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Horst Wackerbarth
Klangkörper Das RSO Saarbrücken ins Bild gesetztVon Stefan SchmöeKlangkörper hat der Fotograph Hosrt Wackerbarth seinen Bildband genannt, in dem er eigenwillig das Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken portraitiert. Der Titel ist dabei in doppeltem Wortsinn zu verstehen: Als abstrakter Oberbegriff für das Ensemble ebenso wie die Körperlichkeit des einzelnen Musikers und auch die der Instrumente. Auch durch den vierteiligen Aufbau des Bandes macht Wackerbarth deutlich, dass hier kein dokumentarischer Band entstehen soll, sondern ein Kunstwerk. Gleich einer klassischen Symphonie ist das Buch in vier Sätze gegliedert, die aus jeweils unterschiedlichen fotografischen Ansätzen bestehen. Den stärksten Eindruck hinterlässt dabei der erste Satz, der aus streng arrangierten Inszenierungen besteht. Wackerbarth stellt die Musiker einzeln oder in kleinen Gruppen in ungewohnte Umgebungen. Da sieht man Musikerinnen mit Kontrabass und Horn in den (durch die Verwendung des Weitwinkels perspektivisch schier ins Unendliche verlaufenden) Gängen eines tristen Lebensmittel-Discounters oder eine Geigerin zwischen halbierten Tierkadavern in einem Schlachthof ; eine Gruppe von Musikern in einem leer gelaufenen Schwimmbad oder vor tristen Mietshäusern. Die den Bildern zugeordneten Zitate oder satzbezeichnungen aus Musikwerken (etwa Denn alles Fleisch, es ist wie Gras und alle Herrlichkeit des Menschen wie des Grases Blumen, das aus dem Deutschen Requiem von Johannes Brahms zitiert wird) verleihen den Aufnahmen, die für sich selbst sprechen, etwas unnötig Plakatives. Auch ist Wackerbarth nicht immer stilsicher. Die Aufnahme von zwei Herren in Transportbehältern für Kontrabässe vor der Berliner Philharmonie (eine der ersten des Bandes) passt inhaltlich nicht so recht zum Portrait eines Orchesters vom geographisch anderen Rand des Landes; und das im Cellokasten drapierte Aktmodell hat einen Hang zum Kunstgewerblichen. Der zweite Satz soll freie musikalische Assoziationen zeigen, aber die kleinformatigen, teils verschwommenen und abstrakten Bilder variieren den Begriff des Rhythmus' allzu beliebig. Der dritte Satz besteht aus Detailaufnahmen: Immer wieder abgelegte Instrumente, offene Geigenkästen usw. und ist sicher nicht nur der penetranten Wiederholung der Motive wegen - der schwächste des Buches. Was wie eine zufällige Momentaufnahme aussehen soll, scheint bemüht und geradezu klischeehaft arrangiert. Im vierten Satz (überschrieben ist er mit Musikerportraits) kommen die einzelnen Musiker ins Bild und zu Wort. Die Aufnahmen bewegen sich dabei im Bereich solider Routine. Jeder Musiker darf einen Satz zu sich und seinem Instrument formulieren, und das gerät zur Ansammlung peinlicher Plattitüden, die so gar nicht zum großen Anspruch des Bandes passen (Für mich spielt die Geige die schönsten Melodien oder Musikmachen ist für mich wie Meditation oder Wenn's um emotionale, gesangliche Stellen geht, muss das Cello her. oder Wenn mir ein schönes Solo gelingt, bin ich glücklich.). So kratzt dieses fotographische Portrait lediglich an der Oberfläche: Hübsch anzuschauen, aber nachhaltig wirken nur die besten Bilder des ersten Teils.
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