Veranstaltungen & Kritiken Musiktheater |
|
|
Let Us
Entertain You! Von Thomas Molke / Foto: © Judith LorenzAnlässlich der Bundestagswahl 2017 hatte das Musiktheater im Revier die letzte Spielzeit im Kleinen Haus mit einem neuen Format eröffnet, bei dem die Zuschauer die Wahl hatten, was gespielt wurde. Unter dem Titel Fifty-Fifty gab es in einer interaktiven Show unterschiedliche Angebote, die die einzelnen Titel nicht sofort offenbarten, sondern stattdessen verschlüsselte Hinweise gaben. In Anlehnung an legendäre Shows der deutschen Fernsehgeschichte führte Carsten Kirchmeier wortgewandt und mit leichtem Augenzwinkern derart erfolgreich durch das Programm, dass man in dieser Spielzeit eine Neuauflage präsentiert. Unter dem Titel Fifty-Fifty Vol. 2 gibt es im Kleinen Haus erneut einen Streifzug durch die deutsche und englischsprachige Popkultur der 50er Jahre bis hin zur Gegenwart. Natürlich darf auch Katrin Bewer nicht fehlen, die dieses Mal nicht nur als Assistentin an Kirchmeiers Seite fungiert, sondern auch noch mit "Liebe ohne Leiden" im Duett mit Joachim Gabriel Maaß ihr sängerisches Talent unter Beweis stellen kann und als "Uptown Girl" in der präsentierten Cover-Version von Westlife einen verführerischen Auftritt hinlegt. Carsten Kirchmeier führt mit Katrin Bewer durch den Abend. Als Solisten haben sich auch für dieses Wunschkonzert wie im letzten Jahr die Ensemble-Mitglieder Anke Sieloff, Christa Platzer, Joachim Gabriel Maaß und Sebastian Schiller zusammengefunden, um ein abwechslungsreiches Programm von deutschem Schlager, Pop, Musical, Chanson, Swing und Rock zu präsentieren. Arrangiert hat die Songs wieder Thomas Rimes, der als musikalischer Leiter nicht nur am Klavier sitzt oder mit der Gitarre begleitet, sondern einige Lieder auch mit starkem Gesang begleitet. Musikalisch unterstützt wird er von Ralf Metz am E-Bass und Andreas Kurth an den Drums. Direkt zu Beginn begrüßen die vier Solisten das Publikum mit einer besonderen Interpretation von Robbie Williams' Hit "Let Me Entertain You", der zu einem Medley mit zahlreichen anderen Songs und anderen Stilrichtungen arrangiert wird. Dabei verleiht Rimes altbekannten Songs wie beispielsweise "Tanze Samba mit mir" und "Mama Loo" einen ganz neuen Anstrich. Christa Platzer (links) und Anke Sieloff (rechts) mit Sebastian Schiller Das Bühnenbild, das aus zwei modernen gelben Sofas und einer Jukebox auf der rechten Seite, sowie vier Barhockern auf der linken Seite vor der Band besteht, ist vom letzten Programm übernommen worden. Auf den Sofas nehmen die Solisten Platz, während Kirchmeier in kurzweiligen und abwechslungsreichen Spielen mit dem Publikum ausknobelt, was die Solisten denn anschließend zu singen haben. Dabei scheinen die vier genauso viel Freude am Programm zu haben wie das Publikum und warten gespannt ab, auf welchen Song die Wahl als nächstes fällt. Da das Publikum sogar manchmal zwischen drei verschiedenen Songs oder vier verschiedenen Interpreten wählen darf, steht im Vorfeld des Abends weniger als die Hälfte des Programms fest, das an diesem Abend gespielt wird, was für das Publikum einen Anreiz schafft, die Show auch ein zweites oder drittes Mal zu besuchen. Bei den einzelnen Solonummern unterstützen sich Platzer, Sieloff, Maaß und Schiller in der Regel mit Choreinlagen. Kirchmeier kommentiert dies mit einer kleinen Anekdote, dass Rimes bei der Vorbereitung des Programms so oft gefragt worden sei, wer denn bei welchem Song