Zur OMM-Homepage Zur OMM-Homepage Veranstaltungen & Kritiken
Musiktheater
Zur OMM-Homepage Musiktheater-Startseite E-Mail Impressum



Die Kluge
(Die Geschichte von dem König und der klugen Frau)

Oper in zwölf Szenen
Libretto vom Komponisten nach den Gebrüder Grimm
Musik von Carl Orff


in deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 1h 35' (keine Pause)

Premiere im Staatenhaus Saal 3 in Köln am 13. März 2016
(rezensierte Aufführung: 17.03.2016)


 



Oper Köln
(Homepage)

Farbenfrohes Märchen von der klugen Bauerntochter

Von Thomas Molke / Fotos von Paul Leclaire

Carl Orffs Opernschaffen fristet heutzutage eher ein Schattendasein und genießt lediglich im Rahmen der alljährlich im Sommer stattfindenden Carl Orff Festspiele im oberbayerischen Andechs besondere Aufmerksamkeit. Dabei waren seine Opern in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts weit über die deutschsprachigen Grenzen hinaus verbreitet. Im Repertoire konnten sich auf Dauer allerdings nur seine Carmina burana halten, sei es als Chorwerk im Konzertbereich oder als eigens darauf kreierter Ballettabend. Das berühmte "O fortuna" hält sich seit vielen Jahren in den Klassik-Charts und wird auch gerne als musikalische Untermalung für einzelne Filmsequenzen gewählt. Die Oper Köln, die aufgrund der andauernden Renovierungsarbeiten im Opernhaus relativ kurzfristig auf das Staatenhaus als Ersatzspielstätte ausweichen musste, widmet sich nun Orffs Märchenoper Die Kluge, die nach dem Zweiten Weltkrieg einen Siegeszug weit über die Grenzen Europas hinaus antrat. So haben fast 200 Bühnen dieses Werk, das Orff selbst mit dem Untertitel "Die Geschichte von dem König und der klugen Frau" versah, nach der erfolgreichen Inszenierung von Walter Felsenstein an der Komischen Oper Berlin nachgespielt, wobei der Text in mehr als 20 Fremdsprachen übersetzt worden ist. In Köln gibt es Die Kluge nun als Familienoper für Groß und Klein.

Bild zum Vergrößern

Der Bauer (Bjarni Thor Kristinsson) sitzt im Kerker.

Die Geschichte basiert auf dem Märchen Die kluge Bauerntochter, das neben der Fassung der Gebrüder Grimm auch in zahlreichen anderen Kulturen verbreitet ist. Darin findet ein Bauer auf seinem vom König erhaltenen Acker einen goldenen Mörser, den er in der Hoffnung auf Belohnung dem König übergibt. Doch dieser beschuldigt ihn, den dazugehörigen Stößel zurückgehalten zu haben, und lässt ihn in den Kerker werfen. Als der Bauer beklagt, dass seine Tochter ihm diesen Ausgang prophezeit habe, will der König die Bauerntochter kennen lernen und lässt sie an den Hof holen. Um ihre Klugheit zu testen, stellt er ihr drei Rätsel, die sie problemlos löst. Daraufhin nimmt der König die Bauerntochter zur Frau. Doch einige Zeit später mischt sich die Frau in die Regierungsgeschäfte ihres Gatten ein, als dieser ein ungerechtes Urteil fällt. Der König ist darüber so erbost, dass er seine Frau verstößt, ihr aber noch die Möglichkeit gibt, ihr Liebstes in einer Truhe mitzunehmen. Die Königin bereitete daraufhin ein Mahl für ihren Mann und schläfert ihn mit Wein ein. Dann lässt sie den König in die Truhe legen. Als er wieder erwacht, teilt sie ihm mit, dass sie ihn mitgenommen habe, da er ihr Liebstes sei. Daraufhin ist der König gerührt und verzeiht seiner Frau. Orff baut in seiner Variante noch drei Strolche ein, die einerseits die Handlung kommentieren und andererseits in das Geschehen eingreifen. So sorgen sie in dem Prozess dafür, dass dem Mann mit dem Maulesel vom König zu Unrecht das Fohlen des Esels zugesprochen wird, das eigentlich dem Mann mit dem Esel gehört.

Bild zum Vergrößern

Der König (Oliver Zwarg, im Hintergrund) stellt der Bauerntochter (Anna Palimina) drei Rätsel (links und rechts: Statisterie).

Musikalisch lassen sich an einigen Stellen Anklänge an die sechs Jahre zuvor entstandenen Carmina burana erkennen. Wenn der Bauer in der ersten Szene im Kerker mit "Oh, hätt' ich meiner Tochter nur geglaubt!" zu den unruhigen Rhythmen des Schlagzeugs seine eigene Dummheit beklagt, erinnert diese Sequenz an das "Veni, veni, venias" im "Cours d' Amours" der Carmina burana. Auch die Melodieführung bei der Tochter des Bauern erinnert in ihrer klaren Reinheit an die Sopranstellen in den Carmina. Wie in den Carmina findet Orff auch in der Klugen ein breites musikalisches Spektrum. So bilden die drei Strolche beispielsweise musikalisch einen großen Kontrast zu den anderen Figuren. Einmal sprechen sie ihren Text in einem festen Rhythmus. Dann bilden sie ein Terzett, das in der Form des Liedgesangs an die Comedian Harmonists erinnert. Der Mann mit dem Maulesel kommt als Scharlatan musikalisch den drei Strolchen noch am nächsten, wohingegen der Mann mit dem Esel melancholisch-lyrische Melodienbögen erhält. Der König variiert stimmlich zwischen Sprechgesang und einer autoritären Rhythmik. Dies ist im Aufbau alles sehr eingängig, so dass sich das Werk auch als Familienoper eignet. Alexander Rumpf arbeitet mit dem Gürzenich-Orchester Köln diesen klaren Klang feinfühlig heraus und findet eine ausgewogene Balance zwischen feinen leisen Tönen und voluminösen Tutti.

