Feuilleton | |
Helmut Brenner / Reinhold Kubik
Mahlers Welt - Die Orte seines Lebens Halbvoll oder halbleer?Von Stefan SchmöeMit bewundernswerter Akribie haben Helmut Brenner und Reinhold Kubik anhand möglichst aller zur Verfügung stehenden Quellen nachgeforscht, an welchen Orten sich Gustav Mahler nachweislich aufgehalten hat. Das sind natürlich die Theater und Konzertsäle, in denen er dirigierte, die unzähligen Wohnungen (Mahler war extrem lärmempfindlich und hielt es selten lange an einem Ort aus) und Hotels, in denen er logierte, aber auch Unterkünfte auf Reisen sowie Cafés und Restaurants sowie Wohnungen von Freunden, in denen der Komponist zu Gast war. Rund 600 dieser Orte sind hier zusammengetragen und (soweit möglich) mit historischem Foto, immer aber mit einem kurzen erhellenden Kommentar sowie sehr genauen Quellenangaben versehen (leider nicht zu den Bildern, bei denen man mitunter schon gerne das ungefähre Aufnahmedatum wüsste). So ergibt sich aus vielen Mosaiksteinchen eine Biographie ganz eigener Art. Allerdings sollte man zum Verständnis recht gute Kenntnisse über Leben und Umfeld des Komponisten besitzen, denn so pointiert und gelungen die kurzen Texte auch sind, sie setzen umfangreiche Vorkenntnisse voraus. Insofern wendet sich der Band eindeutig an ein Fachpublikum; die Chance, eine breitere musikinteressierte Leserschaft zu gewinnen, scheint ein wenig leichtfertig vertan - dabei hätten ein paar verbindende Texte wohl schon ausgereicht. Zum besseren Verständnis wäre es auch wünschenswert gewesen, den einen oder anderen Stadtplan zu integrieren und die aufgeführten Orte darauf zu vermerken wenigstens bei Mahlers wichtigsten Lebensstationen, Wien natürlich, aber auch Budapest und Hamburg. Auch Vergleiche zwischen der historischen Bausituation und dem heutigen Aussehen wären an mancher Stelle hilfreich. Als Mahler-Reiseführer lässt sich das Buch so leider kaum verwenden, was doch seinen Reiz gehabt und den Nutzwert deutlich erhöht hätte. Das ärgerlichste Manko aber ist das viel zu kleine Format der Bilder (typischerweise 4 x 6 cm²). In dieser Miniaturform ist kaum etwas zu erkennen, auf Detailsuche darf man sich schon gar nicht begeben. Man muss dem Residenzverlag im österreichischen St. Pölten natürlich dankbar sein, dieses Buchprojekt überhaupt ermöglicht zu haben (die eigenwillige Gestaltung mit grünen Überschriften und braunem Text ist Geschmackssache), aber man wünscht sich beim Lesen doch immer wieder, man hielte einen deutlich opulenteren Bildband in der Hand mit wirklich informativen (und das meint hier: hinreichend großformatigen) Fotos. So aber ist eine an sich großartige Idee in der Umsetzung leider nur halb gelungen.
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