Buch: Was macht eigentlich Harry Absolut? - ein Hörspiel von Eugen Egner / Online Musik Magazin

Eugen Egner schreibt nicht nur innovative, komplexe und aufregend verwirrende Erzählungen, dichtet kuriose Kurz- Geschichten und zeichnet verstörte wie verstörende Szenen aus dem menschlichen Neben-Leben (sofern er nicht grade mit Rüdiger Rüstigs Radaumaschinen Krach macht) - er verfaßt zu allem Guten auch noch Hörspiele, die gerne vom WDR gesendet und von einer großen Fan-Gemeinde gehört werden. Die Premiere eines solchen brandneuen Stücks steht Besitzern von Rundfunk-Geräten in den nächsten Tagen ins Haus, wenn der Sender Eins Live Egners Hörspiel "Was macht eigentlich Harry Absolut?" ausstrahlt. Haben sie schon einmal beim Telefonieren mit einer Dienstleistungs-Heißlinie (für diejenigen, die nicht Deutsch können: Service-Hotline) auf Aufforderung an ihrem Telefon die "1" gedrückt und gespannt gewartet, was wohl passiert? Dann aufgemerkt!

1. Wahnsinniger: "Meine Damen und Herren, stellen Sie sich vor, ein paar völlig Wahnsinnige machen eine Radiosendung."
2. Wahnsinniger: "Und stellen Sie sich vor, es wird nur völlig wahnsinnige Musik gespielt."
3. Wahnsinniger: "Und natürlich rufen bei dieser Sendung nur völlig Wahnsinnige an!"
So beginnt das Hörspiel, in dem nicht nur die Überlegung "Was macht eigentlich Harry Absolut?" zur zentralen Frage wird, sondern auch seine Spur bis ins Innere eines Musiktitels aufgenommen und hartnäckig verfolgt wird. Denn dorthin hat er sich nach einem Plagiats-Vorwurf zurückgezogen. Eugen Egner entwirft wieder einmal eine seiner skurrilen Welten, mit denen er sich auf dem literarischem Sektor schon ein gerüttelt Maß an Preisen und exorbitanten Ehrungen eingehandelt hat. Dem Kenner des Dichters und seines Werks wird die Selbstironie nicht entgehen, die er in die Figuren des Welterbauers (Heinrich Giskes), des H. Absolut (sic!), des 1. Anrufers und aller Wahnsinnigen und Hungrigen Idioten hat fließen lassen.

Aus dem zunehmenden Interesse der Hörerschaft einer Anruf- Sendung im Radio am Schicksal des verschwundenen Musikers Harry Absolut entwickelt sich die aberwitzige Jagd nach dem Gesuchten, bei der eine Reporterin (Astrid Meyerfeldt) wie 1981 Jeff Bridges in Steven Lisbergers "TRON", wie Lewis Carrols "Alice im Wunderland" oder wie Little Dorothy in L. Frank Baums "The Wonderful Wizard of Oz" in eine Welt hinter der Realität eindringt. Doch auch ein kleines Mädchen (Lilia Vogelsang) ist hinter Harry Absolut (Peter Nottmeier) her, weil sie ihn rachehalber vernichten will. Die beiden bilden eine Notgemeinschaft, die Ereignisse nehmen an Bedrohlichkeit und Tempo zu, Bilder blitzen auf, Musikfetzen fliegen vorbei, Figuren erscheinen wie aus einem irrwitzigen Spiegelkabinett, schließlich fliegt der Deckel der Büchse der Pandora weg, und im wirbelnden Maelstrom der Vernichtung geht alles zugrunde - oder vielleicht doch nicht?

Erstsendung im "Lauschangriff" auf Eins Live am Dienstag, 29. August 2006, 23.00 - 24.00 Uhr
Wiederholung am Montag, 18. September 2006 um 23.05 Uhr bei "open: pop drei" auf WDR 3
Keinesfalls versäumen!

Leseempfehlungen:
- Eugen Egner, "Der Universums-Stulp", Haffmans Verlag
(nur noch antiquarisch zu bekommen, doch die Mühe lohnt)
- Wenedikt Jerofejew, "Die Reise nach Petuschki", Piper
Verlag
- Horst Tschiersky, "Zentrale Leitung und Planung des
Transport- und Nachrichtenwesens der UdSSR", transpress
VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin

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