Bücher zum Mozartjahr bei Diogenes
Da Ponte: Mein abenteuerliches Leben
Mörike: Mozart auf der Reise nach Prag
Liebesbriefe deutscher Musiker
E.W. Heine: Wer ermordete Mozart?
Kurt Pahlen: An die Freude
Der Zürcher Diogenes Verlag öffnet seine Bestands-Archive für Neuausgaben erfolgreicher Titel aus dem Musikbereich um Mozart
Von Frank Becker
Zum
Mozartjahr haben die beim Zürcher Diogenes Verlag für das Programm
Verantwortlichen mal in die Bestände und Archive geschaut und neben
einer von Horst Wandrey besorgten Ausgabe der Briefe Mozarts (unser
Bericht) und der Mozart-Biographie Dorothea Leonharts (unser Bericht)
einige Titel "entstaubt" oder neu aufgelegt, die bestens in den Kontext
des Jubeljahres zum 250. Geburtstag Wolfgang Amadees passen.
Zusammengekommen ist ein Konvolut äußerst unterhaltsamer, informativer
und amüsanter Bücher, die ich ihnen hier vorstellen möchte.
Was wären Mozarts berühmteste Opern "Die Hochzeit des Figaro", "Cosi
fan tutte" und vor allem der großartige "Don Giovanni" ohne die
Libretti des Lorenzo Da Ponte (10.3.1749 - 17.8.1838)? Geniale Musik,
gewiß - doch mit Da Pontes Texten wurden die herrlichen Arien
unsterblich. Nach einem wahrhaft abenteuerlichen und turbulenten Leben,
das ihn mit allerlei akademischen, künstlerischen und kaufmännischen
Tätigkeiten in verschiedene italienische Staaten, nach Sachsen, ins
K.u.K. Österreich, nach Belgien, Holland und England, schließlich als
Spezereienhändler, Sprach- und Literaturlehrer, Buchhändler, Professor
für Literatur und Operndirektor in die USA verschlug, wo er ebenfalls
durch Glück und Krisen, Erfolge und Schulden schlitterte, starb er fast
neunzigjährig in New York. In Wien war Da Ponte mit
wechselndem Erfolg Librettist u.a. Salieris, Solers, Gazzanigas,
Storaces, Martinis und Righinis, bis er auf Mozart traf und
dessen Genie erkannte - die Wende und Erfolgsgeschichte schlechthin.
Als er gleichzeitig für Mozart, Salieri und Soler schrieb, stand sein
Stern am Zenit, doch mit dem Tod seines Gönners Kaiser Joseph II.
verlor er alles.
Zwischen 1823 und 1830 hat Da Ponte in New York in mehreren Bänden
seine Memoiren veröffentlicht. Nach der Ausgabe1993 sind sie nun
endlich wieder aufgelegt. Ein absolutes Muß für Musik- und
Mozart-Freunde.
Unter den der Nachwelt erhaltenen Liebesbriefen deutschsprachiger
Tonkünstler von u.a. Joseph Haydn, Ludwig van Beethoven, Clara Wieck
und Robert Schumann, Anton Bruckner, Johannes Brahms und Gustav Mahler
bis Max Reger finden sich natürlich auch solche Mozarts an Konstanze
Weber. Vier davon haben Anton Friedrich und Silvia Sager für ihre
Sammlung "Die schönsten Liebesbriefe deutscher Musiker" ausgewählt,
darunter den vom 16. April 1789 der mit den Worten endet: "O stru!
stri! ich küsse und drücke Dich 1095060437082mal (hier kannst Du Dich
im Aussprechen üben) und bin ewig Dein treuester Gatte und Freund -
W.A. Mozart".
