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Opernführer kompakt Handbücher für Liebhaber und KennerVon Stefan SchmöeOpernführer kompakt heißt die als Gemeinschaftsprojekt der Verlage Bärenreiter und Henschel entstandene und inzwischen auf 12 Bände angewachsene Taschenbuchreihe, die jeweils ein einzelnes Werk des Musiktheaters vorstellt Ausnahme: Wagners Ring des Nibelungen, dessen vier Teile in einem (im Umfang erweiterten) Band gemeinsam abgehandelt werden. Die Gliederung ist bei allen Bänden ähnlich: In der Regel umfasst ein Band 136 Seiten, darin 8 Seiten mit Hochglanz-Farbfotos verschiedener Inszenierungen. Auf eine kurze Einleitung folgt ein Abriss der Komponistenbiographie und der Entstehungsgeschichte des jeweiligen Werkes, als eigentliches Herzstück ein umfangreiches Kapitel zur musikalischen und dramaturgischen Gestaltung, ein Überblick über die Rezeptions- und Inszenierungsgeschichte und ein Blick auf die Wirkung jenseits der Opernbühne. Teilweise etwas unsortiert eingestreut ist die Diskographie, die insgesamt einen größeren Stellenwert verdient hätte. Häufig wird der Text durch Info-Boxen unterbrochen, in denen sich meist Steckbriefe zu den verschiedenen Personen der Handlung befinden: Pointierte Charakterisierungen der Figuren, was bei Nebenfiguren wie dem Boten und der Priesterin in Aida recht aufgesetzt wirkt. Modischem Zeitgeist geschuldet sind wohl auch Pfeildiagramme, mit denen die Figurenkonstellation graphisch dargestellt werden soll. Ganz verzichtet hat man auf einen Abdruck des Operntextbuches. Das ist auf der einen Seite mit dem Anspruch auf Kompaktheit nachvollziehbar (zumal in den meisten Aufführungen ja der Text per Übertitel eingeblendet wird, Kenntnisse des Librettos daher nicht mehr denselben Stellenwert haben wie früher), aber wer sich einen Opernführer zu einem speziellen Werk zulegt, möchte vielleicht auch bestimmte Textstellen nachschlagen können. Natürlich drängt sich der Vergleich mit den in den 1980er- und 90er-Jahren von Attila Csampai und Dietmar Holland heraus bei Rowohlt herausgegebenen (und inzwischen nur noch antiquarisch erhältlichen) Rororo-Opernbüchern auf, die neben einem einleitenden Essay und dem Libretto eine umfangreiche Materialsammlung zum jeweiligen Stück boten. Diese neue Reihe dagegen (die diesen hohen Standard nicht erreicht) gibt gebündelte Informationen aus einer Hand. Die Reihe richtet sich an ein breites Publikum und versucht recht erfolgreich den Spagat, eine erste Werkeinführung zu geben und gleichzeitig auch gut informierte Opernliebhaber anzusprechen. Die Sprache bemüht sich um Einfachheit und ist mitunter salopp (was gelegentlich, wie bei Clemens Prokops Band über Don Giovanni, dann doch etwas gewollt lässig wirkt), ein Glossar mit Fachbegriffen ist angehängt. Die Darstellung der musikalischen Gestaltung stößt gelegentlich an die Grenzen dessen, was mit Sprache über Musik zu sagen ist: Wer das Werk gut kennt, erfährt nicht viel Neues, wer es erst kennen lernen will, wird von der teilweise ermüdenden Fülle an Informationen schnell erschlagen. (Noch) mehr Notenbeispiele, auch sinnvoller ausgewählte, wären da teilweise hilfreich. Wirklich interessant werden die Bände oft gerade da, wo die Autoren aus dem vorgegebenen Schema ausbrechen. Robert Maschka zeichnet in seinem Band über Beethovens Fidelio die komplizierte Entstehungsgeschichte mit einer anspruchsvollen, spannend zu lesenden Analyse der vier Ouvertüren nach und deutet diese und die Unterschiede der verschiedenen Werkfassungen unter dem Aspekt des Ideendramas. Volker Mertens streut in seine Analyse des Ring des Nibelungen immer wieder (notgedrungen sehr knappe) Betrachtungen einzelner Aspekte an wie etwa die Funktion eines bestimmten Leitmotivs, was teilweise die Steckbriefe zu den Personen ersetzt. So sind die Bände, auch wenn nicht alles am Konzept der neuen Reihe überzeugt, insgesamt recht lesenswert.
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