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Die tote Stadt

Oper in drei Bildern
Libretto von Paul Schott
Musik von Erich Wolfgang Korngold


In deutscher Sprache mit Übertiteln


Aufführungsdauer: ca. 3h (eine Pause)


Koproduktion mit der Nederlandse Reisopera
Premiere am 24. Januar 2016, Theater Magdeburg

 



Theater Magdeburg
(Homepage)

Ist es Traum, ist es Wirklichkeit?

Von Roberto Becker / Fotos von Nilz Böhme

Man kann sich zwar nicht mehr den Lorbeer einer Ausgrabung ans Reverse heften, wenn man Erich Wolfgang Korngolds Oper Die tote Stadt ins Programm nimmt. Der Komponist wurde 1897 in Brünn geboren und starb 1957 im kalifornischen Hollywood. Mit der zeitgleichen Uraufführung seiner Toten Stadt in Hamburg und Köln landete er 1920 überraschend einen durchschlagenden Welterfolg. Mit damals 23 Jahren! Den Erfolg seiner Oper beendeten erst die Nazis. Mit der auch bei anderen jüdischen Komponisten der, sagen wir: postromantischen Moderne eintretenden Wirkung, dass sie nach dem Krieg nicht wieder auf die Bühnen zurückkehrten, weil sie mit dem nunmehr dominierenden Avantgarde-Verständnis kollidierten. Seit einigen Jahren aber gibt es eine kleine Korngold-Renaissance. Vor alle die Tote Stadt ist hier und da auf die Bühnen zurückgekehrt. Und zwar von Gera-Altenburg über Chemnitz bis Hamburg. Und jedes Mal gibt es einen Wow-Effekt, zumindest bei einem mit Puccini und Richard Strauss vertrauten Publikum.

Vergrößerung in neuem Fenster Die Welt der Schauspieler bleibt außen vor.

Die nachklingende Spätromantik, das Orchesterschwelgen, eine gewisse Melodienseligkeit und nicht zuletzt die zwischen Psychologie, Surrealismus und Dekadenz changierende Story verfehlen ihre Wirkung nicht. Dafür sorgt auch diesmal der GMD Kimbo Ishii am Pult der Magdeburgischen Philharmonie. Nicht nur die beiden, jede Verbannung überlebenden Hits der Oper, das "Mein Sehnen, mein Wähnen" des Pierrots und Mariettas Lied "Das Glück, das mir verblieb", das der Held der Oper am Ende noch einmal als Rausschmeißer wiederholt, treffen das willige Ohr und bleiben haften. Beides kann man bei youtube in diversen prominent besetzten Varianten auf Anhieb finden.

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Marietta versucht sich als Verführerin

Jede Aufführung der Toten Stadt ist aber immer noch auch ein Stück der Aufarbeitung einer dunklen Geschichte, in deren Verlauf der triumphierende Rassenwahn der Nazis Korngolds Musik von den Bühnen in ihrem Machtbereich verbannte. Korngold hat zwar bis zu seinem Tod 1957 in den USA Wesentliches zur Entwicklung der Filmmusik in Hollywood beigetragen, aber den Erfolg am Beginn seiner Karriere nie wieder erreicht.

Vergrößerung in neuem Fenster Ein Blick in den Spiegel hilft auch nicht

In Magdeburg haben Regisseur Jakob Peters-Messer, Guido Petzold (Bühne) und Sven Bidseil (Kostüme) die wabernde Atmosphäre der real und metaphorisch sterbenden Stadt Brügge, die den Ton der Trauer des Helden Paul über den Verlust seiner Frau Marie ins Pathologische verstärkt, als Hintergrund deutlich gemacht. Ein riesiger mitunter verhängter Rahmen, der ebenso gut ein Fenster wie ein Portal sein kann, trennt die Welt der Trauer, in der Paul sich vergraben hat, vom Leben und der Schauspielerwelt der Tänzerin Marietta, ebenso wie sie einen Übergang zwischen beiden ermöglicht. Eine Annäherung Mariettas lässt Paul zu, weil sie seiner toten Frau ähnelt. Aber ein Neuanfang gelingt nicht. Traum und Wirklichkeit verrutschen so, dass die lebende Frau mit den aufbewahrten Haaren der Toten von ihm erdrosselt wird. In Magdeburg ist der bei Korngold geträumte Mord wahrscheinlich ein realer, denn Marietta steht nicht wieder auf und Polizei und das Personal der Nervenklinik warten bereits auf Paul. Der allerdings dann doch beim Senken des Vorhangs der Geschichte entkommt.

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Mord im Affekt mit den Haaren seiner toten Frau

Das ist alles nachvollziehbar erzählt, vor allem aber exzellent gesungen! Wolfgang Schwaninger stemmt die mörderische Partie des Paul mit imponierendem Durchhaltevermögen, Noa Danon ist eine intensive, verführerische Marietta an seiner Seite. Die kleineren Rollen der Haushälterin Brigitta und von Pauls Freund Frank sind mit Undine Dreißig und Roland Fenes hervorragend besetzt. Von der Schauspielertruppe profiliert sich vor allem Thomas Florio als Pierrot. Jubel für alle.


FAZIT

Der Oper Magdeburg ist eine überzeugende Produktion von Erich Wolfgang Korngolds Die tote Stadt gelungen.



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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Kimbo Ishii

Inszenierung
Jakob Peters-Messer

Bühne und Lichtdesign
Guido Petzold

Kostüme
Sven Bindseil

Chor
Martin Wagner

Dramaturgie
Benjamin Wäntig


Opernchor des
Theater Magdeburg

Opernkinderchor des Konservatoriums
"Georg Philipp Telemann"

Die Magdeburgische Philharmonie


Solisten

Paul
Wolfgang Schwaninger

Marietta/Die Erscheinung Mariens
Noa Danon

Frank
Roland Fenes

Brigitta
Undine Dreißig

Juliette
Irma Mihelič

Lucienne
Jenny Stark

Gaston
Eric Schubert

Victorin
Manfred Wulfert

Fritz
Thomas Florio

Graf Albert
Markus Liske



Weitere
Informationen

erhalten Sie vom
Theater Magdeburg
(Homepage)



Da capo al Fine

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