Der romantische Dichter Eduard Mörike verneigte sich 1855 mit seiner
Novelle "Mozart auf der Reise nach Prag" vor dem Komponisten. Er
erzählt darin einen Tag im Herbst des Jahres 1787, der
Mozart mit
Ehefrau Konstanze auf der Kutschfahrt von Wien nach Prag sieht,
wo man der Uraufführung des "Don Giovanni" beiwohnen will. Mörike
beschreibt seine Novelle in einem Brief an Karl Mayer vom 21. Mai 1855
als "im Ganzen heiter, der Stoff dazu erfunden, doch der Mensch, wie
ich hoffe, wahr...". Die zierliche Miniatur war von Mörike, der Mozarts
Musik und Biographie genau kannte, "als Vorläufer der im Januar
1856 einfallenden Feier des hundertjährigen Geburtstags Mozarts"
(Mörike am 6. Mai 1855 an seinen Verleger Cotta) gedacht. Für den
Vorabdruck im "Morgenblatt für die gebildeten Stände" bekam er "nahezu
200 Gulden", wie er seinem Freund Hartlaub mitteilt, für das Büchlein
selbst verlangte er am 21. Juni 1855 ein Honorar von 300 Gulden. Es
wurde einer der erfolgreichsten und bis heute immer wieder verlegten
Texte des schwäbischen Dichters und Pfarrers.
Den von der Musikforschung gerne mit dem Geheimnis und wohligen Schauer
eines möglichen Giftmordanschlags umgebene frühe Tod Mozarts hat Anlaß
zu vielen Spekulationen gegeben. Der Autor Ernst W. Heine, der von sich
selbst sagt: "Das Schlimmste, was mir mit meinen Geschichten passieren
könnte, ist die Vorstellung, daß ich jemanden langweilen würde", öffnet
in seinem schmalen Bändchen "Wer ermordete Mozart? Wer enthauptete
Haydn?" noch einmal die Untersuchungsakten über den nicht gänzlich
geklärten Tod Mozarts und die Lebensumstände und Todesursachen fünf
weiterer schillernder Persönlichkeiten aus dem Musikleben: Joseph
Haydn, Niccolo Paganini, Peter I. Tschaikowsky, Hector Berlioz und
Isadora Duncan. Das macht er mit Sachkunde und Augenzwinkern - und er
fordert den Leser zum Mitkombinieren auf: also - wer ermordete
Mozart, wer enthauptete Haydn, warum schwieg Paganini, wer schickte
Tschaikowsky in den Tod, wer half Hector Berlioz und wie wurde die
Duncan erdrosselt?
Kurt Pahlens Kurzbiographien von fünf der großen deutschen Komponisten
der Wiener Klassik zwischen Rokoko und Romantik wurden als Auszug aus
seinem Werk "Die große Geschichte der Musik" in dem Buch "An die
Freude" zusammengestellt. Zwischen Christoph Willibal Gluck, Joseph
Haydn, Ludwig van Beethoven und Franz Schubert ist natürlich auch W.A.
Mozart dabei. Pahlen, der Mozarts Leben als "viele Fragen und Zweifel"
aufwerfend apostrophiert, lehnt zwar die Vergiftungstheorie ab, läßt
sich aber dennoch mit der letztlichen Unaufklärbarkeit ein
kleines Hintertürchen in dieser Richtung offen. Knapp und griffig
geschrieben ist die Lektüre seiner hier gebündelten Komponisten-
Biographien ein entspanntes und sachlich informierendes
Vergnügen.
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Lorenzo Da Ponte
Mein abenteuerliches Leben
Diogenes TB 1993 320 Seiten, Broschur 9,90 ¤
Eduard Mörike
Mozart auf der Reise nach Prag
Diogenes TB1988 114 Seiten, Broschur 7,90 ¤
Die schönsten Liebesbriefe deutscher Musiker
Diogenes TB 1997/2005 114 Seiten, Broschur 8,90 ¤
E.W. Heine
Wer ermordete Mozart? Wer enthauptete Haydn?
Diogenes TB 1986 107 Seiten, Broschur 7,90 ¤
Kurt Pahlen
An die Freude
Das Leben von Gluck, Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert
Diogenes TB 2005 303 Seiten, Broschur 9,90 ¤
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Informationen unter:
www.diogenes.ch
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