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Die Zauberflöte für Kinder

Oper in zwei Aufzügen
Libretto von Emanuel Schikaneder
Musik von Wolfgang A. Mozart
Fassung für Kinder ab fünf Jahren von Brigitta Gillesen, Rainer Mühlbach und Philipp Matthias Kaufmann


in deutscher Sprache mit Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 1h 15' (keine Pause)

Premiere im Staatenhaus Köln-Deutz (Saal 3) am 25. Mai 2019
(rezensierte Aufführung: 30. Mai 2019)


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Oper Köln
(Homepage)

Ein komplizierter Brückenschlag zwischen Natur und Technik

Von Stefan Schmöe / Fotos von Paul Leclair

Die Schlusspointe der Regie ist ja ganz im Sinne des Zeitgeistes: Technik und Natur reichen sich zur Versöhnung die Hände. Die Dramaturgie unterfüttert den Gedanken im Programmheft nach Kräften. Der männerbündlerische Sarastro ist in der Zauberflöte schließlich Verkörperung des Freimaurertums, Vertreter eines wissenschaftsorientierten, aufgeklärten Denkens (was freilich für die Freimaurer zu Mozarts Zeit Männersache ist), die Königin dagegen das emotionsgesteuerte Naturwesen. Daher trägt sie als Krone eine Art verkrüppelter Baumkrone auf dem Haar, Sarastro dagegen eine Lampe auf dem Kopf. Das ist ja nicht völlig falsch, wenngleich Mozart und Librettist Emanuel Schikaneder natürlich dem Diskurs der 1790er-Jahre verhaftet und, was den Text betrifft, sicher Kinder ihrer Zeit sind und. Apropos Kinder: Diese Produktion ist gedacht für Kinder ab einem Alter von 5 Jahren an, und ob für die Jüngsten so viel Dialektik überhaupt nachvollziehbar ist? Wohl eher nicht. Vielleicht wäre der Tag-Nacht-Gegensatz, Licht und Dunkelheit, Sonne und Mond, unmittelbarer in seiner Wirkung und für mehr Theaterzauber geeignet.

Szenenfoto

Papageno (Lukaš Bařák) und Tamino (hier: William Goforth)

So ist es, wie so oft in der Kölner Kinderoper, schwer zu entscheiden, ob das sprichwörtliche Glas halbvoll oder halbleer ist. Halbvoll, weil Dirigent Rainer Mühlbach umsichtig (aber mit etlichen Wacklern zwischen Sängern und den seitlich postierten Instrumentalisten) ein ganz ordentlich aufspielendes Kammerorchester von etwas mehr als einem Dutzend Musikern leitet, oder halbleer, weil sich das eben doch ziemlich ausgedünnt anhört (vor allem in den Streichern) und die Kölner Oper die Chance vertut, mit einer Zauberflöte im wenigstens annähernd korrekten Klangbild den Nachwuchs für sich zu gewinnen? Halbvoll, weil die (ohne Pause gespielte) 70-Minuten-Fassung große Teile der Musik wenigstens anreißt, oder halbleer, weil das auf Kosten mitunter absurder Brüche erfolgt und es vielleicht doch klüger wäre, manche Nummern auszulassen und dafür andere in voller Länge zu spielen wie die Vogelfänger-Lieder, Opernohrwürmer par excellence (Lukaš Bařák beeindruckt mit großer Stimme), mindestens eine der Königin-Arien mit ihren unvergesslichen Spitzenton-Attacken (die Alina Wunderlin mit verhaltener Dramatik, aber sauberen Tönen ganz ordentlich bewältigt), zwei Strophen von Sarastros gutmenschenhafter Heilige-Hallen-Arie (Yunus Scharinger mit überzeugender Mischung aus Jugendlichkeit und Würde). Würde davon etwas im Kinderohr bleiben, es wäre wohl mehr gewonnen, als wenn fast die gesamte Oper im Schnelldurchgang vorbeirauschte.

