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Auf dem Sprung
Von Roberto Becker
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Fotos ©Jean-Pierre Maurin Diese Produktion war in der Dresden ein Dauerbrenner. Es war schon die zweite Elektra-Inszenierung von Ruth Berghaus - die Vorläuferin war kürzlich (sozusagan ebenfalls als eine historische Rekonstruktion) am Nationaltheater in Mannheim noch einmal zu erleben. In Dresden war die Positionierung des Orchesters auf der Bühne auch aus der Platznot im Graben geboren. Aber es wurde eben dank der genialen Theaterfrau Ruth Berghaus (1927-1996), doch mehr, als ein Provisorium daraus. Diese Inszenierung gehörte jetzt zu recht in die Auswahl von Serge Dornys Festival „Memoirers“ mit Inszenierungen, die für die Entwicklung des sogenannten Regietheaters exemplarisch waren.
Die besondere Herausforderung, die der Berghaussche Elektra-Turm hoch über dem riesigen, bis auf die Bühne ausgebreiteten Strauss-Orchester darstellt, war für (die aktuell amtierende Bayreuther Kundry) Elena Pantraktova keine vokale Hürde. Zumal die Oper in Lyon mit der futuristisch dunklen Architektur ihres Zuschauerraums ohne den Kontrast zum üppigen Interieur der Semperoper wie ein Verstärker der Ästhetik wirkt. In Dresden jedenfalls war der Sprungturm von Hans Dieter Schaal dort über zwanzig Jahre lang der Ort für Atriden-Tragödie. Der Graf und die Gräfin
Was dabei allerdings Operngeschichte schrieb, war nicht nur das prägnant archaische Bühnenbild, sondern vor allem die spannende Personenregie der Berghaus, die sie aus der vertikale Ordnung des Bühnenbildes entwickelt hat. Vor allem als ein bewegendes Psychogramm der Elektra. An ihrer Seite war Katrin Kapplusch eine jugendlich strahlende, lebenshungrige Chrysothemis. Klar, dass vor allem Lioba Braun als Klytämestra mit ihrer vokalen und darstellerischen Präsenz beeindruckte und Christof Fischesser einen markanten Orest beizusteuern vermochte.
Als Glücksfall für das Retro-Experiment in Lyon erwies sich Hartmut Haenchen. Für den in Deutschland notorisch unterschätzten und erst im letzen Jahr endlich im Bayreuther Graben gelandeten Dresdner muss die Wiederbegegnung mit der Produktion, bei der er schon in Dresden am Pult gestanden hatte, eine besondere Freude gewesen sein. Jedenfalls machte er mit dem Lyoner Orchesters ein musikalisches Fest daraus. Er ließ die Leidenschaft mitten in Frankreich lodern, ohne seinen Hang zur Präzision zu verleugnen! FAZIT Diese Elektra ist einer von den nachhaltigen Marksteinen des sogenannten Regietheaters, weil sie in einem eigenwilligen Bild dem Kern des Werkes sehr nahe kommt und dessen Kraft auch in einer Wiederbelebung zu vermitteln versteht. Dieser Teil des Festival Memoieres entsprach noch am meisten dem Anliegen der Veranstalter. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Realisierung der Regie
Bühne
Kostüme
Licht
Solisten
Elektra
Chrysothemis
Klytämnestra
Aegisth
Orest
Pfleger des Orest
Die Schleppenträgerin
Ein junger Diener
Mägde
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