Hier schmollt die Intendanz

„Dringenden Gesprächsbedarf“ meldete Pressesprecherin Silke Bernd im Auftrag ihrer Vorgesetzten bei unserm Mitarbeiter Thomas Tillman am Tag vor der Premiere an. Grund sei „die bisherige unseriöse Berichterstattung, insbesondere die Besprechung der Inszenierung La forza del destino". Da hat man in der Theaterleitung offenbar sorgsam und keinesfalls überstürzt abgewogen, bis man so dringend nach Meinungsaustausch verlangte, denn die Premiere war vor einem guten halben Jahr. Der „Geschäftsführende Intendant“ persönlich habe „mehrfach“(!) versucht, Herrn Tillmann telefonisch zu erreichen, aber ach! – vergeblich, und, so die hundsgemeine Konsequenz: Ohne „klärendes Gespräch“ keine Pressekarten.

S'ist Operettenzeit. Und weil das in Köln auch immer – siehe oben – etwas mit Karneval zu tun hat, ist Thomas Tillmann eben verkleidet in die Kölner Oper gegangen – verkleidet als ganz normaler Besucher, hat sich an der Theaterkasse eine Karte gekauft und sich die Premiere angeschaut. So bekommen Sie, liebe Leser, trotzdem zu lesen, ob die Lustige Witwe denn lustig war – in der Spalte rechts gibt es den Link zur Rezension.

Ihnen, lieber Herr Geschäftsführender Intendant Raddatz, lieber Herr Opernintendant Dr. Dammann, ein kleiner Tipp: Ein Mausklick auf den Namen des Rezensenten reicht, und Sie sind ganz nah bei „Ihrem“ Kritiker. Probieren Sie's aus! Oder vertrauen Sie sich in Zukunft unseren Anrufbeantwortern an (wir rufen zurück – versprochen!). Dann können wir über vieles reden. Über Pressefreiheit zum Beispiel. Oder darüber, wie viel Souveränität man von einem Theater gegenüber kritischen Stimmen erwarten darf.