Auf Augenhöhe

Von 1763 – 1766 bereiste Familie Mozart die westeuropäischen Metropolen, u.a. Paris, London und Amsterdam. Diese für heutige Verhältnisse unvorstellbar lange Reise beschreibt die junge niederländische Schriftstellerin Sanne de Bakker in ihrem 2004 erschienenen (und jetzt pünktlich zum Mozartjahr ins Deutsche übersetzten) Roman Mozart – Ein Wunderkind auf Reisen. Sie erzählt aus der Perspektive des (zum Beginn der Reise siebenjährigen) Kindes Wolfgang, und die Geschichte richtet sich an Kinder etwa gleichen Alters – eine Begegnung auf kindlicher Augenhöhe.

Der Autorin gelingt es gut, die Balance zwischen den „normalen“ kindlichen Nöten einerseits und der Akzentuierung von Mozarts Genialität andererseits zu halten. Man erfährt viel über das Heimweh Mozarts, über den Wunsch, im vertrauten Salzburg einfach Kind sein zu dürfen, über die Langeweile während der Ansprachen, die einem Konzert vorausgehen. Damit wird der Knabe Wolf zur Identifikationsfigur - stärker als durch das rauschhafte Erleben der Konzerte, das Wissen um die eigenen Fähigkeiten, die de Bakker ebenfalls darstellt. Das „Wunderkind“ wird sozusagen sympathisch auf beide Beine gestellt, ohne an Aura zu verlieren. Seine Spannung erhält das gut lesbare Buch dabei aus der überzeugenden Psychologisierung seiner Figuren.

Ein wenig pathetisch geraten die Passagen, in denen das Kind Mozart komponiert. Sicher haben die erwähnten Kompositionen nicht die Tiefe, die ihnen hier zugeschrieben wird; aber angesichts des ungewohnten Blickwinkels ist diese Überhöhung wohl erforderlich, um eine Einordnung der Person Mozarts über den Aspekt des Wunderkinds hinaus anzudeuten. Auch der lebenslange Konflikt mit dem strengen Vater (gegen den sich der Sohn in der schönsten Passage des Buches wutentbrannt auflehnt) ist exemplarisch vorgezeichnet. So entsteht trotz der Beschränkung auf eine vergleichsweise kurze Episode aus Mozarts Leben ein facettenreiches Bild. Abgerundet wird das Buch durch eine CD, auf der einige der erwähnten Kompositionen Mozarts eingespielt sind.

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