Donna Leon
Über Venedig, Musik, Menschen
und Bücher
Scharfsinn, Menschenliebe und Humor
Von Frank Becker
Die
Amerikanerin mit dem italienischen Namen steht schon lange für eine
Renaissance des Genres Kriminalroman. Mit ihren Romanen um den
eleganten, gebildeten und warmherzigen Commissario Guido Brunetti in
Venedig liegt sie stets an den Spitzenplätzen der bekannten
Literaturlisten. Und sicher ist sie auch mit verantwortlich für einen
neuen Boom Venedigs als Reiseziel - zumindest bei den Deutschen, die
durch ihre Bücher schier verrückt sind nach der pittoresken
Lagunenstadt.
Daß Donna Leon eine starke Hinwendung zur Klassischen Musik, besonders zum italienischen Musiktheater hat,
zeigte sich schon in ihrem Debüt-Roman "Venezianisches Finale", der den
Mord an einem berühmten deutschen Stardirigenten im Opernhaus "La
Fenice" zum Inhalt hat - zugleich vielleicht auch ein Schlüsselroman zu
ihrem Leben und Werk. Wie sehr sie der Oper zugetan ist, zeigen die
warmherzigen und liebevollen Beobachtungen, Essays, Feuilletons und
Interviews ihres jüngsten Buches bei Diogenes: "Über Venedig, Musik,
Menschen und Bücher".
Der Band versammelt Beiträge, die sie seit 1997 im Wiener "Standard",
der "Weltwoche" Zürich, dem "Tages-Anzeiger" Zürich, der "TV Hören
& Sehen" Hamburg, der "Emma" Köln und anderen Periodika
veröffentlicht hat. Mit Scharfsinn, Menschenliebe, viel Humor, oft
Ironie bis zum Sarkasmus und mit Sachverstand nimmt sich die Autorin
hier einer bunten Palette von Themen an. Ihre Liebe zu Venedig belegt
dabei natürlich einen ersten Platz, aber kaum weniger ausführlich
widmet sich Donna Leon den Licht- und Schattenseiten der Oper oder
besser: denen der Opernkritik. Ihre Begegnungen mit den wunderbaren
Sängerinnen Cecilia Bartoli und Anne Sofie von Otter, ihre Kommentare
zum Umgang der Presse mit diesen beiden trotz des gleißenden Lichts der
Öffentlichkeit sich zurückhaltend und liebenswert zeigenden Frauen sind
lesenswert - und machen fast hungrig darauf, deren Platten zu hören.
Noch mehr wünscht man sich nach der Lektüre, sie einmal leibhaftig auf
einer Bühne zu erleben.
Auch wenn es um Männer geht wie in "Sensual Classics", "Latin
Lover" oder "Geeignete Männer" tritt die Musik auf den Plan - mit
Schmunzeln, versteht sich. Von feinem Humor, der auch ein herzliches
Lachen auslösen kann, sind Donna Leons Beobachtungen über das tägliche
Leben in Italien, besonders Venedig und den Umgang mit der Bürokratie
oder mit Handwerkern. Ms. Leons in diesem schönen Band
gesammelten journalistischen Texte sind gewiß nur ein Auszug ihrer
feuilletonistischen Arbeit. Nach der Lektüre (man kann, ja muß einige
unbedingt mehrmals lesen, auch dank der übersetzerischen Delikatesse
Christa E. Seibickes) lechzt man nach mehr. Gutes Feuilleton ist so
selten geworden.
Leseempfehlungen dazu:
- "Venezianisches Finale" - Commissario Brunettis erster Fall
- "Beweise, daß es böse ist" - Commissario Brunettis dreizehnter Fall
(soeben erschienen und bereits am 13. Oktober 2005 um 20.15 Uhr
als Verfilmung bei ARD zu sehen)
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Donna Leon
Über Venedig, Musik, Menschen und Bücher
Diogenes Verlag,
Zürich 2005
343 Seiten mit Textnachweisen, Leinen mit Schutzumschlag 19,90 Euro
ISBN 3-257-06487-X
Donna Leon
Beweise, daß es böse ist
Diogenes Verlag,
Zürich 2005
328 Seiten Leinen mit Schutzumschlag 19,90 Euro
ISBN 3-257-06474-8
Weitere
Informationen unter:
www.diogenes.ch
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