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George T. Simon Die Goldene Ära der Big Bands Chronik einer großen Zeit
Zwei der ganz Großen im Big Band Business haben diesem Buch Vorworte gewidmet: Frank Sinatra (1915-1998), ein begnadeter Crooner, Swinger und Sänger, vermutlich der beste aller Zeiten, der mit legendären US-Bands gearbeitet hat; und Paul Kuhn (*1928), einer der besten deutschen Bandleader nach 1945, ein Jazzer, der als Leiter verschiedener Rundfunk-Big Bands die Big Band-Kultur in Deutschland maßgeblich mit geformt hat. Wenn ein Buch von zwei solchen Fachleuten beachtet und empfohlen wird - Paul Kuhn hält es für das beste seiner Art und "Ol´ Blue Eyes" bescheinigt ihm Faszination und dass es eine Quelle der Nostalgie sei - muss was dran sein. Es ist sogar mehr - eine Familiengeschichte, ein Erinnerungsalbum und eine unverzichtbare, weil kenntnisreiche Chronik einer Zeit, als der Jazz, der Swing und seine Macher noch zu den Leuten kamen. Das Inhaltsverzeichnis - ein Jammer, dass nie ein Index zu dem Buch gemacht wurde - liest sich wie eine Liste der US Big Band Top Charts eines swingenden halben Jahrhunderts. Alle, die einen Namen in der Branche hatten und seien sie auch nicht so berühmt geworden wie die Überflieger, sind dabei. George T. Simon kannte sie alle, und er hat keinen vergessen. Als Musiker-Kollege war er in der Glenn Miller Band der ersten Tage der Drummer, als Berichterstatter für das Musik-Magazin "Metronome" später jahrzehntelang Begleiter der Szene. Wer anders als ein solcher Zeitzeuge könnte besser aus der "Golden Aera" der Big Bands erzählen. Und Simon tut genau das: er erzählt. Nicht abgehoben, nicht von Fachchinesisch überladen und völlig uneitel. Wo andere sich in den Vordergrund spielen würden, war er schlicht nur dabei und berichtet, was er gehört und erlebt hat. Seine Informationen kommen ohne billigen Klatsch aus, sie sind aus erster Hand und seriös. Nie zuvor hat jemand so umfassend über Aufstieg und Niedergang der Big Band-Kultur berichtet, die Querverbindungen, Freundschaften, Konkurrenzen und den Wettbewerb untereinander so nachvollziehbar aufgezeichnet und so sachlich vermittelt. Kein Wunder also, dass das Buch, das schon 1967 in erster Auflage erschienen und 1981 erstmals in deutscher Sprache veröffentlicht wurde, seinen Rang bis heute behielt. Wer also nachlesen möchte, wie von Charlie Barnet bis Paul Whiteman, vom Casa Loma Orchestra bis zu Artie Shaw, von Jimmy Lunceford (den Simon für den größten Bandleader überhaupt hält) bis Buddy Rich die Big Band Szene zwischen 1920 und 1970 ausgesehen hat, erfährt das in der aktualisierten und überarbeiteten Neuausgabe 2004. Es ist neben der vorzüglichen Information fesselnde Lektüre für lange Abende mit alten Schallplatten.
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