Filmgenres
Komödie
Ein Führer durch die Geschichte der Leinwand- Komödie - und ihre Musik
Von Frank Becker
Der jüngste Band der bei Reclam von Thomas Koebner edierten Filmgenre-Reihe behandelt die Film-Komödie.
Sorgfältig von Heinz-B. Heller und Matthias Steinle aus den Beiträgen
einer kinobegeisterten wissenschaftlichen Redaktion
zusammengestellt, versammelt er 112 exemplarische Artikel über
den Stoff, aus dem seit 1906 mit Max Linder in Lucien Nonguet "Les
débuts de Max au cinéma" das Lachen auf Celluloid ist. Angesichts des
nahezu unüberschaubaren Angebots an Verwechslungskomödien,
Slapstick, heiteren Tanz- und Musikfilmen, lustigen Miniaturen,
großem poetischen Humor etc. dürfte es schwer gefallen sein, sich
auf die eingegrenzte Auswahl zu einigen. Sie ist gelungen, da sie es
schafft, anhand von Beispielen aller Filmepochen die Entwicklung des
Genres und seiner Technik, sowie den Wandel in Angebot und
Zeitgeschmack überschaubar und nachvollziehbar darzustellen.
Von den Anfängen im Stummfilm 1906 (s.o.) bis zur verzauberten
poetisch-phantastischen Komödie "Die fabelhafte Welt der Amélie" (2001)
spannt sich der Bogen über fast 100 Jahre. Wurde beim Stummfilm der
durchaus erkannte Mangel an Ton einfallsreich durch Klavierpieler in
den Kiematographen ausgeglichen, brach mit der Einführung des
Tonfilms 1928 eine völlig neue Ära an, die nicht nur den Schauspielern
ihre Sprache zurückgab, sondern die Musik als wichtiges dramaturgisches
(und unterhaltendes) Mittel einführte. 1925 noch als Stummfilm
entstanden, wurde Charles Chaplins "Goldrausch" von ihm selbst 1942
noch nachträglich mit Musik versehen. Chaplin hatte ab "Lichter der
Großstadt" (1931) für alle seine im Buch erwähnten Filme die Musik
komponiert. Mit Wilhelm Thieles "Die Drei von der Tankstelle"
begann die Geschichte des deutschen Schlagerfilms im Gewand einer
Tonfilmoperette. Werner Richard Heymann, der später in der Emigration
in Hollywood wie Friedrich Hollaender als Filmkomponist Karriere machte ("Ninotschka", "Sein
oder Nichtsein"), schrieb die Schlager für Lilian Harvey, Heinz Rühmann, Willy Fritsch und
Hans Brausewetter.
Doch nicht nur als auflockerndes Element der Handlung oder als ihre Untermalung bekam
die Musik Bedeutung. Als integraler Bestandteil der Dramaturgie und
Inszenierung nahm sie bald eine wichtige Rolle ein, die heute oft einen
Großteil der Wirkung ausmacht - bei der Komödie wie beim Drama, Western oder Krimi unverzichtbar.
Ohne die Musik von de Paul/Raye/Fain/Skinner wäre der
turbulent-irrwitzige Tanzfilm "Hellzapoppin" nicht, was er geworden
ist, Chaplins "Der große Diktator" lebt von der Verwendung der Musik
Wagners und Brahms´, Alexander Mackendricks urbritische
Gangster-Komödie "Ladykillers" ist so untrennbar mit Boccherinis
"Menuett" verbunden wie Jacques Tatis "Die Ferien des Monsieur Hulot"
mit dem sonnigen Sommerjazz-Thema Alain Romans und für Terry Jones´
Monty Python-Film "The Life of Brian" steht synonym Eric Idles Song
"Always look on the bright side of life". "Filmgenres: Komödie" hat von all dem noch mehr und ist für
Filmfreunde und Musikliebhaber, die auch im Kino die Ohren spitzen,
unverzichtbar.
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Komödie
Ein Führer durch die Geschichte der Leinwandkomödie - und ihre Musik
Reclam, 2005 512 Seiten mit Register kartoniert
10,80 ¤
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Informationen unter:
www.reclam.de
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