Bild zum Vergrößern

Der Mann mit dem Maulesel (Martin Kronthaler, 2. von links) und die drei Strolche (von links: Dennis Wilgenhof, Martin Koch und Michael Mrosek) führen nichts Gutes im Schilde.

Die Inszenierung von Brigitta Gillessen lässt sich als märchenhaft bezeichnen und eignet sich somit als Oper für die ganze Familie. So verzichtet Gillessen auf eine zeitliche Verortung und bleibt in ihrer Erzählung nah am Libretto. Christof Cremer hat auf der leicht angeschrägten Bühne ein variables Einheitsbühnenbild entworfen. Auf der linken Seite befindet sich ein Turm, in dem der Kerkermeister über die Gefangenen wacht. Rechts hinten ist der Königspalast angedeutet, wobei sowohl das Lilienwappen, das sich auch auf dem Mantel des Königs und dem Umhang der Königin befindet, und die Statue eines aufgerichteten Rosses majestätisch wirken. Zwei Podeste auf der Bühne dienen zum einen als Tisch und zum anderen als Stauraum für weitere Bühnenbilder. Wenn der König der Bauerntochter die drei Rätsel stellt, wird zuvor von seinen Dienern ein Schachbrettteppich ausgerollt. Das Spiel mit der Königstochter entpuppt sich also als Schachpartie, wobei sich die Bauerntochter als "Dame" beweglicher auf dem Brett zeigt als der König. Wenn die spätere Königstochter ihren Mann in Schlaf versetzt hat, werden der Turm und der Palast mit einer märchenhaften Blumenwelt verhängt, so dass der König später in einer Art Traumwelt wieder erwacht. Wie real das Glück der beiden am Ende damit sein wird, ist fraglich. Das weiße Kleid der Bauerntochter steht für den reinen Charakter des Mädchens, während die drei Strolche in ihren Kostümen an Harlekine erinnern. Witzig ist auch die Tolle des Manns mit dem Maulesel, die beim Besitzer doch eine starke Ähnlichkeit zu seinem Tier aufkommen lässt.

Bild zum Vergrößern

Der König (Oliver Zwarg) erwacht in neuer Umgebung (hinten: die Bauerntochter (Anna Palimina)).

Die Solisten des Abends zeichnen sich durch eine gute Textverständlichkeit aus, so dass eine Übertitelung fast überflüssig gewesen wäre. Anna Palimina gestaltet die Titelpartie mit strahlendem Sopran und glockenklaren Höhen. Besonders hervorzuheben ist die Rätselszene, in der Palimina mit frischem Klang begeistert, und auch das Schlaflied in der neunten Szene entwickelt sich in Paliminas sanfter Interpretation zu einem musikalischen Höhepunkt des Abends. Völlig unklar bleibt inhaltlich nur, warum diese faszinierende Frau den König liebt. Oliver Zwarg legt ihn mit profundem Bariton recht autoritär an und macht mit intensivem Spiel die Unbeherrschtheit dieser Figur deutlich. Bjarni Thor Kristinsson stattet den Bauern mit markanten Tiefen aus und begeistert direkt zu Beginn mit seinem Auftrittslied. Martin Kronthaler verleiht dem Mann mit dem Maulesel darstellerisch und stimmlich mit dunklen Tiefen einen recht hinterhältigen Charakter. Einen Gegensatz dazu bildet John Heuzenroeder als Mann mit dem Esel, der mit lyrischem Tenor dagegenhält und vor allem in der Kerkerszene mit tragischen Tönen begeistert. Martin Koch, Michael Mrosek und Dennis Wilgenhof werden mit komödiantischem Spiel den drei Strolchen stimmlich und darstellerisch gerecht, so dass es am Ende großen Applaus für alle Beteiligten gibt.

FAZIT

Schade, dass es von dieser selten gespielten Oper nur so wenige Aufführungen gibt. Das Ensemble begeistert darstellerisch und stimmlich in einer Inszenierung, die Groß und Klein begeistern dürfte.


Ihre Meinung
Schreiben Sie uns einen Leserbrief
(Veröffentlichung vorbehalten)

Produktionsteam

Musikalische Leitung
Alexander Rumpf

Inszenierung
Brigitta Gillessen

Bühne und Kostüme
Christof Cremer

Licht
Nicol Hungsberg

Dramaturgie
Tanja Fasching

 

Gürzenich-Orchester Köln

Statisterie der Bühnen Köln

 

Solisten

*rezensierte Aufführung

Der König
Oliver Zwarg

Der Bauer
Bjarni Thor Kristinsson

Des Bauern Tochter
Anna Palimina

Der Kerkermeister
Zelotes Edmund Toliver

Der Mann mit dem Esel
John Heuzenroeder

Der Mann mit dem Maulesel
Martin Kronthaler

1. Strolch
Martin Koch

2. Strolch
Michael Mrosek

3. Strolch
Dennis Wilgenhof


Weitere
Informationen

erhalten Sie von der
Oper Köln
(Homepage)



Da capo al Fine

Zur OMM-Homepage Musiktheater-Startseite E-Mail Impressum
© 2016 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: oper@omm.de

- Fine -