiziellen Konzert dem Publikum vorgestellt werden und dem eines festen Ensembles beraubten Haus wieder eine persönliche Note geben.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung und Klavier
Ralf Soiron

Moderation
Corinna Jarosch


Solisten

Andreas Beinhauer
Sandra Borgarts
Laura Demjan
Johannes Grau
Markus Murke
Ralitsa Ralinova
Mine Yücel


Weitere Informationen
erhalten Sie von den
Wuppertaler Bühnen
(Homepage)



Da capo al Fine

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