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Hochnotpeinlich Von Bernd Stopka / Fotos von Thomas M. Jauk
Markus 6
Matthäus 14 Annemarie Kremer (Salome), Brian Davis (Jochanaan) So findet sich die Geschichte Salomes, Herodes‘, seiner Gattin Herodias und Johannes des Täufers im Neuen Testament, die Oscar Wilde unter Verwendung weiterer Quellen zu seinem grandiosen Schauspiel Salome verarbeitete und das Richard Strauss als Grundlage zu seiner genialen Oper gleichen Namens diente. Eine vielschichtige Handlung, kongenial mit Musik zur Oper vervollkommnet, die von Siegfried Wagner als „ohrenzerreißende Sauerei“ bezeichnet worden sein soll. An der Staatsoper Hannover hat Regisseur Ingo Kerkhof den Einakter neu inszeniert und mit Kostümen von Inge Medert in die Neuzeit versetzt. Anne Neuser hat dazu einen einfachen Bühnenraum geschaffen, der stark kontrastierend hinten durch einen Fadenvorhang und vorn durch eine immer mal wieder herunterfahrende Steinwand begrenzt wird. An den Seiten wird Theatertechnik in Form von Beleuchtungselemente sichtbar. Es ist ein offener Raum, der zum Zuschauer noch weiter geöffnet wird, in dem die Beobachter des Beginns (Narraboth, Page, Soldaten und ein Kappadozier) aus dem Zuschauerraum, vom Rand des ersten Ranges und von vor der ersten Reihe aus singen. Salome erscheint allein auf der Bühne, der sich als ihr Raum gewordenes Seelenleben darzustellen scheint. Doch das erinnert wohl zu sehr an die geniale La Traviata-Inszenierung in diesem Haus und wird schnell aufgeweicht. Robert Künzli (Herodes), Ensemble Es bleibt der karge Bühnenraum, indem eine schon recht frauliche Salome einen sehr menschlichen Jochanaan zu verführen sucht. Diese beiden Uminterpretationen der Charaktere bilden den wesentlichen Ansatz der Inszenierung – und ihr wesentliches Problem. Wenn der Täufer nicht wie eine Marmorsäule standfest und geradeheraus Glauben und Wahrheit verkündet, sondern Salome berührt, in den Armen hält, sich begrabschen lässt und dergleichen – dann wird nicht nur die Passage in deren Schlussgesang „Du hast deinen Gott gesehn, Jochanaan, aber mich, mich, hast du nie gesehn. Hättest du mich gesehn, du hättest mich geliebt!“ ihres Sinns beraubt, sondern dem ganzen Drama ein Stück Inhalt genommen: der Reiz des Unnahbaren, des Unberührbaren. Ganz abgesehen davon, dass das szenische gezeigte Gegenteil als Verstärkung der wirklichen Aussage doch irgendwie nur als Theorie und weniger in der Praxis überzeugt. „Ich will dich nicht ansehn“ singt Jochanaan und dreht Salomes Kopf in seinen Blick. Reiz fehlt dieser ganzen Inszenierung, die über weite Strecken wenig Faszinierendes, viel Langweilendes und einiges Ärgerliche zeigt. Noch allein auf der Bühne hält sich Salome die Hände vor die Augen, wenn sie singt „Wie schwarz es da drunten ist!“. Aha, wir sind also in ihrer Seele. Schattenspiele in der Salome/Jochanaan-Szene wirken ebenso bemüht wie das viele Blut, dass zuerst aus Narraboths aufgeschnittenen Armen und später aus Jochanaans abgeschlagenem Kopf fließt. Albern und einfallslos erscheinen die Papphütchen auf den Köpfen von Herodes‘ Partygästen (wären sie Ersatz für Kippas der fünf streitenden Juden, hätte das ja noch einen ironischen Aspekt). Wenn sie von einem singen, der Wasser zu Wein verwandeln kann, denkt sich wohl einer, dass er das andersherum auch kann – und erleichtert sich gegen die linke Szenenbegrenzung. Aber das ist weder das Platteste noch das Peinlichste. Zum peinlichen Höhepunkt, ja geradezu zur Orgie des Fremdschämens wird der „Tanz der sieben Schleier“, der als Gruppenchoreographie mit Männern in Frauenkleidern, einem Blinde-Kuh-Spiel mit Herodes und viel Rock-Gewusel daherkommt. Hochnotpeinlich. Annemarie Kremer (Salome), Edward Mout (4. Jude)
Salome
hat in dieser Interpretation nichts
Kindliches, nichts Mädchenhaftes, nichts
Reizvolles und auch nichts Erotisches. Sie
wirkt wie eine selbstbewusste erwachsene
Frau, die davon
Die wirkliche Leidenschaft dieser Salome
tönt mit Wucht und Macht aus dem Orchester,
das Ivan Repušić zu einer schwelgerischen,
sich immer wieder aufbäumenden und dabei der
Partitur gehorchend dienenden Höchstleistung
in allen Farben und Ausdrucksformen
animiert. Das ist Strauss vom Allerfeinsten
und Leidenschaftlichsten.
FAZIT |
ProduktionsteamMusikalische Leitung Inszenierung Bühne Kostüme Licht Choreographie Dramaturgie
Niedersächsisches
Solisten Herodes Herodias Salome Jochanaan Narraboth Ein Page 1. Jude 2. Jude 3. Jude 4. Jude 5. Jude 1. Nazarener 2. Nazarener 1. Soldat 2. Soldat Ein Cappadocier Ein Sklave Weitere
Informationen
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