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"Sofern es die
Entwicklung der Pandemie zulässt" - Vorsichtig optimistische Planungen bis zum Sommer 2021 Auch hier wird auf Sicht gefahren Von Christoph Wurzel Für einen Intendanten der momentan arg gebeutelten Opern- und Konzerthäuser klang Benedikt Stampa erfreulich optimistisch. Anlässlich einer Video-Pressekonferenz meldete sich der Festspielhaus-Intendant in Baden-Baden nach langem Lockdown mit dem gegenwärtigen Stand vorsichtiger Planungen bis zum Sommer zurück. Es ist paradox, aber je weiter die Termine in der Zukunft liegen, desto sicherer erscheinen sie. Auch gedruckte Programme sind zwecklos, allzu schnell drohen sie zur Makulatur zu werden. In Baden-Baden plant man vorerst einmal auch auf Sicht und Vorverkaufstermine werden nur im Abstand von 6 Wochen vor den Aufführungen angesetzt. Einige Pflöcke aber wagte Stampa einzuschlagen inmitten der Programmdispostitionen eines Hauses, in dem in regulären Zeiten zwischen Frühjahr und Sommer immerhin 3 Festspiel-Zyklen über die Bühne gingen. Was also 2021 an den Festspielen zu Ostern, Pfingsten und im Sommer stattfinden soll, muss sich aufführungspraktisch, aber auch finanziell den gegebenen Möglichkeiten anpassen. Viele der schönen Vorhaben, etwa John Neumeiers Ballettversion von Messiaens Turangalîla-Sinfonie, müssen ausfallen. Am sichersten scheinen Projekte stattfinden zu können, die für den Sommer geplant waren. Das Highlight wäre hier die Inszenierung von Puccinis Tosca als Gastspiel des Mariinski-Theaters St. Petersburg, das in Baden-Baden im Sommer langjährige Tradition hat. Erstmals will das Festspielhaus die im Saal von Valery Gergiev dirigierte Produktion als Livestream auf Großleinwand ins Freie übertragen. Oper für alle im weitläufigen Kurpark, das lässt erstmals für Baden-Baden ein musikalisches Großevent erwarten (voraussichtlich 25.Juli). Hinsichtlich Sponsoren zeigte sich Stampa zuversichtlich. Ebenfalls für Juli ist ein neues Projekt geplant, das hohe Anziehungskraft besitzen dürfte. Yannick Nézet-Séguin, Chefdirigent der MET, soll mit dem Chamber Orchestra of Europe sämtliche Beethoven-Symphonien zyklisch aufführen, die gleichzeitig auch für die DGG als CD produziert werden. Damit wird in Baden-Baden an den erfolgreichen Zyklus von Mozart-Opern in derselben musikalischen Besetzung angeknüpft, der hier über mehrere Jahre hinweg produziert wurde. Der mit Spannung erwartete Liederabend von Joyce DiDonato mit Schuberts Winterreise und Nézet-Séguin am Klavier soll wie ursprünglich geplant im Juli stattfinden. Wie sich die Pandemielage zu Ostern darstellen wird und ob Kulturtempel bis dahin überhaupt geöffnet werden können, bedingt dass die Planungen für die Osterfestspiele der Berliner Philharmoniker, dem Flaggschiff des Baden-Badener Festspielhauses, noch am wenigsten absehbar sind. Diese Festspiele sind immer ein Mosaik aus Oper auf der großen Bühne, Kammeroper im Stadttheater, Sinfoniekonzerten im Festspielhaus und Kammermusik in kleinen Sälen. Was sich in diesem Jahr von der ursprünglichen Planung halten lässt, darüber stellen nach Angaben Stampas das Festspielhaus gemeinsam mit Kirill Petrenko und den Philharmonikern noch Überlegungen an. Eine Komplettabsage wie im vergangenen Jahr jedenfalls scheint nicht im Raum zu stehen. Festlegen werde man sich aber erst Anfang März, wenn auch Ministerpräsidentenkonferenz und Bundesregierung den neuen Pandemie-Fahrplan verkünden.
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