Feuilleton | |
Haydn-Orchester Hamburg
Musikalische Leitung: Rida Murtada Ein Orchester mit CharakterVon Christoph WurzelJoseph Haydn hat im Jahre 1795 auf der Rückreise von London nach Wien kurz in Hamburg Station gemacht. Diese Stippvisite dürfte allerdings kaum der Hauptgrund dafür gewesen sein, dass im Jahre 1977 ein neu gegründetes Kammerorchester seinen Namen erhielt. Es war damals vielmehr der Wunsch eines Kreises praktizierender Musikliebhaber, miteinander das Konzertrepertoire der Wiener Klassik in überschaubarem kammermusikalischen Rahmen aufzuführen, im besten Sinne des Wortes dilettierende Musiker, wahre Liebhaber der Musik aus Freude am Musizieren. Und dieser Charakter prägt das Hamburger Haydn - Orchester noch heute, nachdem es im Laufe seiner nun 31 Jahre zum großen Sinfonieorchester angewachsen ist. Es ist ein Liebhaberorchester geblieben, seine rund 90 Mitglieder sind keine Berufsmusiker. Wenn man das Orchester allerdings hört, kann man das kaum glauben, so professionell ist sein Auftritt: homogen im Klang, äußerst präzise und transparent im Zusammenspiel und dazu hochsensibel im Ausdruck.
Das Haydn-Orchester Hamburg Solchen Standard erreichen die Musikerinnen und Musiker mit ihrem Dirigenten Rida Murtada, der das Orchester seit 5 Jahren leitet - besser müsste man wohl sagen, seitdem mit dem Orchester eine musikalische Beziehung eingegangen ist. Denn dass Musikerinnen und Musiker und Dirigent mehr verbindet als die reine Arbeit, wird spürbar in der begeisterten Art, wie beide über das gemeinsame Musizieren sprechen: wie das große Engagement der Instrumentalisten den Dirigenten beflügelt und wie die natürliche Autorität Murtadas das Orchester musikalisch inspiriert. Im letzten Herbst konnte eine 6. Sinfonie von Anton Bruckner erlebt werden, mit der Dirigent und Orchester jedem Festkonzert Ehre gemacht hätten. Durchdacht und klar war die musikalische Architektur gebaut und klangschön wurde Bruckners Musik in allen Instrumentengruppen gespielt. Rida MurtadaRida Murtada, geb. 1975, künstlerischer Leiter des Haydn-Orchesters Hamburg und Lehrbeauftragter für Kammermusik und Ensemblespiel an der Universität Oldenburg.
Beethoven, Bruckner, Brahms, Schostakowitsch: ein Repertoire, das für dieses Orchester zuletzt im Mittelpunkt seiner zweimal jährlich stattfindenden Konzertreihen in Hamburg und Umgebung stand und steht. Die traditionsreiche Hamburger Musikhalle bildet mit ihrem schönen neobarocken Saal den Rahmen für den Auftritt in der Hansestadt. Darüber hinaus versorgt das Haydn-Orchester das Hamburger Umland mit klasssicher Musik, eine ganz wesentliche Aufgabe der kulturellen Arbeit, die auch noch eine weitere Seite hat. Der Orchestersprecher Tobias Munz, Cellist im Orchester, erzählt, wie es immer wieder gelingt über private Kontakte Publikum für die Konzerte zu interessieren, das vielleicht sonst nicht unbedingt zur klassischen Musik tendiert. Wenn aber der Freund oder Bekannte mitspielt, ist das schon einen Besuch im Konzertsaal wert. Mancher mag auf diese Weise schon die Schwelle zur klassischen Musik leichter überschritten haben. Das Haydn-Orchester erarbeitet in zwei Probenphasen jährlich ein abwechslungsreiches Programm und folgt dabei dem klassischen Schema Sinfonie und Solokonzert. Jedoch hat neben dem klassisch-romantischen Repertoire auch die Moderne durchaus ihren Platz. Im Jubiläumsjahr 2007 war das Programm beziehungsreich zusammengestellt: sämtlich Reverenzen an wichtige künstlerische Bezugspersonen des Orchesters, nämlich seinen Namensgeber Haydn, den (dort allzu spät zu Ehren gekommenen) Hamburger Bürger Brahms, dessen großartige Statue von Max Klinger die Musikhalle ziert und einen mit dem Dirigenten persönlich verbundenen Komponisten, Florian Poser, der sein Vibraphonkonzert mit dem Orchester uraufgeführt hat. Mit diesem Programm bestritt das Orchester auch sein erstes Auslandsgastspiel. Es war im Sommer 2007 der Einladung italienischer Freunde gefolgt und gab in der Nähe von Neapel mehrere viel beachtete Konzerte. Hier konnte auch ausgiebig gepflegt werden, was vielleicht ein Geheimnis dieser besonderen Orchesterkultur ausmacht - die große Begeisterung für die gemeinsame Sache und die persönliche Verbundenheit untereinander, die vielfach auch über die gemeinsame musikalische Arbeit hinausgeht, wie Tobias Munz bestätigt. Dabei schlagen die Instrumentalisten mühelos Brücken über die Generationen hinweg - die Altersspanne im Orchester liegt zwischen 19 und über siebzig Jahren. Wenn einmal nicht Probenzeit ist (und die beginnt vor den Konzerten in Frühjahr und Herbst jeweils etwa ein Viertel Jahr vorher), dann werden die Freundschaften gepflegt oder musikalisch auch andere Wege probiert, z.B. in kleineren Besetzungen Kammermusik gemacht. Der Spaß an der Musik reicht eben weit über die Grenzen der zwei jährlichen Konzerte hinaus. Und das scheint ansteckend zu sein, denn Nachwuchsprobleme hat das Orchester nicht. Auch kann es beinahe mühelos alle Instrumentengruppen ausreichend besetzen. Nur selten muss mal eine Stimme "dazugekauft" werden, eher schon ein weniger gängiges Instrument, wie eine Celesta, die man von Radio Bremen ausleihen konnte. Kreativität und Engagement sind nicht nur gefragte Eigenschaften, sondern auch praktizierte Realität - Erfolgsrezept für dieses Orchester, das mehr als seinen "Dienst" versieht. Sitzt man im Konzertsessel, dann überträgt sich die unmittelbare Begeisterung, mit der das Orchester ans Werk geht und man spürt, dass hier bei aller Disziplin eine Menge Lust an der Musik versprüht wird. Fazit:Das Hamburger Haydn-Orchester ist ein Orchester, das Freude macht: dem Publikum und nicht zuletzt auch sich selbst. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Konzertvorschau Donnerstag, 25. April 2008 Münster, St. Michael Samstag, 26. April 2008 Elmshorn, Saalbau der Waldorfschule Sonntag, 27.April 2008 Hamburg, Laeiszhalle Programm Felix Mendelssohn-Bartholdy Ouvertüre zu "Ein Sommernachtstraum" Richard Strauss Oboenkonzert D-Dur Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 7 A-Dur Solistin Dina Heidinger Weitere Informationen Haydn-Orchester Hamburg www.haydn-orchester.de/ |
- Fine -