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Musiktheater
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Lulu

Tanzstück von Jochen Ulrich
nach der Doppeltragödie Erdgeist und Die Büchse der Pandora von Frank Wedekind
Libretto von Dietlind Rank
Musik von Nino Rota (arrangiert von Hilary Griffiths)


Aufführungsdauer: ca. 2h 45' (eine Pause)

Premiere im Opernhaus Halle am 4. Dezember 2015


Opernhaus Halle

Dafür kann sie nichts

Von Joachim Lange / Fotos: © Theater, Oper und Orchester GmbH Halle, Paul Leclair

So ohne weiteres käme man nicht nicht auf die Idee, vor Weihnachten ausgerechnet eine vertanzte Lulu herauszubringen. Da passen doch eher der altbewährte Nussknacker oder wie jetzt gerade in Leipzig Grimms Märchen. Doch es lohnt sich, denn mit seiner jüngsten Premiere widmet sich das Ballett Rossa (nach der opulent klassischen Anna Karenina) erneut einer Arbeit des 2012 verstorbenen Choreographen Jochen Ulrich. Diesmal wird die Produktion durch den Tanzfonds Erbe gefördert, der sich dem Erhalt von besonders gelungenen Beispielen dieser flüchtig bedrohten Kunst widmet.


Vergrößerung Frank Schilcher (Tierbändiger), Dalier Burchanow (Schigolch)

Frank Wedekinds Doppeltragödie Erdgeist und Die Büchse der Pandora ist vor allem als Vorlage für Alban Bergs Lulu für die Nachwelt lebendig geblieben. Für die Ballett-Version, die Ulrich 1990 in Köln herausbrachte, haben Dietlind Rank das Libretto und Nino Rota die Musik gemacht. Aus Filmmusiken von Der Leopard, 8 1/2, über Rocco und seine Brüder und Der weiße Scheich bis hin zu La strada hat Hilary Griffiths diverse Soundtracks arrangiert, die von Svetlana Slyvia und Thiago Fayad als echte und beinahe echte Chanteuse attraktiv ergänzt werden. Von einem Podest im Bühnenhintergrund wird die Musik von der Staatskapelle unter Hilary Griffiths (alternierend dirigiert Robbert van Steijn) mit jeder Menge Varietee- und Big-Band Ehrgeiz live beigesteuert. Was die Fallhöhe dieser Lulu noch mehr verschärft, anders bei Berg, der von Anfang an das Ende mitbeschwört

Vergrößerung

Paloma Figueroa (Lulu), Johan Plaitano (Schwarz)

Hier geht es ziemlich deftig und lebendig los, wenn Lulu zunächst mal wie ein Vamp innerhalb und außerhalb fester Kurzzeit-Beziehungen alle Männer (und als Frauen liebende Frau auch die Gräfin Geschwitz) ohne Skrupel verrückt macht, in den Selbstmord treibt wie den Maler (Johan Plaitano), oder selbst erschießt wie den Dr. Schön (Michael Sedlácek). Bis sie dann nach ihrer Flucht in der Londoner Absteige vom gespenstisch gnomenhaften Schigolch (Dalier Burchanow lässt sich grandios auf das Böse an sich ein) brutal auf den Strich geschickt und schließlich von Jack the Ripper auf offener Bühne abgestochen wird.


Vergrößerung Michal Sedlácek (Dr. Schön), Paloma Figueroa (Lulu)

Da ist dann auch die Musik tieftraurig. Weniger aus Mitleid, mehr aus Entsetzen über die menschliche Natur, die uns, wie vom Tierbändiger (Frank Schilcher spricht und tanzt das fabelhaft) versprochen, gezeigt wurde. Auf und vor der mobilen Treppe bleibt das bis zu 30köpfige Ensemble immer auf dem narrativen Pfad, liefert vor allem in den Salonszenen mehr opulent wucherndes Tanztheater, als filigranes Ballett. Und erzählt so die Geschichte einer Frau, die ziemlich verführerisch, aber nicht unbedingt sympathisch ist. Ganz nach dem Marlene-Motto … dafür kann ich nichts.

Vergrößerung

Paloma Figueroa (Lulu), Hector Ferrer Fernandez (Rodrigo, Artist)

Beim Umgang mit den Avancen der eleganten Geschwitz (Denise Dumröse) entpuppt sie sich vollends als weiblicher Macho. Paloma Figueroa hat genügend Charisma, den Spagat von da bis zum Opfer der Männerwelt souverän zu bewältigen. So wie durchweg alle Protagonisten haben auch die Gäste in Alwas Theater und im Salon ihren frivol effektvollen Auftritt, bevor Jack the Ripper zuschlägt. Es muss also nicht immer der Nussknacker sein (aber auch den gibt's in der Vorweihnachtszeit natürlich auch wieder). Doch jetzt erstmal viel Jubel für diese neue (alte) Lulu.


FAZIT

Das Ballett Rossa bringt am Opernhaus Halle erneut ein Tanzstück von Jochen Ulrich neu auf die Bühne, erfreut damit das Publikum und leistet eine Dienst am Genre




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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Hilary Griffiths

Inszenierung und Choreographie
Jochen Ulrich†
Darin Cardyn

Bühne
Kathrin Kegler

Kostüme
Marie-Therese Cramer

Dramaturgie
Manfred Weber



Statisterie der Oper Halle

Staatskapelle Halle


Solisten

Dr. Schön (Zeitungsverleger)
Michal Sedlácek

Alwa Schön (sein Sohn)
Martin Zanotti

Eduard Schwarz (Kunstmaler)
Johan Plaitano

Lulu
Paloma Figueroa

Dr. Goll (Medizinalrat)
Davide de Biasi

Schigolch
Dalier Burchanow

Prinz Escerny
Thiago Fayad

Rodrigo (Artist)
Hectro Ferrer Fernandez

Hugenberg (Gymnasiast)
Pietro Chiappara

Gräfin Geschwitz
Denise Dumröse

Marquis Casti-Piani / Tierbändiger
Frank Schilcher

Henriette (Zimmermädchen)
Paloma Figueroa

Ein Herr in Zivil
Davide de Biasi

Kungu Poti
Johan Plaitano

Jack the Ripper
Michal Sedlácek

Gäste
Laura Busquets Garro
Emma Louisa Harrington
Ayana Kamemoto
Anastsia Melero Marchal
Margherita Sabbandini
Janina Strejcek
Davide de Biasi
Johan Plaitano
Vadim Rzaev
Michal Sedlácek


Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Opernhaus Halle
(Homepage)






Da capo al Fine

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