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Jan Jiracek von Arnim
Franz Liszt - Visionär und Virtuose Liszt für BürgerlicheVon Stefan SchmöeJan Jiracek von Arnim ist Pianist und Klavierlehrer (an der Musikhochschule Wien) und insofern Franz Liszt (für den seinerseits das Unterrichten lebenslang große Bedeutung hatte) eng verbunden. Das ist der Ausgangspunkt seiner im Wiener Residenz-Verlag erschienenen Biografie Franz Liszt Visionär und Virtuose, die auf rund 200 nicht allzu eng bedruckten Seiten einen kompakten, wenn auch kaum detaillierten Überblick über das Leben des vor 200 Jahren geborenen Komponisten gibt. Der flüssige, gut lesbare Stil (nur zweimal etwas unglücklich durchbrochen durch extrem ausführliche, mehrseitige Zitate aus Originalquellen) ermöglicht eine kurzweilige Lektüre. Wer einen schnellen Überblick über die wesentlichen biografischen Eckpunkte Liszts gewinnen will, der ist mit diesem Band gut bedient. Stilistisch recht konventionell, auf nicht unsympathische Weise fast altmodisch, folgt der Autor dem Standard, den man etwa aus Konzertführern oder Programmheften kennt. Da wird die Erscheinung eines Kometen in Liszts Geburtsjahr zum Sinnbild für den Komponisten, Kapitelüberschriften wie Der Künstler erwacht oder Der Weg wird gewiesen verweisen auf die bürgerliche Tradition der Überhöhung des Künstlers. Jiracek von Arnim tut aber gut daran, im Text seine Bewunderung mehr anzudeuten als direkt auszusprechen. Eine kritische Auseinandersetzung mit der Persönlichkeit Liszts darf man von diesem Buch aber nicht erwarten. Jiracek von Arnim behält große Distanz zum Gegenstand seiner Untersuchung, als wolle er dem Künstler ja nicht zu nahe kommen. Auf tiefer gehende Analysen verzichtet er. Lieber hält er sich an handfeste Jahreszahlen und an Quellen, die er für sich sprechen lässt und nicht weiter kommentiert. Das führt dazu, dass die Charakterisierung Liszts insgesamt ein wenig blass bleibt. Klarer umrissen sind die beiden großen Frauengestalten in Liszts Leben, Marie d'Agoult (mit der er drei Kinder hatte, darunter die spätere Wagner-Gattin Cosima) und Carolyne von Sayn-Wittgenstein. Bei Liszt dagegen hätte man schon gerne mehr erfahren über dessen Beweggründe für die Hinwendung zum Katholizismus oder seine Stellung zur neuen Musik und insbesondere zu Wagner. Da geht dem Band am ziemlich plötzlich erreichten Ende ein bisschen die Luft aus.
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