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Musiktheater
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Adam & Eve

Tanzabend mit Choreographien von Liliana Barros und Roy Assaf

Panorama

Choreographie von Liliana Barros, Musik von Carsten Nicolai

Eve / Adam

Choreographien von Roy Assaf, Musik von Arthur Kent, Perez Prado und Silvestre Revueltas

Aufführungsdauer: ca. 1h 45' (eine Pause)

Premiere im Kleinen Haus im MiR am 30. Oktober 2021

Homepage

MiR Dance Company Gelsenkirchen
(Homepage)

Abstrakte Schöpfung

Von Thomas Molke / Fotos:© Bettina Stöß

Am Wochenende nach dem Weltoperntag am 25. Oktober 2021, der alljährlich anlässlich des Geburtstags von Georges Bizet und dem Walzerkönig Johann Baptist Strauss begangen wird, feiern die RuhrBühnen die wieder stattfindende analoge Begegnung mit dem Publikum nach diversen durch die Corona-Pandemie bedingten Lockdowns mit einem gemeinsamen Theaterprojekt unter dem Titel "10 x Freiheit". Dabei gibt es am 30. und 31. Oktober 2021 insgesamt 10 Premieren und Uraufführungen, wobei weitere Ballett- und Opernpremieren im Aalto-Theater, Hagen und Gelsenkirchen noch nicht einmal mit eingerechnet sind. Teil dieses Projekts ist im Kleinen Haus im Musiktheater im Revier ein Tanzabend mit drei Choreographien von Liliana Barros und Roy Assaf unter dem Titel Adam & Eve. Wer ein Handlungsballett über die Schöpfungsgeschichte erwartet, wird enttäuscht. Dafür sind die Kreationen zu abstrakt.

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Brecht Bovijn in Panorama

Den Anfang macht ein Stück der portugiesischen Choreographin Liliana Barros, das während der Pandemie entstanden ist: Panorama. Panorama richtet den Blick auf einen verlassenen Ort, der eine gewisse Endzeitstimmung verbreitet. Von der rechten und linken Seite flackern vereinzelt Lichter auf, die als Relikte einer einst überladenen Welt betrachtet werden können. Mal schreitet ein Wesen in einem dicken Anorak über die Bühne und wirkt absolut verloren. Dann tritt ein anderer Tänzer als eine Art Müllberg auf. Mit der Klangsprache von Carsten Nicolai, die aus seinen Alben Xerrox Vol. 1 bis 4 stammt, die er unter dem Pseudonym Alva Noto veröffentlicht hat, entsteht die Assoziation zu einer Unterwasserwelt, wo sich die verschiedensten Wesen tummeln. Die Tänzerinnen und Tänzer wirken zunächst sehr verunsichert und vorsichtig und bewegen sich größtenteils auf allen Vieren fort. Sie müssen den aufrechten Gang erst lernen, und es dauert eine Zeit, bis sie eine neue Entwicklungsstufe erreichen. Von daher lässt sich auch dieser abstrakte Teil in gewisser Weise als ein Neuanfang einer Welt betrachten,  in der Adam und Eva als erste Menschen ihren Platz finden.

Das Stück ist eigentlich für vier Tänzerinnen und zwei Tänzer konzipiert. Da Chiara Rontini aber kurz vor der Premiere krankheitsbedingt ausgefallen ist, hat das Ensemble noch einiges umgestellt, was beim abstrakten Spiel aber keineswegs auffällt. Brecht Bovijn tritt einmal als eine Art Müllberg auf, aus dem er sich zu befreien versucht, und erscheint später in einem Berg von abgelegten Kleidern, die ihn ebenfalls in seiner Bewegungsfreiheit einschränken. Hervorzuheben ist die Körperspannung, die Bovijn, Alessio Monforte, Genevieve O'Keffe, Marie-Louise Hertog und Eunji Yang zu den abstrakten Klängen Nicolais halten. Yang überzeugt durch eine ängstliche und stets wachsame Mimik. Da die Soundcollage Nicolais aber sehr eintönig ist und im Verlauf des Stückes nur wenig Entwicklung erkennbar ist, hat der erste Teil doch einige Längen, was ein Großteil des Publikums jedoch nicht zu stören scheint.

