Feuilleton | |
Komponierhäusl (Folge 1)
Gustav Mahlers "Komponierhäusl" in Steinbach am Attersee Wo Gustav Mahler baden gingText und Fotos von Stefan SchmöeZum Komponieren kam Gustav Mahler kaum noch, nachdem er 1891 zum ersten Kapellmeister der hamburgischen Oper berufen wurde. Was er als seine eigentliche Berufung ansah, war fortan eine Beschäftigung für die die sommerliche Spielpause, und Mahler hat fortan seine Ferienplanung an seinem Bedürfnis, einige Stunden am Tag absolute Ruhe zur Arbeit an den Symphonien zu haben, ausgerichtet. Im Sommer 1893 bezog der Komponist fünf Zimmer im Gasthof "Zum Höllengebirge" am Ostufer des Attersees, rund 40 km von Salzburg entfernt, an, begleitet von seinen Geschwistern Emma, Otto und Justine sowie der langjährigen Vertrauten Natalie Bauer-Lechner. In den folgenden Wochen schrieb er hier u.a. das Scherzo und Adagio der 2. Symphonie. Die gewünschte Ruhe fand er aber nicht, jedenfalls nicht ganz, und so gab er den Bau eines kleinen Häuschens auf der Wiese hinter dem Gasthof, direkt am Seeufer, in Auftrag - das erste von drei Komponierhäusern (später folgten ähnliche Bauten in Maiernigg am Wörthersee und im südtiroler Toblach). Bei seinem nächsten Aufenthalt 1894 konnte er die kleine Hütte sofort beziehen. Mahler stand sehr früh auf, gegen sechs Uhr morgens, schwamm im See und setzte sich dann bereits in das Komponierhäuschen, wo das Frühstück für ihn gedeckt war, nach dessen verzehr er sich sofort an die Arbeit machte, so schildert Jens Malte Fischer in seiner Mahler-Biographie den Tagesablauf. Nur drei Jahre währte das Komponierglück unmittelbar am Ufer des Attersees - mit dem neuen Pächter des Gasthofs konnte Mahler sich nicht einigen, und so endete im Sommer 1896 der letzte Aufenthalt Mahlers in Steinbach.
Das Komponierhäuschen hat auf wundersame Weise die Zeiten überdauert. Gebadet wird hier immer noch, und Ruhe fände der Komponist im Sommer wohl kaum noch - ein lärmiger Campingplatz umgibt den einfachen, aus nur einem Raum bestehenden Bau, in dem 1984 eine kleine Gedenkstätte eingerichtet wurde. Den Schlüssel dazu gibt's immer noch im Gasthof, der inzwischen den Namen Gasthof Föttinger trägt, aber als "Activ Hotel mit Tauchbasis" neben der liebevollen Mahler-Pflege dem zeitgemäßen Tourismus verpflichtet ist. Beim Betreten des Häuschens schaltet sich automatisch Musik ein, die hier erschaffene 3. Symphonie, und mit Stutzflügel und ein paar Dokumenten stellt sich, ungeachtet der im See badenden Kinder ein paar Meter weiter, eine Ahnung von Aura ein. Der Blick auf See und Gebirge hat sich freilich erhalten, einer gern zitierten Äußerung Mahlers gegenüber dem Besucher Bruno Walter im Sommer 1896 zum Trotz: "Sie brauchen gar nicht mehr hinschauen - das habe ich schon alles wegkomponiert."
Ihre
Meinung |
In der Reihe Komponierhäusl stellen wir kleine und große Gedenkstätten und Museen für Komponisten und Musiker vor.
Weitere
Informationen unter:
Weitere Beiträge in der Reihe Komponierhäusl |
- Fine -