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Eugen Egner Die Tagebücher des W.A. Mozart Ein Sensationsfund zeigt das Genie der Wiener Klassik in einem neuen Licht
Von Frank Becker Eugen Egner ist ein Mann vieler Talente. Als Rock-Gitarrist, Texter und Komponist der Gruppe "Armutszeugnis" und für die "Sendung mit der Maus", Hörspiel-Autor, Zeichner, Illustrator und Kolumnist satirischer Zeitschriften, sowie seit mehr als einem Jahrzehnt Verfasser Weg weisender Prosa der Phantastik bekannt geworden, hat der vielfach und zuletzt dem Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor ausgezeichnete Künstler nun auch endlich die Beachtung von Hörbuch-Verlagen gefunden. Ein literarischer Klassiker des in Wuppertal lebenden und wirkenden Autors ist pünktlich zum dräuenden Mozartjahr wohlfeil im neuen Gewand zwischen Buchdeckeln sowie als Hörbuch erschienen. Nach dem „Tagebuch eines Trinkers“ (bei Zweitausendeins), das von Harry Rowohlt (von wem wohl sonst?) herrlich versoffen gelesen wurde, haben sich zum Auftakt des Mozartjahres zwei Verlage daran erinnert, dass Egner bereits 1998 - weise vorausahnend, dass es 2007 zu spät wäre - Mozarts Tagebücher im Zwischenboden eines Pfarrhauses gefunden und einer interessierten und im Anschluss an die Lektüre tief bestürzten Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. Will sagen, er hat, ein Kujau der Musikhistorie, die unerwartet aufgetauchten Aufzeichnungen des Genies transkribiert und reich illustriert. Das damals bei Haffmans fein edierte und nun im frechen Kleid eines Inselbändchens bei Zweitausendeins noch feiner erneut daher kommende Büchlein mit den Notizen von 1769 bis 1791 räumt gründlich mit den überkommenen Mozart-Bild auf. Hier lernen wir den am Leben und seinem Schicksal leidenden Menschen kennen, der von Feinden umgeben und zum Hahnrei gemacht, ohne die ersehnte Erfüllung starb. Egner hat das ganze im Sinne Mozarts besorgt und herrlich ausgeschmückt. Für die Hörbuchfassung konnte Random House die Plaudertasche Herbert Feuerstein gewinnen, der dem geschriebenen Wort mit viel Einfühlungsvermögen und leicht österreichischem Zungenschlag ansehnliche Hörqualitäten vermittelte. Einige Zitate: den 28:ten Feb. 1769: „Der Herr Papa
insistiret darauf das ein musickus so nicht tagbuch führet, gar schieff
gewicklet sey und ich mich solle täglich befleissigen all mein thaten und
erlebnüsse wie auch gedancken getreülich niederzuschreiben. Ich aber wüst nicht
was ich schreiben sollte.“ - den 20:ten Dec. 1780: „heüte ist der fünfte
tag daß ich an dieser Sinfonie kritzle. Diese Unannehmlichkeit wünsch ich mir
wohl herzlich vom Halse, wie vielle wichtigere Sachen hab ich nicht im kopfe!
Alles voller bodenloosickeit. Kalt Wetter.“ - den
31:ten July 1787: „Das Nannerl hat mir
die Don Juan-Oper hingeschmirt, da les ich in der zeitung, daß mir der
Salieri,
das Vieh, mit einem Werke gleichen titels zuvor gekommen. Kann ich also
meine
Opera wegschmeyssen und Lastwagenfahrer werden. Ich bring ihn um, den
Salieri!
Wuth und Verzweyfflung! - den 27:ten May 1790: "Das Nannerl
macht erschröckliche experimenten, das theater immer gestrotzt voll,
wenn sie was aufführt. nennt sich neüerdings Tungusen-Suse und reitet
auf einem schwein." - den 12:ten Februar 1791: "mit dem
Beethoven und dem Salieri gewettet das ich ohn Hülfe vom Nannerl binnen
vierzehn täg ein Oratorio kann hinschmirn. nu, warum nicht?"
- den 17:ten März 1791: "Der Salieri hat mir das Oratorio mit dem
Titel: Unsre arsch als friedenszeychen, gestohlen und unter seinem
namen mit gröstem beyfall gegeben. Susamariafürchtegottgrindsalatmotor!
Ich tobte darob sieben täg. Regen." Eugen
Egner hat Feuersteins Interpretation goutiert und auch zum CD-Booklet
die Illustrationen geliefert. Zum besseren Verständnis Mozarts sehr zu
empfehlen!
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Eugen Egner Die Tagebücher des W.A. Mozart Zweitausendeins, 2005 64 Seiten, geb. mit Illustrationen 6,50 ¤ Weitere
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Inszeniert und gelesen von Herbert Feuerstein Weitere
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