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Komponierhäusl (Folge 2)
Richard Strauss in Garmisch-Partenkirchen Rückzug ins UnpolitischeText und Fotos von Stefan SchmöeDas Richard-Strauss-Institut im ehemaligen Kurhaus Partenkirchen „Von diesem Schaden konnte ich mir die Garmischer Villa bauen“, kommentierte Richard Strauss trocken, als ihm Freunde wie Kritiker vorwarfen, mit einem erotisch-exotisch schockierenden Sujet wie der Salome der bis dahin doch so erfolgreichen Karriere zu schaden. Nach dem Sensationserfolg der Oper im Dezember 1905 war der geschäftstüchtige Komponist nicht nur berühmt, sondern auch wohlhabend – und ließ sich im abgeschiedenen Garmisch ein großzügiges Domizil bauen. Bis zu seinem Tod 1949 war das Haus in der Zoeppritzstraße Rückzugsgebiet für den umtriebigen Dirigenten und Komponisten, zunächst für die Sommermonate (Strauss war bei Baubeginn Kapellmeister, ab 1908 Generalmusikdirektor der Berliner Hofoper Unter den Linden), später als dauerhafter Wohnsitz. Hier komponierte er weite Teile seines Opernschaffens, beim populären Rosenkavalier angefangen, und in den Räumen der Villa starb der 85-jährige Strauss am 8. September 1949. Die Brille des Komponisten in den Ausstellungsräumen des Richard-Strauss-Instituts. Geboren als Untertan des jungen bayrischen Königs Ludwig II. durchlebte Strauss das Kaiserreich beider Wilhelme, die Weimarer Republik, beide Weltkriege und starb als Bürger der jungen Bundesrepublik. Alles andere als ein philosophierender Weltverbesserer wie Richard Wagner, vertrat Strauss Zeit seines Lebens ein pragmatisches bürgerliches Kunstverständnis, nicht zuletzt als Manager in eigener Sache: Von der Musik leben, und das nicht zu schlecht, war wesentlicher Bestandteil des darin durchaus modernen Selbstbildes des Komponisten (verbunden mit dem Selbstbewusstsein, durch den eigenen Stil kompositorische Maßstäbe zu setzen). Das schloss den zeitweiligen Pakt mit den Nationalsozialisten ein: Nicht aus Überzeugung, sondern im Irrglauben, den Gang der Dinge beeinflussen zu können, ließ sich Strauss an die Spitze der Reichsmusikkammer berufen. Als ihm seine Machtlosigkeit bewusst wurde, zog er sich ebenso schnell zurück. Nicht erst da wurde das abgelegene Garmisch zum unpolitischen Refugium weit ab der Metropolen. Das sah man auch in Berlin so: „Die Welt sieht anders aus, Herr Dr. Strauss, als Sie sich das in Ihrem Garmischer Studierzimmer vorstellen!“ soll sich Joseph Goebbels gegenüber dem Komponisten geäußert haben. Die Villa Richard Strauss' in der Zoeppritzstr. (nicht öffentlich zugänglich).
Bis heute ist die Villa in Familienbesitz und nicht öffentlich zugänglich. Die Gemeinde Garmisch-Partenkirchen würdigt ihren berühmten Einwohner mit dem „Richard-Strauss-Institut“ im ehemaligen Kurhaus von Partenkirchen, das neben dem Richard-Strauss-Archiv ein paar Museumsräume beherbergt. Über den Status einer Gedenkstätte kommen die freilich nicht hinaus: Man huldigt einem berühmten Komponisten, der hier Mensch sein durfte. Ganz adrett sind in zweieinhalb Schauräumen ein paar Devotionalien arrangiert, zeigen Strauss anekdotisch als weltmännischen Reisenden, als Autofahrer, als Skatspieler, als Komponisten - eben als geschichtslose und ziemlich unpolitische Persönlichkeit. Im Keller kann man Musik auswählen (gern genommen, auch von mehreren Besuchern nacheinander, wird die einleitende Fanfare aus Also sprach Zarathustra) und dazu einen (im Eintrittspreis inbegriffenen) Kaffee trinken. Besonders nahe, so der zugegeben subjektive Eindruck, kommt man Richard Strauss dabei nicht.
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In der Reihe Komponierhäusl stellen wir kleine und große Gedenkstätten und Museen für Komponisten und Musiker vor.
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