Engel und Sünderinnen
Idole der 50er Jahre
Frauen, die die Welt bewegten - Ein Blick zurück
Von Frank Becker
Es ist ein halbes Jahrhundert vergangen, seit die illustre Schar von weiblichen Stars, die der Band "Engel und Sünderinnen"
versammelt, auf der Höhe ihres Ruhms die täglichen Schlagzeilen der
Feuilletons, Modemagazine, Film- Zeitschriften und auch der
Regenbogenpresse beherrscht hat. Brigitte Ebersbach hat zehn Portraits
von Frauen in Auftrag gegeben, die für eine Generation stehen,
aber auch für einen Wandel im Gesellschaftsbild und das Aufbrechen
verkrusteter Strukturen. Als Trümmerfrauen hatten sie nach dem Zweiten
Weltkrieg einen Großteil der Last des Wiederaufbaus getragen, doch als
gleichwertige Partnerinnen in Ehe Beruf und Gesellschaft ließ die von
Männern dominierte Welt die Frauen dennoch nicht gelten, wie Susanne
Nadolny in ihrer Einleitung richtig anmerkt.
Einige Ikonen aus Musik, Film und Literatur rückten das Bild damals
etwas gerader, schufen durch ihre gesellschaftliche Autonomie und durch
das Antreten des Beweises der Gleichwertigkeit der Geschlechter in
künstlerischen Lebens- und Schaffensbereichen wie im Geschäftlichen
einen Teil der notwendigen Grundlagen zur allgemeinen Emanzipation. Daß
sie das zum großen Teil gerade mit Hilfe ihrer scheinbaren Schwäche und
durch ihre ausgeprägte Weiblichkeit bewerkstelligten, macht die
Beobachtungen der Autorinnen noch interessanter. Charme und Schönheit
können nützliches Beiwerk in der Auseinandersetzung mit der Hybris des
Machismo sein, wenn sie zugleich mit Fähigkeiten gepaart sind. Man muß
dieses Buch allerdings nicht unbedingt unter dem Aspekt der
Auseinandersetzung der Geschlechter lesen. Es ist auch spannende wie
unterhaltsame Lektüre über eine Zeit des Aufbruchs und ihr kulturelles
Klima.
Gunna Wendts Kapitel über Maria Callas, die Königin der Oper, die Diva assoluta,
ist ein bewegendes, dramatisches Lebensbild der "Betrogenen
Bühnengöttin", die ihren Mann Battista Meneghini für Aristoteles
Onassis verließ, um später erleben zu müssen, daß ihr später ebenso
schmählich der Rang von Jacqueline Kennedy abgelaufen wurde. Selbst in
der Kürze des zur Verfügung stehenden Platzes pro Kapitel ist es
gelungen, die Figuren greifbar zu umreißen. Jutta Rosenkranz hat das
"chaotische" Leben Edith Piafs beleuchtet, das an strahlenden
Höhepunkten wie tragischen Tiefen nicht weniger reich war, als das der
Callas. Die Liebesaffären und die Drogensucht der großen Chansonette
sind so legendär wie ihre unvergessenen Erfolge. Auch der
unvergleichlichen, unvergeßlichen Hildegard Knef, der "Heiligen
Sünderin", die Schönheit und große Kunst vereinte, ist ein Kapitel
gewidmet, das Corinna Weidner recherchiert hat. Bis auf den Tag ist
Marilyn Monroe das Sexsymbol des internationalen Films. Heftig
unterschätzt, hatte diese wunderbare Schauspielerin, hervorragende
Sängerin und "umwerfendste Blondine" der Leinwand weit mehr zu bieten,
als Platinblond und Busen. Eine Welt lag ihrem Charme zu Füßen. Wie
viele andere ist auch sie an der Last des Ruhms gescheitert und viel zu
früh gestorben. Ihr unvergängliches Vermächtnis aber, das der Macht der
Schönheit, macht Männern auch heute noch weiche Knie.
Ihre
Meinung
Schreiben Sie uns einen Leserbrief
(Veröffentlichung vorbehalten)
|
Engel und Sünderinnen
Idole der 50er Jahre
Simone de Beauvoir
Françoise Sagan
Marlen Haushofer
Ingeborg Bachmann
Coco Chanel
Marilyn Monroe
Maria Callas
Edith Piaf
Audrey Hepburn
Hildegard Knef
Herausgegeben von Brigitte Ebersbach
Edition Ebersbach, 2006 231 Seiten mit vielen Fotos und Anmerkungen Paperback
25,- Euro
Weitere
Informationen unter:
www.edition-ebersbach.de
|