Modell einer doppelten Springlade
Die Orgeln des Mittelalters kannten noch keine Registriervorrichtungen, weswegen sie in aller Regel keine oder nur wenige Möglichkeiten unterschiedlicher Klangfarbenzusammenstellungen besassen. Als man um 1500 allerlei neue Pfeifenkonstruktionen erfand und die Klangfarbenpalette vielseitiger wurde, wuchs mit der Notwendigkeit auch das Bedürfnis, noch mehr unterschiedliche Geläute erklingen zu lassen. Eine Lösung ergab sich durch die Konstruktion der Schleif- und Springlade.
Die Springlade entstand gegen Ende des 15. Jahrhunderts in Italien.
Wahrscheinlich hat sich der nordische Typ der Springlade unabhängig davon zu Beginn des 18. Jahrhunderts entwickelt, da diese Bauweise sich von der italienischen erheblich unterscheidet.
Diese heute aufgrund Ihrer aufwendigen Konstruktion nur noch selten anzutreffende Ladentechnik unterscheidet sich von der Schleiflade hinsichtlich ihrer besonderen Registriervorrichtung: In der Windlade befinden sich unter jeder Pfeifenbohrung kleine Ventile, die mittels Stecher (das sind kleine Metallstifte, die oben aus der Windlade herausragen) geöffnet werden können. Beim Ziehen eines Registers drückt eine lange Leiste auf alle dem jeweiligen Register zugehörigen Stecher und öffnet dadurch sämtliche Ventile des gezogenen Registers. Beim Abstoßen springen die Ventile durch Ihre Federn wieder zu, woher der Name Springlade kommt.
Der Bau von Springladen war sehr kompliziert, weswegen sie nur von sehr geschickten Orgelbauern hergestellt werden konnten. Die frühesten Springladen haben darüber hinaus den Nachteil, dass bei einer beschädigten Ventilfeder etliche Pfeifen von der Lade abgeräumt werden mussten um diese öffnen zu können. Deshalb wurde die Konstruktion weiter verbessert um Störungen In den Kanzellenventllen leichter beheben zu können. Die Lösung bestand in der Konstruktion der sog. doppelten Springladen, bei der In den Kanzellen der Windlade herausnehmbare Schubladen angebracht sind (siehe Modell). Zieht man eine solche Schublade, in der die Ventilchen montiert sind, heraus, dann kann selbst ein Laie einen etwaigen Fehler berichtigen.
Dia bedeutensten Orgelbauer in Nordwesteuropa haben diese glänzende Erfindung kunstmässig angewendet:: die Niehoffs, die Familie Scherer in Hamburg und Gottfried Fritzsche sowie die westfälische Familie Bader.
Trotz oder vielleicht gerade wegen der ein überlegenes Können beanspruchenden Bauweise ist die Springlade im Laufe des 17. und 18.
Jahrhundert allmählich ausser Gebrauch gekommen, in Westfalen allerdings erst nach der Mitte des 18. Jahrhunderts. Überall sonst - ausgenommen in Italien - jedoch hatte inzwischen die Schleiflade ihren Siegeszug angetreten.