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Piraten fluchen nicht

Kinderoper nach Gioacchino Rossinis Die Italienerin in Algier von Johann Casimir Eule und Wiebke Hetmanek
für Kinder ab fünf Jahren


in deutscher Sprache

Aufführungsdauer: ca. 1h (keine Pause)

Premiere in der Jungen Oper Dortmund am 20. September 2015




Theater Dortmund
(Homepage)

Im Theater wird nicht geflucht!

Von Stefan Schmöe / Fotos von Anke Sundermeier / Stages Pictures GmbH

Das Dortmunder Theater leistet sich seit einiger Zeit die "Junge Oper", ein eigenes Haus, um Musiktheater für Kinder aufzuführen. Dabei handelt es sich um einen Blechschuppen neben dem Schauspielhaus, dessen unmittelbares Umfeld man getrost als städtebauliches Desaster bezeichnen kann, der aber im Inneren recht hübsch ist - mehrere aufsteigende Stuhlreihen vor einer kleinen Bühne mit winzigem Orchestergraben. Oper kann daher nur im Kammerformat gespielt werden, und grundsätzlich ist es ja doch bedauerlich, wenn das "echte" Theater dem Nachwuchspublikum vorenthalten bleibt. Auf der anderen Seite ist gerade das Dortmunder Opernhaus deutlich zu groß dimensioniert. Da bietet diese "Junge Oper" eine akzeptable Lösung mit großer Nähe zum Bühnengeschehen.

Szenenfoto

Flucht Kapitän Funny Bone (Mitte), oder flucht er nicht? Es hören genau hin: (von links) Taddeo, Haly, Lindoro und Isabella

Für die aktuelle Produktion Piraten fluchen nicht haben Johann Casimir Eule und Wiebke Hetmanek aus Rossinis Italienerin in Algier eine Fassung für fünf Instrumente - Violine, Cello, Flöte, Klarinette und Klavier - erstellt, die trotz des reduzierten Orchesters gut nach Rossini klingt und die spritzigen Ensembles in den Mittelpunkt rückt. Wiebke Hetmanek, Dramaturgin am Dortmunder Theater, hat die auf 60 Minuten reduzierte Handlung von Algier auf ein Piratenschiff verlegt, dessen Kapitän Funny Bone (im Original Mustafa, der Bey von Algier) zum Fluchen verdammt ist. Eigentlich eine hübsche Idee, nur darf auf dem Theater, einer bekanntlich moralischen Anstalt, offenbar nicht wirklich geflucht werden - in jedem Dortmunder Kindergarten geht es wohl sprachlich deftiger zu als auf diesem Schiff, wo "Emscherpaddler" schon beinahe die schroffste Verbalinjurie ist. So bleibt der Ansatz ziemlich kraftlos. Zudem versäumt es das Textbuch, die fünf Personen der Handlung (Mustafas Gattin Elvira und Zulma, deren Vertraute, sind weggelassen) ordentlich einzuführen. Relativ viele Informationen werden in die Gesangsnummern verlegt und sind dadurch nicht ganz leicht nachzuvollziehen. Auch dürften etliche Begriffe aus der Seemannssprache nicht jedem Kind geläufig sein, und überstrapazierte Wortspiele wie "Champagner / Schlammpagner" sind auch nur von begrenztem Reiz. Kurzum: Für Kinder ab fünf Jahren dürfte manches ruhig prägnanter gezeigt werden.

Szenenfoto

Fluhtbereit: Lindoro und Isabella

Uneingeschränkt gelungen ist die Bearbeitung also nicht, aber einiges kann durch die liebevolle und flotte Regie (Ronny Jakubaschk) aufgefangen werden. Es gibt ein paar Mitmach-Elemente, wenn der brave englische Gentleman Taddeo das Fluchen erlernen soll. Uneinheitlich ist die musikalische Seite. Die fünf Instrumentalisten - darunter Dirigent Ingo Martin Stadtmüller, der vom Klavier aus die Aufführung leitet - legen sich mächtig ins Zeug und spielen, von einigen Ungenauigkeiten in der Violine abgesehen, prächtig auf. Die Gesangsrollen sind Nachwuchssängern anvertraut, was einerseits ja nicht falsch ist, weil junge Talente auf diese Weise Bühnenerfahrung sammeln können, was aber eben auch mit qualitativen Einbußen verbunden sein kann. Maximilian Haschemi als Piratenkapitän brilliert schauspielerisch und mit voluminöser Sprechstimme, aber gesanglich liegt ihm die Partie überhaupt nicht. Boshana Milkov gibt ganz solide die Isabella, die es auf das Schiff verschlägt, auf dem ihr Verlobter Lindoro gefangen gehalten wird. Dieser Lindoro wird von Xiaoke Hu gesungen, dessen Tenor mit viel Druck anspricht und dann sehr laut und ziemlich metallisch ist, auch da bietet Rossini nicht die optimale Partie. Sehr souverän mit vielversprechendem Bariton gestaltet Marvin Zobel Isabellas Begleiter Taddeo, und Hendrik Schörmann ist ein ordentliche Pirat Haly. Immerhin: In den Ensembles singen sie sehr schön zusammen.

FAZIT

Keine brillante, aber eine ganz akzeptable Produktion mit ein paar musikalischen Schwächen.




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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Ingo Martin Stadtmüller

Inszenierung
Ronny Jakubaschk

Bühne und Kostüme
Vera Koch

Dramaturgie
Heike Buderus


Mitglieder der
Dortmunder Philharmoniker


Solisten

Isabella
Boshana Milkov

Lindoro
Xiaoke Hu

Funny Bone (Mustafa Bey)
Maximilian Haschemi

Taddeo
Marvin Zobel

Haly
Hendrik Schörmann


Weitere
Informationen

erhalten Sie vom
Theater Dortmund
(Homepage)



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