Zur OMM-Homepage Zur OMM-Homepage Veranstaltungen & Kritiken
Musiktheater
Zur OMM-Homepage Zur Musiktheater-Startseite E-mail Impressum



Le nozze di Figaro
(Figaros Hochzeit)


Oper in vier Akten
Text von Lorenzo da Ponte nach Beaumarchais' Komödie La folle journée ou Le mariage de Figaro
Musik von Wolfgang A. Mozart

in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 3h 30' (eine Pause)

Premiere am 14. November 2015 im Opernhaus Leipzig


Theater-Logo

Oper Leipzig
(Homepage)

Liebe und Intrigen nach Noten

Von Roberto Becker / Fotos: Oper Leipzig / Kirsten Nijhof

So richtig falsch machen kann man bei Mozarts und da Pontes Le nozze di Figaro eigentlich nichts. Es genügt schon, auf die Komödie zu vertrauen. Hier hat jeder seine Chance, sich in Szene zu setzen. Ganz gleich, ob der Graf Almaviva oder seine Gräfin, ob der Friseur oder seine Braut Susanna, ob der Anwalt des Grafen oder sein Gärtner Antonio. Und natürlich jener junge Bursche, der schon mit seinem Namen Cherubino für die Liebe steht, und so gut wie jeder Frau nachstellt. Hinzu kommt, dass man sich in Mozarts Musik fallen lassen kann. Dafür sorgen in Leipzig der häufig im Graben der Oper stehende Matthias Foremny und das bestens aufgelegten Gewandhausorchester. Mozart ist ihre Sache, sie sind mehr als nur Begleitung, sondern leisten ihren Beitrag zu den dramatischen Turbulenzen.

Szenenfoto Figaro und seine Susanna

Nach Jürgen Flimms Berliner Wohlfühlvariante dieses Schmuckstück eines jeden Spielplans, haben nicht nur Hamburg, sondern jetzt auch also Leipzig nachgezogen. Dabei kommt die Inszenierung in Leipzig dem Berliner Ausflug in die komödiantische Sommerfrische szenisch am nächsten. Auch dort setzt der im Musical heimische Regisseur Gil Mehmert auf die Komödie. Auch hier reist die Gesellschaft um den Grafen zu Beginn von irgendwoher an. Aber im Unterschied zu Berlin reisen nicht wieder ab. Sie bleiben am Ende da. Was auch heißt, dass sie mehr oder weniger im Status quo ihrer jeweiligen Beziehungen verharren. Eine Trennung kommt bei den Almavivas nicht in Frage.

Szenenfoto

Marcellina (rechts) präsentiert ein altes Versprechen, der Graf (Mitte) soll es richten

Aber nach den aufgeflogenen Eskapaden des Grafen gibt's schon ziemlich wütende Blicke der Gräfin hinüber zu ihrem Gatten. Aber dabei bleibt es dann auch. Man belässt es bei wütenden Blicken und dem gewahrten Schein. Gräfin Rosina weiß schon lange, auf was sie sich eingelassen hat. Sie hätte inzwischen einigen Grund, auf die Barrikaden zu gehen, denn ihr smarter Almaviva versucht mit aller Energie, seinen Ruf als Aufreißer zu bedienen und zugleich die Fassade der Ehrbarkeit und Treue (vor allem seiner Ehefrau) zu wahren. Mozart kannte halt die Frauen. Und die Männer. Wie bei da Ponte und Mozart (bzw. Beaumarchais, dem Lieferanten der Vorlage) liegt die Revolution noch in der Ferne, aber in der Luft. Und zwar die große Revolution der Franzosen, bei der die Beziehung zwischen Herr und Diener neu geordnet werden sollten.

Szenenfoto Hier gehts rund beim Bettenbau

In Leipzig wirft eher die 68er-Revolte, inklusive ihrer sexuellen Neuordnung der Verhältnisse zwischen den Geschlechtern, ihre Schatten voraus. Da wissen wir im Saal mehr als das Personal auf der Bühne. Die kommen, von woher auch immer, in ihr nobles Rokokoschloss mit dem Komfort der 1960er. So jedenfalls die Fassade auf dem Gazevorhang und die üppigen drei Etagen, die Jens Kilian dahinter gebaut hat. Oben die Schlafzimmer der Herrschaften, die Unterkünfte fürs Personal in Reichweite, in der Mitte eine ganze Galerie von Wandschränken, unten ein Foyer zwischen den Freitreppen, in dem sich gut feiern und intrigieren lässt. Und das genügend Platz bietet für das große Hochzeitsbett und später für ein paar Hecken für das Verwirrspiel im nächtlichen Garten. Das funktioniert präzise entlang der Geschichte.

Szenenfoto

Ende gut, alles gut?

Das Ensemble hat mit dem beweglich spielenden und kraftvoll singenden Figaro Sejong Chang und dem mit einer gewissen Verführereleganz aufwartenden Mathias Hausmann als Almaviva bei diesen beiden Herren gute vokalen Karten für das berühmte Tänzchen zwischen Figaro und seinem Grafen. Bei den Damen überzeugt die spielfreudige Olena Tokar als Susanna nach kurzer Anlaufzeit mit ihrer bodenständig herzerfrischenden Art. Nicht ganz so überzeugend ist die Gräfin von Marika Schönberg. Wallis Giuntas Cherubino bleibt im Gedächtnis.


FAZIT

Leipzigs neuer Figaro setzt szenisch gekonnt auf die Komödie und kommt dank der vokalen Qualitäten der Protagonisten und der Verve des Orchesters sicher durchs Ziel.


Ihre Meinung
Schreiben Sie uns einen Leserbrief
(Veröffentlichung vorbehalten)

Produktionsteam

Musikalische Leitung
Matthias Foremny

Inszenierung
Gil Mehmert

Bühne
Jens Kilian

Kostüme
Falk Bauer

Co-Bühnenbild
Eva-Maria von Acker

Licht
Andreas Fuchs

Chor
Alexander Stessin

Chor der Oper Leipzig

Gewandhausorchester Leipzig

Solisten

Gräfin Almaviva
Marika Schönberg

Susanna
Olena Tokar

Cherubino
Wallis Giunta

Marcellina
Karin Lovelius

Barbarina
Magdelena Hinterdobler

Erstes Mädchen
Julia Danz

Zweites Mädchen
Lissa Meybohm

Graf Almaviva
Mathias Hausmann

Figaro
Sejong Chang

Don Bartolo
Milcho Borovinov

Basilio
Sunnyboy Dladla

Don Curzio
Keith Boldt

Antonio
Roland Schubert



Weitere
Informationen

erhalten Sie von der
Oper Leipzig
(Homepage)



Da capo al Fine

Zur OMM-Homepage Musiktheater-Startseite E-Mail Impressum
© 2015 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: oper@omm.de

- Fine -