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Komponierhäusl (Folge 3)
Franz-Liszt-Museum in Bayreuth Wär' er doch nur nicht hier gestorben!Text und Fotos von Stefan SchmöeEher unscheinbares Entrée: Nach Wagners Tod war für Liszt kein Platz mehr in der Villa Wahnfried - Wagner-Witwe Cosima quartierte den Vater lieber im Nachbarhaus ein Nein, zu den aus künstlerischer Sicht wirklich wichtigen Orten im Leben des umjubelten Klaviervirtuosen und Komponisten Franz Liszt gehört Bayreuth nicht, da wären vielmehr Weimar, Budapest und Rom zu nennen. In die fränkische Provinz führten ihn die Familienbande, hatte doch Tochter Cosima in zweiter Ehe Richard Wagner, gerade einmal zwei Jahre jünger als sein Schwiegervater, geheiratet. Glücklich war Liszt darüber nicht, hatte sich aber im Laufe der Jahre mit der Situation arrangiert und war wohl nicht ungern Gast in der Wagner'schen Villa Wahnfried. Damit allerdings war es nach dem Tod des berühmten Schwiegersohns im Februar 1883 vorbei – fortan hatte Liszt sich bei seinen Bayreuther Besuchen auf Cosimas Geheiß im Nachbarhaus einzuquartieren, wo eine möblierte Wohnung im Parterre zur Verfügung stand. Für die Wagner-Witwe scheinen die Visiten des Vaters vor allem dem Zweck gedient zu haben, mit seiner Prominenz den keineswegs etablierten und finanziell wenig gesicherten Festspielen zusätzlichen Glanz zu verleihen. Auf diesem Flügel des Schwelmer Klavierbauers Ibach spielte vielleicht auch Liszt, der eigentliche Nutzer aber war - Richard Wagner Liszt kam, wenn Tochter Cosima rief – so auch zu den Festspielen 1886, als der Wagner-Clan alle Hände voll zu tun hatte, neben dem Parsifal auch noch die Bayreuther Erstaufführung von Tristan und Isolde zu stemmen. Liszt, bereits erkrankt angereist, verfiel zusehends, vermutlich mehr schlecht als recht gepflegt von Tochter und Enkelkindern. Am Abend des 31. Juli 1886 starb er an einer Lungenentzündung, am 3. August wurde er auf dem Bayreuther Stadtfriedhof beigesetzt. Bei der Totenmesse saß kein Geringerer als Anton Bruckner an der Orgel – und improvisierte über Themen aus Wagners Parsifal (Themen von Liszt habe er halt nicht gekannt, soll er angeblich als Erklärung angegeben haben). Schon da war Bayreuth die Stadt Richard Wagners und dessen langem Schatten. Immerhin: 1993 wurden die Räume, in denen Liszt wohnte und starb, als Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, der Einfachheit halber gleich vom ungleich größeren Wagner-Museum (das seiner Neueröffnung harrt) mitverwaltet. Sinn stiftend in Fußhöhe ausgestellt: Des Meisters Schuhe
Auf eine Rekonstruktion der historischen Räume hat man verzichtet. Statt dessen gibt die Ausstellung in konventioneller Manier mit Vitrinen und erläuternden Tafeln einen groben Überblick über Liszts Leben, ohne allzu sehr ins Detail zu gehen zu können oder sich gar kritisch mit dem Verhältnis zwischen Liszt und Wagner auseinander zu setzen. Die teils hochrangigen Exponate, die im Wesentlichen der Sammlung des Münchner Pianisten Ernst Burger stammen, sind in einer Datenbank erfasst, die als „Museum online“ frei zugänglich ist – eine gute Ergänzung des Museums. Und natürlich soll auch klingende Musik nicht zu kurz kommen: „Eine qualitativ hochwertige 5-Kanal-Audio-Anlage begleitet den Besucher auf seinem Rundgang durch das Museum mit Musik von Franz Liszt“, heißt es auf der kargen Homepage. Und welche Werke hat man dafür ausgewählt? An diesem Tag sind's Liszt'sche Klaviertranskriptionen von Werken Richard Wagners. Nein, Bayreuth ist wirklich nicht die Stadt Franz Liszts.
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In der Reihe Komponierhäusl stellen wir kleine und große Gedenkstätten und Museen für Komponisten und Musiker vor.
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