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Siegfried Wagner
... trotzdem Siegfried Wagner und Der Schmied von Marienburg Die Vision einer Ausstellung: SIEGFRIED WAGNER ... TRAUMATA ALS OPER Künstlerische Aufarbeitung eines Lebensschicksals »Ja, so ein Vater zu schleppen ist gar nicht gut«. (Cosima Wagner) »Der Sohn dieses Vaters, der übrigens als Künstler zweifellos das Opfer einer pedantischen Theorie ist, der nicht nach seinem Eigenwert geschätzt, sondern nach einem vermeintlichen Naturgesetz, demzufolge ein bedeutender Mann keinen bedeutenden Sohn haben darf, obwohl Johann Sebastian Bach zwei sehr bedeutende Söhne hatte und obwohl Siegfried Wagner ein tieferer und originellerer Künstler ist, als viele, die heute sehr berühmt sind«. (Arnold Schönberg) Siegfried
Wagners achtzehn Bühnenwerke werden oft als „Märchenopern“ verharmlost,
dabei weisen sie zumeist einen Weg in das Unbewusste und oft auch in
geradezu erschreckende menschliche Abgründe. Wie sein Vater erstellte
auch Siegfried Wagner seine Dichtungen selber und komponierte dazu eine
spätromantische Musik, die sowohl Anklänge an Mahler und Janácek
aufweist, als auch italienische und französische Einflüsse ebenso
integriert wie Zwölftonreihen, Atonalität, und Aleatorik.
Vor 100 Jahren übernahm Siegfried Wagner die Leitung der Festspiele von seiner Mutter Cosima. Gerade weil dessen so gut wie überhaupt nicht gedacht wird, war diese Ausstellung ein wichtiger und bedeutender Beitrag zu Leben und Werk Siegfried Wagners. Der gebürtige Bayreuther Musiktheaterwissenschaftler und Theatermann Prof. Dr. Peter P. Pachl, der als Intendant und Regisseur immer wieder dafür sorgt, dass die Werke Siegfried Wagners aufgeführt werden, und der im Juni 2008 die polnische Erstaufführung des „Schmied von Marienburg“ in Gdansk inszeniert hat, sieht in diesen Werken gigantische Tagebücher einer Zeit der sterbenden Monarchie und ungewisser Zukunftsaussichten in der Weimarer Republik. Gemeinsam mit seinem Ausstatter Achim Bahr und Studenten der Berliner Technischen Kunsthochschule gestaltet er im Eremitenzimmer der Klaviermanufaktur Steingraeber eine ungewöhnliche Ausstellung, die über einen abenteuerlichen Zugang erreichbar und nur durch kleine Spots beleuchtete war. Sie folgt den Parallelen zwischen Bühnenwerk und der Vita des Komponisten. Bilder der polnischen Erstaufführung in Danzig ergänzten diese Ausstellung, die aus zehn Fotofahnen und einem inszenierten Raum bestand. Berücksichtigt waren dabei drei Zeitebenen, die Zeit der gespielten Handlung der Oper (das Jahr 1410, die Niederlage der Ordensritter bei Tannenberg), die Zeit der Entstehung der Oper (Erster Weltkrieg, Sieg bei Tannenberg, Niederlage und Nachkriegszeit, Uraufführung der Oper 1923 in Rostock) und das Heute (Völkerverständigung, gemeinsame polnische Erstaufführung der Oper durch das pianopianissimo - musiktheater München und die Polska Filharmonia Gdansk am 28. Juni 2008). OMM-Rezension: Der Schmied von Marienburg Parallelen zwischen Bühnenwerk und der Vita des Komponisten Siegfried Wagner und seine Zeitgenossen sahen im Bild der Marienburg eine Allegorie auf das Festspielhaus. Aber auch zahlreiche weitere biographische Allegorien sind in der Opernhandlung mühelos aufzufinden: SIEGFRIED WAGNER / Muthart, der Schmied von Marienburg Zeitgeschichte / Siegfried Wagner und der deutsche Michel Muthart, der Schmied von Marienburg, entspricht des Geschickes Schmied der Festspiele (die inflationsbedingt über das Kriegsende hinaus für zehn Jahre geschlossen blieben). „Der Schmied von Marienburg“ OPUS 13 AUF DER BÜHNE / Uraufführung im Stadttheater Rostock 1923 MARIENBURG / FESTPIELHAUS BAYREUTH Frau Madaldrut, die bigott katholische die Mutter des Schmiedes, pocht auf ein eigenes Enkelkind – wie dies auch Cosima getan hat. Frau Cosima und ihr bigotter Katholizismus / Frau Madaltrut Wieland Wagner der ersehnte Erbe Winifred Wagner scheint in der Opernhandlung aufgespalten in ein Wunschbild und in ein Bild der Ängste: in die Waise Winelib, die liebe Kindfrau - und in Wanhilt, die verblendete, unehrliche, eigene ehrgeizige Pläne entwickelnde Ehefrau des Schmiedes. WINIFRED WAGNER / Wanhilt und Winelib Weiter gibt es in der Oper eine Antizipation der Tochter des Komponisten, und dies bis in Details hinein, wie den Spitznamen „Maus“: die von Freiheitsdrang erfüllte, aufmüpfige Friedelind. FRIEDELIND WAGNER / Friedelind Als dessen gefährlichster Gegenspieler hatte sich kurz vor Kriegsausbruch der Enthüllungsjournalist Maximilian Harden erwiesen. Ihm gleicht der blind hasssüchtige Bürger Willekin. Willekin, ein Bürger / Maximilian Harden Und dann gibt es noch den besagten Einsiedler, einen abtrünnigen Ordensritter mit einem illegitimen Kind, - auch hier mag man an den Dichterkomponisten selbst denken, aber auch an dessen Freund Albert Schweitzer. Weitere
OMM-Berichte über die
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Eingang zum Hof der Klaviermanufaktur Steingraeber in Bayreuth (Friedrichstraße 2). http://www.steingraeber.de/ Oper in 3 Aufzügen |
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