Feuilleton | |
Harenberg Kulturkalender
Klassik & Jazz 2009 Die tägliche Dosis Musik, lesend einzunehmenVon Stefan SchmöeNur die wenigsten wissen, dass es sich bei den Bildern einer Ausstellung' um einen Klavierzyklus von Modest Mussorgsky handelt, haben sie doch in der Regel Maurice Ravels viel gespielte und brillante Orchesterfassung im Ohr. Wer da zu den wenigsten gehört, die es eben doch wissen, der wird den Harenberg-Kalender Klassik & Jazz wohl eher wegen der hübschen Bildchen kaufen als wegen der recht allgemeinen und ziemlich beliebigen Texte, denen das obige Zitat entnommen ist. Aber allzu tiefsinnige Dinge sollte man wohl auch nicht erwarten von einem Abreißkalender, der jeden Tag etwas neues, schnell Verdauliches bieten will. Der Begriff feuilletonistisch kehrt hier zu seinen Wortwurzeln - feuilleton bedeutet im Original Blättchen - zurück. Der Kalender will im Format 15 cm x 15 cm für ein paar Minuten (höchstens) am Tag unterhalten und bestenfalls nebenbei belehren. Um den Adressatenkreis groß zu halten, sind die durchaus abwechslungsreichen Themen breit gestreut historische wie neue CD-Aufnahmen, Fotos von Premieren, Theaterbauten, natürlich auch viele Künstler-Kurzportraits. Dazu CD-Empfehlungen, teils von der Redaktion (jeden Tag gibt's eine unkommentierte Empfehlung), teils von ausgewählten Künstlern (Josef Protschka etwa würde die Symphonien von Mendelssohn-Bartholdy mit auf die einsame Insel nehmen), klingen ebenso wie Buchempfehlungen meistens ehrlich und nicht nach plumper Werbung. Ob man damit viel anfangen kann, ist eine andere Frage blindes Vertrauen in unbegründete Urteile sollte man als Voraussetzung schon mitbringen. Angesichts der Bandbreite von Empfehlungen ist da wohl vor allem Vielseitigkeit und nicht eine vorherrschende Vorliebe für bestimmte Stile ausschlaggebend gewesen. Jeden Tag gibt es ein kleines Rätsel. Da wird man zum Beispiel gefragt: Auf welchem Lied basieren die sogenannten Rhythm Changes, die Grundlage zahlreicher Jam-Sessions? a) I got the Rhythm, b) Rhythm-a-Nin', c) Rocking' In Rhythm, oder In welcher Oper gab Jonas Kaufmann sein Debut an der Met? a) Carmen, b) La Traviata, c) Die Zauberflöte. Da dürfen dann Kenner, denen die Kalenderblatt-Textchen zu dünn sind, mit ihrem Wissen protzen. Kurz: Mit diesem Kalender als Weihnachtsgeschenk für Musikfreunde kann man zwar nichts richtig, aber eigentlich auch nichts falsch machen.
Ihre
Meinung |
Harenberg Kulturkalender Chronik 2009, Kino 2009, Kunst 2009, Literatur 2009 und Reise 2009 Weitere
Informationen unter: |
- Fine -