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Sigrid Laube
Aber Mozart!



Ein Wunderkind auf Tournee

Von Stefan Schmöe

Aus der Salzburger Provinz in die große Welt, und das war vor allem das Versaille Ludwigs XV. – das ist der Bogen, den Sigrid Laubes „Roman über das Wunderkind Wolfgang Amadeus“ schlagen möchte. Das Buch beginnt mit dem Tag von Mozarts Geburt und endet 1764 mit der Audienz bei Madame Pompadour, der einflussreichen Maitresse des französischen Königs. Das ziemlich abrupte Ende ist die größte Schwäche des ansonsten sehr eindrucksvollen, rund 170 Seiten starken Romans, der sich an Jugendliche ab etwa 12 Jahren wendet (mit dem in wörtlicher Rede häufig verwendeten Umgangston des 18. Jahrhunderts werden jüngere Leser Schwierigkeiten haben), der aber wegen seiner atmosphärischen Dichte auch Erwachsene anspricht. Die Idee war wohl, die Erzählung auf dem Gipfel von Mozarts Tournee-Erfolg abbrechen zu lassen (ob das Pariser Gastspiel das war, ist wieder eine andere Sache), aber dieser Bogen wird in der Erzählweise nicht deutlich. So hat der offene Schluss etwas unbefriedigendes, weil er zu wenig motiviert erscheint. Positiv formuliert: Eigentlich möchte man noch lange weiterlesen.

Die Autorin hebt in erster Linie die Schattenseiten des Wunderkind-Daseins hervor – die Mühen des seinerzeit beschwerlichen Reisens, der geschäftliche Aspekt der „Tournee“, das künstlerische Desinteresse einer allein auf die Sensation fixierten Öffentlichkeit. Auf der anderen Seite steht die (sich nach und nach zeigende) Genialität des kleinen Wolfgang, der sich als dauerquasselnder Lausbub der Etikette der Fürstenhöfe immer wieder entzieht (da deuten sich die Konflikte der späteren Lebensjahre bereits an). Mit viel Liebe wird in plastisch beschriebenen Anekdoten das Familienleben der Mozarts nachgezeichnet, wobei insbesondere Mozarts Schwester Nannerl zu einer eigenständigen künstlerischen Persönlichkeit aufgewertet wird, die sich allein ihres Geschlechts wegen nicht entfalten darf – komponieren und solcherlei Zeug ziemte sich für Frauen seinerzeit eben nicht. Da auch die Dienstboten, Nachbarn und Freunde bedeutende Rollen spielen, ergibt sich ein facettenreiches, gut nachvollziehbares Bild von Mozarts Lebenssituation sowohl im heimischen Salzburg als auch auf seinen umfangreichen Reisen. Da bleibt eigentlich nur zu wünschen, das Sigrid Laube sich zu einem zweiten Band durchringen kann.

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Cover


Sigrid Laube
Aber Mozart!
Roman über das Wunderkind Wolfgang Amadeus


184 S., gebunden

© 2005 Verlag Carl Ueberreuther Wien
EUR 19,90
ISBN: 3--8000-5171-0

Weitere Informationen unter:
www.ueberreuter.at






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