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Ein Labyrinth von Menschen
Jonathan Dove gehört zu den zeitgenössischen Komponisten, die sich vor allem der
sogenannten "Community-Oper" widmen. Dabei werden Laien in eine professionelle
Opernaufführung einbezogen. Für das 2015 beim Festival d'Aix-en-Provence
uraufgeführte Werk The Monster in the Maze, das eigentlich bereits in der
vergangenen Spielzeit in Wuppertal herausgebracht werden sollte, aus
organisatorischen Gründen allerdings auf das Ende der jetzigen Saison verschoben
werden musste, kommen insgesamt neun lokale Chöre zum Einsatz, die gemeinsam mit
den Solisten auf der Bühne stehen. Neben dem Kinder- und Jugendchor der
Wuppertaler Bühnen, der Wuppertaler Kurrende, der Elberfelder Mädchenkurrende,
mehreren Chören Wuppertaler Gymnasien und Kinder- und Jugendchören der
Bergischen Musikschule und der Musik- und Kunstschule Remscheid ist für dieses
Projekt auch ein eigener Chor gegründet worden, der alle Altersstufen umfasst,
so dass bei dieser Produktion rund 270 Personen auf der Bühne stehen, was die
Proben zu einer logistischen Herausforderung gemacht hat. Bei der Inszenierung
handelt es sich um eine Übernahme der Uraufführungsproduktion, die seitdem
bereits in Lille, Montpellier, Lissabon und Paris mit unterschiedlichen Chören
einstudiert worden ist und von Wuppertal weiter nach Amsterdam gehen wird. Für
die deutsche Fassung hat man den kürzeren Titel Das Labyrinth gewählt.
Theseus (Martin Koch, Mitte) hat den Minotaurus
besiegt.
Die Geschichte basiert auf dem griechischen Mythos um den jungen Theseus, der
von den Athenern mit einer Gruppe Jugendlicher nach Kreta geschickt wird, um dem
Minotaurus geopfert zu werden. Dieses Monster, das zur einen Hälfte Mensch und
zur anderen Hälfte Stier ist, haust in einem von dem griechischen Erfinder
Dädalus gebauten Labyrinth und soll durch das Opfer der jungen Menschen
besänftigt werden. Theseus begibt sich mit den Jugendlichen ins Labyrinth und
tötet den Minotaurus. Während er im Mythos dank eines Fadens, den er von der
Königstochter Ariadne erhalten hat, den Weg aus dem Labyrinth findet, ist es in
der Oper der Erfinder Dädalus, der mit dem Minotaurus im Labyrinth eingesperrt
ist und Theseus und den geretteten Jugendlichen den Weg in die Freiheit weist.
Unter großem Jubel kehren Theseus und die Jugendlichen in ihre Heimat Athen
zurück. Die Oper führt als weitere Figuren noch Theseus' Mutter ein, die ihren
Sohn an der Reise nach Kreta hindern will, und Minos, den König von Kreta, der
die Vorgeschichte berichtet. Minos macht darin Athen für den Tod seines Sohnes Androgeos verantwortlich, der bei einem sportlichen Wettkampf in Athen alle
Preise gewann und dann aus Rache angeblich im Auftrag von Theseus' Vater Aigeus
getötet worden ist.
Theseus' Mutter (Belinda Williams) sorgt sich um
ihren Sohn.
Die Partie des Minos ist mit dem Schauspieler Gregor Henze besetzt. Auf einer
Art erhöhtem Schiedsrichterstuhl berichtet er zunächst von seiner Wut auf die
Athener. Die Bühne stellt zu Beginn ein Feld dar, auf dem Linien gezogen werden,
um es für einen sportlichen Wettkampf vorzubereiten. Ein Junge betritt als
Androgeos die Mitte dieses Feldes und wird anschließend von einer Menschenmasse
eingekesselt. Wenn sich die Masse auflöst, liegt der Junge tot auf dem Boden.
Ein Kameramann ist stellvertretend für die Presse anwesend, um Bilder des Jungen
auf eine Leinwand schräg oberhalb der Bühne zu projizieren. Nun werden die Opfer
für den Minotaurus ausgewählt. Die jungen Menschen tragen auf ihren schwarzen
T-Shirts einen abstrakten Stierkopf. Während die jungen Menschen die Reise über
das Meer antreten, kommt ein weiterer Junge nach vorne und bastelt mit den
Zuschauern Papierschiffchen, die am Ende hochgehalten werden sollen, wenn
Theseus nach seiner siegreichen Mission nach Athen zurückkehrt. So kann auch das Publikum bei dieser "Community-Oper"
mitmachen.
Das Labyrinth, geformt aus Menschen
Eindrucksvoll gelingt der Gang ins Labyrinth. Die diversen Chöre stellen sich
auf der Bühne auf und formen das Labyrinth, das in einer schräg herabhängenden
Projektion einen Blick von oben auf die diversen Irrwege bietet. Theseus trifft auf Dädalus und begibt sich mit ihm und den Jugendlichen ins Innere des Labyrinths.
Durch Positionswechsel verändern sich auch die Wege in diesem Labyrinth. Den
Minotaurus trifft man allerdings nicht auf der Bühne. Perkussionen und Nebel,
der durch ein Gitter im Bühnenboden aufsteigt, deuten sein Herannahen an.
Theseus steigt dann für den Kampf mit dem Monster in den Orchestergraben herab.
Der Kampf wird als Videoprojektion zwischen einem schemenhaft angedeuteten Mann
und einem aus Papier gefalteten Stier angedeutet, wobei die Schlaginstrumente
den Kampf lautmalerisch umsetzen. Blutüberströmt steigt Theseus anschließend wieder aus dem
Orchestergraben empor, um mit Dädalus und den geretteten Jugendlichen die
Heimreise anzutreten. Diese erfolgt dann durch den Zuschauersaal inmitten der
zahlreichen Papierschiffchen, die das Publikum hochhebt.
Doves Musik ist sehr tonal in einem Stil gehalten, der auch von Laien gut
einstudiert werden kann. Die Übertitelung ist sinnvoll, da der Text stellenweise
nicht ganz so gut zu verstehen ist, wenn mehrere Chöre in einen gemeinsamen
Sprechgesang verfallen. Martin Koch verfügt als Theseus über einen hellen Tenor,
der dem Helden gerecht wird. Sebastian Campione stattet die Partie des Dädalus
mit profundem Bariton aus. Belinda Williams gestaltet Theseus' Mutter mit
weichem Mezzosopran. Das Sinfonieorchester Wuppertal wird durch das
Jugendsinfonieorchester der Bergischen Musikschule und Laienmusiker aus der
Region unterstützt und überzeugt unter der Leitung von Markus Baisch als
homogener Klangkörper. Das Publikum zeigt sich begeistert und spendet den
zahlreichen Mitwirkenden großen Beifall.
FAZIT
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Produktionsteam
Musikalische Leitung Regie
Bühne
Lichtdesign
Video
Szenische Einrichtung
Sinfonieorchester Wuppertal Jugendsinfonieorchester der Laienmusiker aus der Region Projektchor
Labyrinth Kinderchor und Jugendchor Wuppertaler Kurrende Elberfelder Mädchenkurrende Mittel- und Oberstufenchor Mittel- und Oberstufenchor des Gymnasiums Bayreuther
Straße Unterstufenchor des Kinderchor und Jugendchor Jugendchor "Voices" der SolistenMinos Theseus Die Mutter Dädalus
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- Fine -