Szenenfoto

Die Königin der Nacht (hier: Veronika Lee) erscheint Tamino (hier: William Goforth)

Und es ist ja ehrenwert, die originalen Dialoge sprechen zu lassen - aber die ewige Zauberflöten-Crux ist auch hier wieder einmal das unzureichende, ja: für Kinderohren miserable Deutsch der ziemlich internationalen Besetzung, die den Text zerhackt, anstatt deren Charme vermitteln zu können. Da müsste das "internationale Opernstudio der Oper Köln", das weitestgehend die Sängerbesetzung stellt, doch sehr viel mehr Wert auf sorgfältige sprachliche Gestaltung legen - oder eben ein anderes, sprachlich weniger heikles Stück spielen lassen. So geht viel an Witz (na ja, so sehr viel davon ist in der Regie von Brigitte Gillesen auch wieder nicht enthalten) und Tempo verloren.

Szenenfoto

Techniker unter sich: Sarastro (Mitte: Yunus Schahinger), links der Priester (Young Woo Kim) und weitere Anhänger des Sonnenkults (Statisterie)

Anfänglich gibt es noch herrlich unsinnige Wegweiser, die allerlei Sinnfragen eher parodieren als stellen (Bühne und Kostüme: Nele Ellegiers). In der Schlange, die den Prinzen Tamino, ein schüchterner Internatsknabe mit Harry-Potter-Brille, verfolgt, stecken passenderweise gleich die drei königlichen Damen, die ihn retten. Doch alsbald gewinnen Symbolik und Bedeutung die Oberhand gegenüber Theaterzauber und Spielfreude. Sarastros Tempel ist ein Versuchslabor, in das zunächst noch Schlingpflanzen (Sphäre der Königin!) hineinwuchern. Zur Feuerprobe knallt es ab und zu und geheimnisvolle Wölkchen steigen auf, was ganz hübsch anzusehen ist. Statt Wasserfluten gibt es eine winzige Zinkwanne, in die Pamina und Tamino steigen, und ein Liter Wasser aus der Gießkanne muss reichen. Auch da stellt sich die Frage, ob solche ironischen Brechungen für ein sehr junges Publikum eine gute Lösung sind. Und wenn sich am Ende alle vertragen, ist das umgekehrt vielleicht gleich ein bisschen sehr harmoniesüchtig gedacht, als ob Kinderstücke zwangsläufig ein ungetrübtes happy end haben müssten. Immerhin, es gibt keine unsinnigen Mitmachaktionen (ganz kurz sieht es danach aus), und kurzweilig ist die Inszenierung durchaus.

Szenenfoto

Sympathieträger: Papageno (Lukaš Bařák) und Pamina (Kathrin Zukowski)

Gesungen wird vom jungen Ensemble ganz akzeptabel. Neben den bereits Erwähnten gibt Anton Kuzenok einen klangschönen, noch sehr braven und etwas schmalbrüstigen Tamino, aber die deutsche Aussprache bereitet ihm noch erhebliche Probleme. William Goforth singt einen quirligen Monostatos (in anderen Vorstellungen tauscht er mit Kuzenok die Partie), Young Woo Kim ist ein etwas poltriger Priester, Veronika Lee eine charmante Papagena und klangschöne erste Dame, Arnheiðdur Eiriksdóttir die ebenfalls schön singende dritte Dame in dieser königlichen Leibgarde. Die Krone gebührt freilich der zweiten Dame, das ist Kathrin Zukowski, die auch die Pamina singt, mit leuchtendem, sicher geführtem Sopran - und die, aus Westfalen stammend, hat naturgemäß auch keine sprachliche Barriere und gestaltet die Rolle anrührend.


FAZIT

Nicht schlecht, aber es hätte auch ruhig mehr daraus werden können und dürfen. Irgendwie mittelprächtig.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Rainer Mühlbach

Inszenierung
Brigitta Gillesen

Bühne und Kostüme
Nele Ellegiers

Licht
Philipp Wiechert

Dramaturgie
Tanja Fasching


Gürzenich-Orchester Köln


Solisten

* Besetzung der rezensierten Aufführung

Sarastro
Yunus Schahinger

Königin der Nacht
Veronika Lee /
* Alina Wunderlin

Tamino
William Goforth /
* Anton Kuzenok

Pamina / zweite Dame
Kathrin Zukowski

Papageno
Lukaš Bařák

Papagena / erste Dame
Alina Wunderlin /
* Veronika Lee /
Maike Raschke

Dritte Dame
Arnheiðdur Eiriksdóttir

Monostatos
Anton Kuzenok /
* William Goforth

Priester
Young Woo Kim



Weitere
Informationen

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