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Musiktheater
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Manon Lescaut 

Lyrisches Drama in vier Akten
Text von Ruggero Leoncavallo, Marco Praga, Domenico Oliva, Luigi Illica, Giuseppe Giacosa, Giulio Ricordi, Giuseppe Adami und Giacomo Puccini
Musik von Giacomo Puccini

in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 2 h 30' (eine Pause)

Premiere im Theater am Domhof am 14. Januar 2017
(rezensierte Aufführung: 20.01.2017)

 

Logo: Theater Osnabrück

Theater Osnabrück
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Im Spiegel verschiedener Wirklichkeiten          

Von Ursula Decker-Bönniger / Fotos von Jörg Landsberg

 

Puccinis Oper Manon Lescaut wurde 1893 in Turin uraufgeführt. Sieben Librettisten und Puccini selbst haben daran gearbeitet, Abbé Prévosts 1731 erschienenen Liebesroman in mal empfindsame, mal expressive Kernszenen einzufangen. Ähnlich wie Manets letztes großes Werk Un bar aux Folies Bergère erzählt Puccini hier ein Sittengemälde, ein musikalisches.

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Manon (Lina Liu) auf der Kinoleinwand

Anstatt ins Kloster zu gehen, verdreht die junge, melancholische Manon den Männern den Kopf. Geronte de Ravoir, ein reicher, älterer Steuerpächter aus Paris möchte sie heiraten. Der junge Chevalier Des Grieux kommt ihm zuvor und nimmt sie mit nach Paris. Im zweiten Akt langweilt sie sich bei dem reichen Geronte de Ravoir, der sie mit Luxus verwöhnt. Sie sehnt sich nach der Liebe Des Grieux’. Als sie ihn – auf Vermittlung ihres Bruders – wiedersieht, werden sie von Geronte de Ravoir erwischt. Manon will fliehen, nimmt den Schmuck, den Geronte ihr geschenkt hat, mit und wird festgenommen. Im dritten Akt wartet Manon im Gefängnis von Le Havre darauf, mit anderen Frauen in eine amerikanische Strafkolonie verschifft zu werden. Nach vergeblichen Rettungsversuchen heuert De Grieux auf dem Schiff an und begleitet sie. Aber auch in Amerika ist ihnen kein Glück beschieden. Krank und ausgezehrt schleppen sie sich dahin. Schließlich ringt Manon einsam, verletzt und ihrer Wurzeln beraubt mit dem Tod.

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Vom Luxus verwöhnt und von Männern umschwärmt: Manon Lescaut (Lina Liu)

Im Theater Osnabrück singt und spielt Lina Liu Puccinis Titelheldin. Mit anrührendem,  lyrischen Schmelz, die Töne leicht anschleifend und immer wieder von Ahnungen und Erinnerungen überwältigt, führt die Sopranistin Leid und Empfindsamkeit vor Augen. Immer in der Gewissheit, dass ihre Schuld vergessen, Liebe aber ewig bleibe. Hell timbriert, weich und gerundet im Klang verkörpert Jeffrey Hartman den Studenten Renato des Grieux. Er weicht ihr zunächst nicht von der Seite, scheint sich aber nach ihrem Tod mit anderen Manons zu trösten.

Ganz anders der 1. Akt. Hier scheinen die Stimmen eher im Hintergrund, eine musikalische Farbe unter anderen zu sein. Expressiv und hart prallen die kontrastiven Szenen aufeinander. Und Andreas Hotz, das Osnabrücker Sinfonieorchester und ein ausgezeichneter Opernchor zeichnen ein eher sinfonisch angelegtes, komplexes, schnell aufeinanderfolgendes Drama mit rhythmisch-dynamisch detailliert ausgeleuchteten Szenen und scharfen Blechbläsereinwürfen.

Walter Sutcliffes exzellente, mit kleinen humorvollen Kommentaren ausgestattete  Inszenierung folgt diesem expressionistisch modernen, filmästhetisch ausgerichteten Ansatz. Er verlegt die Oper in eine Art Kinosalon mit zwei, im Laufe der Zeit immer stärker sich verwebenden Wirklichkeitsebenen. Oben erzählen laufende Bilder - stummfilmartig aufbereitete Szenen und musikdramatische Begegnungen - über das Schicksal der Manon aus weiblicher Perspektive. Unten starren Männer in grauen Anzügen und einheitlich gelockter Haarpracht mit dem Rücken zum Publikum aufs Bild und gieren nach Vergnügen, Schminke und käuflicher Liebe. Vor allem die Einbindung der Stummfilmbilder ist gelungen. In kontrastivem Licht und ausdrucksstarker Gestik die Stummfilmästhetik aufgreifend wirken die Opernszenen wie vergrößerte, in die Länge gezogene Filmausschnitte. Ein grandioses, eindrucksvolles Gefühlserlebnis.

FAZIT

Osnabrücker Musiktheater ist immer für Überraschungen gut. Allen an der Produktion Beteiligten ist ein stimmiger, ausdrucksstarker, humorvoller und zugleich nachdenklich stimmender Abend gelungen. Was will man mehr?



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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Andreas Hotz

Inszenierung
Walter Sutcliffe

Bühne und Kostüme
Okarina Peter
Timo Dentler

Choreinstudierung
Markus Lafleur

Video
Siegfried Köhn

Dramaturgie
Ulrike Schuman

 

Opern- und Extrachor
des Theater Osnabrück

Statisterie des Theaters Osnabrück

Osnabrücker Symphonieorchester


Solisten

Manon Lescaut
Lina Liu

Sergeant Lescaut
Rhys Jenkins

Renato Des Grieux, Student
Jeffrey Hartman

Geronte de Ravoir, Steuerpächter
José Gallisa

Edmondo, Student
Daniel Wagner

Wirt, Kapitän, Friseur, Tanzlehrer
Genadijus Bergorulko

Tanzlehrer, Lampenanzünder
Mark Hamman

Sergeant
Jan Friedrich Eggers

Ein Musiker
Gabriella Guilfoil




Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Theater Osnabrück
(Homepage)





Da capo al Fine

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