eigentlich beteiligt sei, dass er schließlich beschlossen habe, alle mehr oder weniger in jedes Lied einzubeziehen. Anke Sieloff (links) und Christa Platzer (rechts) mit Joachim Gabriel Maaß Wie beim letzten Mal gibt es auch in der Neuauflage in jeder Show einen wechselnden Special Guest. An diesem Abend ist es das langjährige Ensemble-Mitglied Noriko Ogawa-Yatake, die das Publikum in einem asiatischen Morgenmantel mit dem "Sukiyaki-Song" begeistert, der es 1963 in den US-Charts sogar auf Platz 1 gebracht hat. Mit dem unter diesem Namen bekannten japanischen Eintopfgericht hat dieser Song allerdings nichts zu tun. Es handelt sich eher um ein Protestlied, auch wenn man das den sanften Klängen nicht gerade entnehmen kann. Anschließend darf Ogawa-Yatake auf dem Sofa Platz nehmen und muss Schätzfragen über das Publikum beantworten. So liegt sie beispielsweise richtig in der Annahme, dass weniger als 10 Personen im Publikum bereits in Japan waren oder dass die Mehrzahl der Zuschauern einen Hund einer Katze als Haustier vorziehen. In diesem Zusammenhang stellt Kirchmeier auch die Frage nach der Anzahl der Menschen im Publikum, die regelmäßig die "Lindenstraße" schauen und so wie er unter der Absetzung der Serie 2020 leiden. Allerdings liegt die Zahl deutlich unter 30. Dennoch wird Ogawa-Yatakes Wunsch erfüllt, anschließend ein Trio von Rimes gemeinsam mit Platzer und Sieloff zu hören. Nachdem Platzer und Schiller beim letzten Mal als Cindy & Bert mit "Immer wieder sonntags" für komische Momente gesorgt haben, dürfen sie dieses Mal als Gitte und Rex Gildo "Vom Stadtpark die Laternen" ausgehen lassen. Sieloff und Maaß geben sich ein wenig beleidigt, weil sie bei dieser Nummer zum Chor "degradiert" worden sind, und spielen ihr Schmollen wunderbar aus, bevor sie am Ende Platzer und Schiller in eine Wolldecke hüllen und über deren Köpfe zwei Laternen in Sternform halten. Im Ohr bleibt auch Schillers eindringliche Interpretation des Klassikers "Über sieben Brücken musst du geh'n" und "Junge" von den Ärzten. Sieloff begleitet Maaß an der Gitarre, wenn er sie in ein "Bett im Kornfeld" einlädt, und heizt dem Saal mit "Walking on Sunshine" und "I Got Rhythm" von George Gershwin ein. Platzer animiert das Publikum beim sinnfreien "Chirpy Chirpy Cheep Cheep" zum Mitsingen und lässt die Zuhörer mit dem Wencke Myhre-Klassiker "Beiß' nicht gleich in jeden Apfel" nostalgisch werden. Maaß begeistert unter anderem mit "Fly Me to the Moon". Zum Ende hin präsentieren die vier ein sehr eindringliches "Bright Eyes", das unter die Haut geht.
Natürlich will das Publikum die
vier nach diesem abwechslungsreichen Abend nicht einfach ziehen lassen. Als
Zugabe hat Rimes ein weiteres Medley arrangiert, in das das Publikum mit
gemeinsamem Schnipsen einbezogen wird, bevor die Melodie zu Roger Ciceros leicht
melancholischem Song "Alles kommt zurück" wechselt, mit dem sich das Ensemble
nach knapp zweieinhalb Stunden ohne Pause von den begeisterten Zuschauern
verabschiedet.
FAZIT Diesen Abend kann man sich ruhig
mehrmals anschauen, weil er in der Zusammenstellung jedes Mal anders sein
dürfte. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Format mit Vol. 3 in der nächsten
Spielzeit fortgesetzt wird.
|
ProduktionsteamMusikalische Leitung und Arrangements Konzeption und Entwicklung Licht Bühneneinrichtung Kostüme
Band
Solisten
Christa Platzer
Moderation
Assistentin
|
© 2018 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: oper@omm.de