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Marie-Louise Hertog als Eve

Anders als im Programmheft ausgewiesen geht es dann mit Eve von Roy Assaf weiter. Der im südlichen Israel 1982 geborene Assaf begann schon früh mit eigenen Choreographien und schuf unter anderem Kreationen für das Royal Swedish Ballet und  die Batsheva Dance Company. Eve ist ein kurzes Stück für eine Tänzerin, die in der Premiere von Marie-Louise Hertog dargestellt wird. Das Stück zeigt die unterschiedlichen Erwartungen und Forderungen, die die Gesellschaft an eine Frau stellt, und wie sich diese Frau damit arrangiert. So präsentiert Hertog unterschiedliche Facetten, die die Frau mal als Liebende und mal als Kämpferin zeigen. Zum melancholischen Song "The End of the World" von Arthur Kent betritt Hertog in einem knallroten Ballettanzug die Bühne und zeigt dem Publikum zunächst nur ihren Rücken, während sie melancholisch von dem Verlust ihres Geliebten singt. Hier zeigt sie sich schwach und verletzlich, um nach dem Song in eine andere Stimmung zu wechseln. Nun stößt sie unartikulierte Laute hervor, mit denen sie deutlich macht, dass die Worte des vorherigen Liedes nur leere Worthülsen gewesen seien. Beim folgenden "Mambo No. 5" schlüpft sie leicht lasziv und verführerisch wieder in eine der Frau zugedachte Rolle, in der sie dann zu der dramatischen Filmmusik von Silvestre Revueltas, La noche de los Mayas, regelrecht aufzugehen scheint. Doch dann befreit sie sich erneut aus dem Korsett zu Cyndi Laupers "Girls Just Wanna Have Fun". So ganz findet sie aber auch damit nicht ihren Weg, und so endet der Teil mit einem lauten Aufschrei. Hertog lotet die Seiten dieser Frau intensiv und beeindruckend aus. Bemerkenswert ist, wie sie Tanz und Gesang verbindet.

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Simone Donati in Adam (hinten von links: Brecht Bovijn, Genevieve O'Keffee, Konstantina Chatzistavrou, Chiara Rontini und Yu-Chi Chen)

Kann man Eve noch in gewisser Weise als Entstehung der Frau aus der Rippe, sprich den Vorstellungen, des Mannes betrachten, wird es im letzten Teil Adam noch weniger greifbar. Hier treten mehrere Männer und Frauen auf, die sich eigentlich nur auf einzelne Körperteile reduzieren. So betonen sie mal nur die Hand, dann die Nase oder den Ellenbogen. Musikalisch begleitet wird dieser Teil von einer Variante von Debussys "Claire de lune". Dabei steht die Musik in keinem Zusammenhang zu den Bewegungen der Tänzerinnen und Tänzer oder deren Handlungen. Mal scheinen sie auf der Bühne zu erstarren, dann kennt ihr Bewegungsdrang keine Grenzen, und sie wechseln die Körperteile in Windeseile. Dieser Teil ist ähnlich anstrengend wie Panorama und weist einige Längen auf, auch wenn die Leistung der Tänzerinnen und Tänzer von einem enormen Kraftakt zeugt und auch hier die enorme Körperspannung und Körperbeherrschung hervorzuheben ist.

FAZIT

Die Choreographien lassen mit Ausnahme von Eve das Publikum ein wenig ratlos zurück. Wer abstrakten Tanz mag, kommt hier aber vielleicht auf seine Kosten.


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Produktionsteam

Licht
Andreas Gutzmer

 

Panorama

Choreographie und Kostüme
Liliana Barros

Dramaturgie
Anna Chernomordik 

Solisten

Genevieve O'Keffee
Marie-Louise Hertog
(Chiara Rontini)
Eunji Yang
Brecht Bovijn
Alessio Monforte

 

Eve

Choreographie und Kostüme
Roy Assaf

Einstudierung
Avshalom Latucha

Solisten

*Premierenbesetzung

*Marie-Louise Hertog /
Chiara Rontini /
Konstantina Chatzistavrou /
Genevieve O'Keffee /
Emily Nicolaou /
Eunji Yang

 

Adam

Choreographie und Kostüme
Roy Assaf

Einstudierung
Avshalom Latucha

Solisten

Konstantina Chatzistavrou
Marie-Louise Hertog
Genevieve O'Keffee
(Chiara Rontini)
Eunji Yang
Brecht Bovijn
Yu-Chi Chen
Simone Donati
Georgios Michelakis
Alessio Monforte
Pablo Navarro Muñoz


Weitere
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Musiktheater im Revier
(Homepage)



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