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Edward Elgar: Violinkonzert, Violinsonate Renaud Capuçon Musikalischer Ausdruck auf KnopfdruckVon Susanne WesterholtWussten Sie, dass Edward Elgar fürs Leben gerne Fahrrad fuhr? Er nannte sein Fahrrad neckisch "Mr. Phoebus". Elgar teilte dieses sportliche Hobby übrigens mit Gustav Mahler. Damit hat es sich aber auch mit den Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Komponisten. Edward Elgars Kompositionen werden zwar regelmäßig in den Konzertsälen gespielt. Allerdings haftet dem Briten der Nimbus an, nicht zur allerersten Komponistengarde zu gehören. Elgar verstand sich selber in der romantischen Tradition stehend, was ihm denn auch den Ruf eines "verspäteten" Komponisten einbrachte. Elgar wurde 1857 in der Nähe von Worcester in eine musikalische Familie geboren. Sein Vater war Musikalienhändler, Organist und Klavierstimmer. Edward Elgar spielte früh mehrere Instrumente, unter anderem Fagott. Im Unterschied zum Instrumentalunterricht brachte er sich erstaunlicherweise das Komponieren selber bei. Elgar war als Komponist zwar produktiv. Dennoch hatte er seinen Durchbruch erst mit den Enigma-Variationen, die er im Jahr 1899 schrieb. Kurz darauf wurde Elgar dann als Professor an die Universität von Birmingham berufen. Elgar schrieb sein Violinkonzert im Jahr 1910 - auf Wunsch von Fritz Kreisler - und die Violinsonate im Jahr 1918. Das Violinkonzert ist eines der längsten in der Musikliteratur überhaupt und wurde von Beginn an sehr erfolgreich aufgeführt, obwohl es mit seinem romantischen Stil alles andere als avantgardistisch ist. Nur zum Vergleich: Strawinsky etwa schrieb Sacre du Printemps im Jahr 1913. Renaud Capuçon, der Hauptinterpret der vorliegenden CD, gilt als ein Meister seines Fachs. Der Franzose gewann in seiner Karriere bereits dreimal den Echo Klassik. Er hat seit 2014 eine Professur für Violine an der Haute École de Musique in Lausanne inne und spielte bisher zahlreiche CD's ein. Capuçons Repertoire ist bemerkenswert vielseitig. Er spielt von Bach bis Rihm und macht auch mal einen Abstecher in die Filmmusik. Das weckt Erwartungen. Umso enttäuschter lässt uns Capuçon nach dem Anhören dieser CD zurück, zumindest teilweise. Das Violinkonzert spielt er merkwürdig verhalten. Es fehlt an musikalischem Tiefgang. Technisch zwar sehr gut, bleibt Capuçon unerklärlich distanziert im Ausdruck. Es fehlt ihm in der vorliegenden Interpretation etwa die Innigkeit eines Yehudi Menuhin oder das Geheimnisvolle einer Hilary Hahn. Ganz anders dann in der Violinsonate! Capuçon spielt hier wie ausgewechselt, nämlich differenziert, ausdrucksstark und mit viel Herz. Stephen Hough, dem ebenfalls sehr vielseitigen Pianisten mit einem speziellen Faible für Rachmaninow scheint für Capuçon ein idealer musikalischer Partner zu sein. Vor allem der zweite Satz ist ein wahrer Ohrenschmaus; das Zusammenspiel der beiden ist wunderbar. Schade und unverständlich, dass Capuçon nur in der Violinsonate seine Meisterschaft zeigt. Deshalb können wir, alles in allem, die CD leider nur bedingt empfehlen. Ihre MeinungSchreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Edward Elgar Violon Concerto - Violin Sonata Renaud Capuçon, Violine Stephen Hough, Klavier London Symphony Orchestra Dirigent: Simon Rattle Violinkonzert in h-moll Op. 61 1. I. Allegro 18:36 2. II. Andante 12:56 3. III. Allegro molto 19:01 Violinsonate in e-moll Op. 82 4. I. Allegro 7:41 5. II. Romance: Andante 7:36 6. III. Allegro non troppo 8:41 Gesamtspielzeit: 74:31 Warner Classics/Erato 0190295112820
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