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Vom Klavier verzaubertAnnika Senger im Gespräch mit dem Pianisten Zeljko VlahovicVon Annika Senger OMM:
In welchem Alter haben Sie mit dem Klavierspiel begonnen?
Vlahovic:
Nicht all zu früh. Ich war neun Jahre alt.
OMM:
Hatten Sie vorher schon Lust verspürt, Klavier zu spielen?
Vlahovic:
Nein, nie. Vorher hatte ich viel gemalt. Ich musste schon immer etwas Kreatives machen. Das Klavier hat mich erst verzaubert, als meine Eltern es angeschafft hatten. Das war so eine Art Verwandlung für mich.
OMM:
Was hat Ihre Begeisterung für das Klavierspiel ausgelöst? Hatten Sie schon vor diesem Aha-Erlebnis eine Vorliebe für bestimmte Komponisten oder Pianisten?
Vlahovic:
In der Kindheit noch nicht. Das war alles ein großer Zufall. Meine Mutter wollte, dass ich Klavier spielen lerne. Also haben meine Eltern ein Klavier gekauft. Und als das Instrument dann ins Haus kam, war mir sofort klar, dass ich mich nicht mehr davon trennen konnte. Zuerst habe ich Klarinetten-Unterricht genommen, weil es in der Musikschule keinen Platz mehr für Klavierschüler gab. Nach etwa einem Jahr konnte ich aber mit dem Klavier anfangen und habe dann auch nur noch Klavier gespielt.
OMM:
Warum haben Sie sich am Ende für das Klavier und gegen die Klarinette entschieden?
Vlahovic:
Instrumente haben ihre ganz eigenen Charaktere. Mich persönlich hat der Charakter des Klaviers am meisten angesprochen. Die Klarinette war von Anfang an nicht das richtige Instrument für mich. Also hat mir das Spielen auch keinen Spaß gemacht. Ich könnte mir auch nicht vorstellen, mich an der Violine so gut auszudrücken wie am Klavier. Als Kind habe ich übrigens ab und zu in der Kirche Orgel gespielt allerdings nie im Gottesdienst, sondern nur für mich. So konnte ich verschiedene Möglichkeiten austesten.
OMM:
Wann haben Sie den Entschluss gefasst, Konzertpianist zu werden?
Vlahovic:
Schon als Kind. Das war mir von Anfang an klar.
OMM:
Welchen Beruf hätten Sie denn gewählt, wenn es Ihnen nicht gelungen wäre, eine Musik-Karriere einzuschlagen?
Vlahovic:
Darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht. Ich hatte nie ein anderes Ziel, als Musiker zu werden. Meine Eltern waren immer dagegen und hätten mich lieber als Ingenieur gesehen. Das heißt, ich musste sehr viel für meine Ziele kämpfen.
OMM:
Welche Komponisten faszinieren Sie besonders?
Vlahovic:
Ich spiele gerne Stücke von Liszt und Chopin, aber man findet bei jedem Komponisten etwas Besonderes. Meine Vorlieben ändern sich auch im Laufe der Zeit. Es gibt zum Beispiel Phasen, in denen ich mich nur mit einem einzigen Komponisten befasse. Wenn man sich als Musiker weiterentwickelt, ändert sich das Interesse an bestimmten Stücken oder Komponisten. Im Studium musste ich Werke aus allen möglichen Epochen und Stilrichtungen spielen. Dabei kristallisieren sich bestimmte Vorlieben heraus.
OMM:
Wie stehen Sie persönlich zu Mozart? Haben Sie seine Werke anlässlich seines 250. Geburtstages mit in Ihr Programm aufgenommen?
Vlahovic:
Mozart spiele ich nicht so viel. Ich mag ihn zwar als Komponisten, aber das Mozart-Jahr ist für mich kein Anlass, mich ausgerechnet jetzt seinen Werken zu widmen. In mein Repertoire habe ich auch nur wenige Mozart-Stücke aufgenommen. Warum sollte ich das auch tun, wenn ich spüre, dass mir die Musik anderer Komponisten besser liegt?
OMM:
Beispielsweise die Werke von Liszt. Was hat Sie dazu veranlasst, eine CD mit Stücken von ihm aufzunehmen?
Vlahovic:
Liszt ist einer der Komponisten, die ich persönlich sehr schätze. Schon als Kind wollte ich immer seine Musik spielen. Mein erster Kontakt mit ihm war ein alter Film über sein Leben und seine Karriere. Als Komponist und als Mensch hat er mich sehr fasziniert, und die ersten Noten, die ich von meiner Mutter bekommen habe, waren seine Ungarischen Rhapsodien. Ich musste lange an Liszts Stücken arbeiten. Erst als ich zufrieden mit meiner Interpretation war, habe ich den Entschluss gefasst, sie auf CD aufzunehmen.
OMM:
Wie lange haben Sie gebraucht, bis Sie die ersten Stücke von Liszt spielen konnten?
Vlahovic:
Nicht sehr lange. Meine Begeisterung war so groß, dass ich schon in der Kindheit komplizierte Stücke von ihm gespielt habe. Das ist eine, könnte man sagen, natürliche Begabung. Mit einem starken Willen, diese Kompositionen zu beherrschen, hatte das nichts zu tun. Es war vielmehr eine starke Affinität.
OMM:
Haben Sie sich als Kind auch schon an Chopin herangewagt?
Vlahovic:
Damals noch nicht. Erst später mit 18 oder 19 Jahren, als ich sehr romantisch und idealistisch veranlagt war und seine Musik gut zu meinem Geisteszustand passte.
OMM:
Können Sie sich noch an Ihr erstes öffentliches Konzert erinnern?
Vlahovic:
Nein. Ich bin als Kind oft im Rahmen von Schulproduktionen aufgetreten, aber ich weiß gar nicht mehr, wann ich mein erstes Konzert gegeben habe. Als ich noch in Zagreb und Graz studierte, stand ich oft auf der Bühne. Das war eine ziemlich intensive Zeit. Zwischendurch habe ich einige Jahre mit den Konzerten Pause gemacht und trete erst seit zwei Jahren wieder auf.
OMM:
Was war Ihr bisher größtes und bedeutendstes Konzert?
Vlahovic:
Jedes einzelne Konzert ist mir wichtig unabhängig davon, ob es in einem sehr bekannten oder in einem kleinen Saal stattfindet, ob vor 2000 oder auch nur vor fünf Zuhörern. Beides habe ich schon erlebt. Was für mich zählt, ist die Qualität meines Spiels. Es bedeutet mir viel, nach einem Auftritt mit mir selbst zufrieden zu sein.
OMM:
In welchen Ländern der Welt sind Sie bisher aufgetreten?
Vlahovic:
In allen möglichen europäischen Ländern und auch in Japan. Als ich Student war in Zagreb, gab es eine Gruppe von Japanern, die Interesse hatte an jungen kroatischen Musikern. Also habe ich meine Hochschule mit drei anderen Pianisten in Japan bei einer zweiwöchigen Konzert-Tournee repräsentiert.
OMM:
Welche musikalischen Ziele haben Sie sich für die Zukunft gesetzt?
Vlahovic:
Weiter zu spielen und meine Fähigkeiten ständig zu verbessern.
OMM:
Und natürlich Ihren Bekanntheitsgrad zu steigern...
Vlahovic:
Ich habe Ihnen meine Ziele schon genannt.
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Zeljko Vlahovic
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